Hast du schon dein Tattoo? Oder hinkst du noch hilflos dem Trend hinterher?

Tattoos sind der Trend der Zeit - und zwar schon eine ganze Zeit lang.

Zierten sie früher, mehr oder weniger professionell mit diversen abenteuerlichen Gerätschaften gestochen, als PECKERL vornehmlich die Haut ehemaliger Strafgefangener, so haben sie seit einer erklecklichen Reihe von Jahren ihren Zugang in die Welt der Prominenten gefunden. Und somit als logische Konsequenz auch den Weg auf die jungfräuliche Haut "normalsterblicher" Bürger.

Waren früher gemalte Henna-"Tattoos" für die weniger Mutigen der ultimative Kick, so muss es heute schon ein ECHTES, gestochenes Bild sein, welches in mannigfaltigster Ausführung die Körper der Trendbewussten ziert.

Den Motiven sind hier keinerlei Grenzen gesetzt - angefangen von den typischen Motiven, mit denen sich in früheren Zeiten speziell Seeleute Brust, Arme und sonstige einschlägige Körperteile verzieren ließen, sind diese doch eher plumpen Abbildungen von Ankern und großbrüstigen Damen inzwischen trendigen Bildnissen gewichen - angefangen von Blümchen (vornehmlich Rosen), über herzige bis furchterregende Tierabbildungen, der eigene Hund, die große Liebe, der angehimmelte und unerreichbare Star - alles ist möglich. Und hängt letztendlich nur vom Können des zur Tat schreitenden Stichkünstlers ab.

Der erste diesbezügliche Trend, der mir bewusst wurde, war das inzwischen vielgeschmähte "Arschgeweih", welches sich vornehmlich junge Mädchen auf ihrem Steißbein verewigen ließen. In Hockstellung oder gebückter Haltung rutschte dieses dann über den tiefsitzenden Hosenbund und war für alle gut sichtbar. Inklusive des ebenfalls hochrutschenden (String-)Tangas, was als ziemlich sexy galt.

Dieser Trend dauerte jedoch nicht sehr lange und wird heutzutage eher als proletenhaft belächelt - und nicht wenige der damals verirrten und inzwischen erwachsen gewordenen Fashionvictims haben sich inzwischen von diesem Körperschmuck mittels schmerzhafter Laserprozedur wieder getrennt.

Auch ist die Kunst des "Coverns" inzwischen eine sehr lukrative und gewinnträchtige - wo sich Unzufriedene einst gestochene Motive durch andere überzeichnen lassen, damit das mittlerweile ungeliebte Kunstwerk wieder anschaubar und somit erträglich wird.

Auch hier ist die Kunstfertigkeit der Stichkünstler gefragt, das Ergebnis soll ja wenigstens im Zweitversuch zufriedenstellend werden.

Was bringt aber einen Menschen dazu, sich mittels einer mehr oder weniger schmerzhaften Prozedur - je nach Körperteil - Farbe dauerhaft unter die Haut stechen zu lassen?

Ist es tatsächlich nur die Optik, oder soll eine Botschaft damit verbreitet werden?

Oder sind es der Kick und die Lust am Leiden - die Prozedur ist ja nicht ganz schmerzfrei, ein gewisses Maß an Masochismus gehört dehalb auch dazu.

Nun, die Motive mögen bei jedem Einzelnen verschieden sein, wichtig ist, dass man sich mit seinem Kunstwerk auch dauerhaft wohlfühlt.

Außerdem muss man bedenken, dass man dieses Kunstwerk dann im Normalfall nicht mehr loswird, oder zumindest nicht ganz so einfach.

Und - Geschmäcker ändern sich bekanntlich mit der Zeit - und nicht jeder will bis ins hohe Alter etwa eine Comic-Figur oder den Namen der ersten, längst verblichenen Liebe auf mehr oder weniger ins Auge fallenden Körperteilen sichtbar prangen haben.

Auch muss man den Alterungsprozess der Haut in Betracht ziehen - nicht auf allen Körperregionen bleibt ein einstmals schönes straffes Bild für die Ewigkeit - oder zumindest die nächsten 30 Jahre - ansehlich. Danach ist es vermutlich eher irrelevant, je nach Alter.

Ein Tattoo will deshalb gut überlegt sein, damit man auch lange Freude daran hat.

Ich selbst bin Trägerin von inzwischen zwei Tattoos - und ich kann über meine persönliche Motivation berichten, die mich dazu bewogen hat, mir einen solchen Körperschmuck stechen zu lassen.

Ich wollte ein schmückendes Motiv, wie ein bleibendes Schmuckstück - irgendwelche großflächigen "Bletschn", Bilder und dergleichen haben mich nicht wirklich interessiert. Für mich ist ein Tattoo dann schön, wenn es fließend ist und nicht als abgezirkeltes Bild wie ein Fremdkörper irgendwo hingeklatscht wirkt.

Und ich habe lange überlegt, bevor ich mir vor rund 15 Jahren mein erstes stechen liess. Ich war also kein Teenager mehr, der sich im Überschwang jugendlichen Leichtsinns irgendein Spaß- oder Romantikmotiv zugelegt hat, an welchem ich mich spätestens nach 5 Jahren sattgesehen hätte.

Es ist somit eine Art Armreif am Oberarm geworden, mit geschwungenen Formen und Motiven, welches ich selbst gezeichnet habe.

Und es gefällt mir immer noch - jedesmal, wenn ich es anschaue.

Was mir im übrigen auch besonders wichtig war und ist - ich wollte ein Tattoo, welches ich selbst auch sehen kann. Ein Bild auf dem Rücken, welches ich selbst nie, und andere auch nur gelegentlich zu sehen bekommen, halte ich für ziemlich sinnlos.

Außerdem sollte es an einer Stelle sein, wo es nicht ständig halb von Kleidung überdeckt ist - deshalb gefallen mit diverse Motive, die halb in den Halsausschnitt hineinragen, aber meistens zur Hälfte verdeckt sind, auch nicht.

Entweder so hoch positioniert, dass es vom durchschnittlichen Halssausschnitt diverser Pullover und Shirts unbedeckt ist - oder aber ganz verdeckt.

Vor ca. 2 Monaten, nachdem unsere Julie uns verlassen hat, ist in mir langsam der Wunsch nach einem zweiten Tattoo erwacht, ich wollte sie irgendwie für mich bei mir verewigen, so platt das jetzt auch klingen möge.

Und so hab ich lang hin- und herüberlegt, WAS - und vor allem, WO ich mir ein dementsprechendes Tattoo stechen lasse.

Es sollte dezent, aber schmückend sein, und es muss der Zweck des Motives nicht unbedingt jedem sofort ins Auge springen.

Also hab ich mich hingesetzt und ein Motiv passend zu meinem Armreif gezeichnet, in dem der Schriftzug Julie und die Jahreszahlen 2004 - 2017 (ihre Lebensjahre) integriert sind.

Dieses habe ich mir ein Stück oberhalb des linken Handgelenks stechen lassen - oberhalb der Armbanduhr, damit es nicht ständig halb von dieser bedeckt ist.

Die Formen und Ornamente sind passend zu dem Armreif am selben Oberarm.

Dieses Tattoo habe ich jetzt etwas mehr als eine Woche, und ich finde es total gelungen und schön, zart und fein gezeichnet.

Es heißt ja, dass man nach dieser Art von Körperschmuck regelrecht süchtig werden kann - und diverse Beispiele, deren Körper von Tattoos regelrecht flächendeckend bedeckt sind, bestätigen dieses Vorurteil auch. Es soll auch Leute geben, für die der Schmerz den eigentlichen Kick darstellt, nicht das Motiv.

Und es ist tatsächlich so, dass man schon etwas dazu tendiert, wenn man einmal damit begonnen hat, weitere Verschönerungen in Betracht zu ziehen.

Nun, ich für mich tendierere derzeit eher in die Richtung, dass mit meinen zwei Motiven mein Bedarf gedeckt ist - aber wer weiß, was die Zukunft noch so bringt?!

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