Meine Mutter ist tot.

Sie starb in der Nacht zu einem sonnigen Ostermontag vor nunmehr 18 Jahren an Krebs.

Sie hat diesen schönen Ostersonntag im April nicht mehr sehen können, und vieles andere danach auch nicht mehr.

Vorangegangen waren dieser finalen Krebserkrankung einige andere - und trotzdem kam ihr Tod zu diesem Zeitpunkt für uns unerwartet.

Sie litt an einem bösartigen Darmpolypen, in Folge dessen sie einen künstlichen Ausgang hatte - und dieser sollte wieder "rückoperiert" werden, sie wurde deshalb im Spital aufgenommen.

Und das hat sie dann nicht mehr lebend verlassen - im Laufe der notwendigen Untersuchungen stellte sich heraus, dass sie doch nicht so "gesund" war, wie wir alle dachten...

Nach sieben quälenden Wochen ist sie dann eingeschlafen.

Sie war zu dem Zeitpunkt 2 Jahre älter, als ich es heute bin, nämlich 54.

Und das Schlimme an ihrem Tod war für mich nicht das Wissen, dass ich sie nun nie mehr wieder sehen würde, nein, was mich wirklich traurig gemacht hat, war der Gedanke daran, wieviel sie nun nicht mehr sehen würde können -

ihre jüngere Enkelin, meine Tochter, die damals gerade 9 Jahre alt war, die würde sie nun nicht mehr erwachsen werden sehen.

Oder das alte Reihenhaus, um das ich mich damals gerade seit Monaten bemühte - und mit dem ich sie noch im Spital genervt hab. Das haben wir 3 Monate nach ihrem Tod übernommen, und sie hat kein einziges Mal unseren Garten gesehen. Und sie wusste, wie sehr ich mir diesen gewünscht hatte, wir waren jahrelang auf der Suche nach einem solchen Haus.

Sie hat unsere Hündin nicht mehr kennengelernt, die hätte sie sicher heiß geliebt.

Das war für mich der erste Gedanke nach ihrem Tod - dass sie nun an Vielem nicht mehr teilhaben konnte, was mir wichtig war.

Erst in zweiter Linie habe ich an meinen eigenen Verlust gedacht, dass sie nun in meinem Leben fehlen würde.

Aber so ganz wird sie niemals weg sein, weg aus meinem Leben.

Denn je älter ich werde, desto mehr sehe ich sie in mir.

Ich ertappe mich oft dabei, wenn ich eine bestimmte Redewendung benütze, dass ich SIE dabei höre - sie hat die gleichen Worte, die gleichen Sprüche benutzt und sogar im gleichen Tonfall.

Manchmal höre ich tatsächlich meine Mutter aus meinem Mund sprechen, ich höre ihre Stimme, und doch ist es meine.

Ich schaue meine Hände an - und sehe die meiner Mutter.

Ich schaue mich in den Spiegel - und manchmal glaube ich, meine Mutter schaut mich daraus an.

Irgendwie ist sie immer bei mir, und das wird wohl immer so bleiben.

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