Ich möchte von einem jungen Mann erzählen, der vor einigen Jahren mit einer mir nahestehenden jungen Dame liiert war, bis er sich mit seinem Auto derstessn hat, wie man in Wien so schön sagt.

Der betreffende Bursch, nennen wir ihn Andreas, war damals gerade 22 Jahre jung.

Ich lernte Andreas als wohlerzogenen und sehr netten Burschen kennen, er ist uns nie anders als positiv aufgefallen, wir mochten ihn sehr.

Seit seinem tragischen Tod frage ich mich, ob es tatsächlich Schicksal war, welches ihn ereilt hat, oder ob man diese Entwicklung schon vorher absehen und dieses Ende eventuell auch abwenden hätte können. Oder ob es einfach darauf hinauslaufen musste....

Andreas´ Eltern waren ziemlich wohlhabend und hatten sich außerhalb von Wien ein großes Haus gebaut. Und weil man als junger Mensch in Österreich auf dem platten Land mobil sein muss, wurde ihm ein PS-starkes Auto geschenkt. Mit dem war er fortan unterwegs, meistens viel zu schnell, oft auch unter Alkoholeinfluss.

Wie bei der männlichen Jugend leider oft üblich, war sein Alkoholkonsum beträchtlich, bei jeder Party mit seinen Freunden und bei jedem Ausgehen wurde gebechert, was das Zeug hielt.

Die junge Dame, die damals mit ihm liiert war, hat ihm mehrmals angedroht, mit ihm Schluß zu machen, so er die Trinkerei nicht massiv reduzieren würde - in ihrer Gegenwart hat er sich fortan dann auch zusammengerissen und tatsächlich nicht mehr so viel getrunken.

Am Abend seines Todes war Andreas wie so oft am Abend beim Training im Fitnessstudio und machte sich danach mit seinem Auto auf den Heimweg. Ob er tatsächlich Alkohol getrunken hat, haben wir dann nicht mehr erfahren.

Auf der vertrauten Route war er dann aber offensichtlich wie so oft viel zu schnell unterwegs. An einer Kreuzung mit einer Stopptafel, wo er jedoch Vorrang hatte, kam es dann zum Zusammentreffen mit einem anderen PKW. Dieser fuhr nach Aussage von Andreas´ Freund, der mit seinem Auto vor ihm fuhr, ohne anzuhalten in die Kreuzung ein, der Freund konnte noch ausweichen, Andreas musste jedoch sein Auto verreissen, sodass er massiv ins Schleudern kam, sich eindrehte und mit dem Heck in die Stahlkonstruktion einer kleinen Brücke wenige Meter danach krachte.

Das Auto, welches offensichtlich den Unfall verursacht hatte, wurde übrigens von einer jungen Dame gelenkt, die im Freundeskreis ebenfalls bekannt war.

Ob Andreas damals unter Alkoholeinfluss stand, weiß ich heute nicht mehr, die Reaktion der am Unfallort eintreffenden Polizisten weiß ich jedoch noch - Andreas´ Freund hat es uns danach erzählt: Die erste Frage des Polizisten lautete nämlich: "Na, habt´s a Hazerl gmacht?" (Hazerl = Wettrennen)

Die männliche Jugend war der lokalen Polizei natürlich wohlbekannt, was eben dann zu dieser Reaktion führte.

War es Schicksal, dass sich genau dort diese kleine Brücke befand? Einige Meter davor oder danach wäre Andreas Auto im Feld gelandet und der Unfall wäre wohl glimpflich abgelaufen.

So jedoch wurde er mit unklarem Verletzungsgrad ins Krankenhaus eingeliefert, wo nach einigen wenigen Untersuchungen feststand, dass seine Verletzungen durch den Aufprall weit massiver waren, als angenommen, es war nichts mehr zu machen.

Äußerlich war ihm nichts anzusehen, er wirkte völlig unversehrt.

Andreas ist nicht mehr aufgewacht.

Ich fuhr mit der jungen Dame, die den Abend mit uns verbracht hatte, sogleich ins Krankenhaus, wo wir zusammen mit Andreas´ Eltern und einer kleinen Schar von herbeigeeilten Freunden zunächst die schlimmen Nachrichten erhielten und danach stundenlang bei ihm ausharrten, bis es vorbei war.

Das ist jetzt 6 Jahre her - und ich habe oft darüber nachgedacht, ob es auch Schicksal war, dass unsere Tochter an diesem Abend NICHT bei Andreas im Auto saß, sondern mit uns bei Verwandten zum Grillen....

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Margaretha G

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Die Tempeltänzerin

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Aron Sperber

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