Freundschaften mit einer Dauer von mindestens sieben Jahren halten ewig - FALSCH

Die Titelaussage dieses Blogs habe ich einmal irgendwo gelesen und dabei sofort nachgedacht, auf wen das zutreffen könnte. Einige fielen mir gleich ein, doch inzwischen sehe ich, dass diese These sehr wohl auch ihre Kehrseite hat. Dazu nehme ich jetzt auf einen eigentlich guten Freund aus der Schule Bezug. Er kam erst in der Oberstufe in meine Klasse, doch schon am ersten gemeinsamen Schultag verstand ich mich mit ihm. Die meisten anderen schauten verzwickt durch die Gegend - nach dem Motto "wer isn leicht des?". Gleich nach der Schule setzten wir uns noch in ein Lokal. Er war schon im Fortgehalter - ich gerade am Beginn dieser Phase. Wäre er nicht in unsere Klasse gekommen, so hätte ich wohl kaum bereits am ersten Freitag des neuen Schuljahres die Stadt unsicher gemacht. Natürlich war das keine durchzechte Nacht - wir beide waren ja noch minderjährig. Aber irgendwie schon ein witziges Gefühl, wenn man bedenkt, dass die restlichen Mitschüler wohl zu Hause vor dem Fernseher saßen. Die anderen Burschen gingen erst am Ende dieses Schuljahres fort. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber schon so manchen Rausch erlebt - und nein, ich bin keinesfalls Alkoholiker.

Es war immer ein Adrenalinkick, als ich mit dem Manuel z.B. auf der Sportwoche am Abend einfach in ein abgelegenes Wirtshaus auf ein Bier ging (im Ort gab es keinen Spar, Billa etc. - zur Freude der Lehrer... ;) ). Am Weg dorthin versteckten wir Amaretto neben einer Laterne im Gras. Beim Zurückgehen genehmigten wir uns davon noch etwas und wir flogen nicht auf. Es war immer eine Gaude und schließlich war dann die Matura da. Er ging zum Zivi - ich zum Heer. Doch wir trafen uns dennoch sehr oft. Auch im Unileben setzten wir das fort und er war somit der einzige aus der Schulzeit, mit dem ich noch einigermaßen regelmäßig Kontakt hatte. Doch mit der Zeit änderte sich auch das.

Er bezog eine eigene Wohnung, die auch recht schön ist. Doch man konnte nicht einfach so kurz bei ihm vorbeischauen. Du hattest immer das Gefühl, dass er will, dass du da jetzt übernachtest (auch wenn du jetzt nur einen Heimweg von 10 Minuten hast). Ich habe ja nichts gegen lange Gespräche, aber wenn ich um 02:00 Uhr endgültig ins Bett gehe, ist das doch bitte in Ordnung. Der nächste Tag soll ja nicht komplett im A**** sein - will ja auch noch etwas davon haben und nicht erst um 18:00 Uhr munter werden. Mit anderen Freunden traf ich mich nur zum Abendessen und danach ging jeder wieder seinen eigenen Weg. Laut Manuel ist ja essen gehen kein "Fortgehen". Ja und weiter? Man kann sich ja auch einfach so zum Abendessen verabreden. Wenn man sich z.B. in der Pizzeria zwecks Abendbrot trifft, muss man ja nicht anschließend in die Disco gehen und bis in die Morgenstunden feiern.

Anfangs war ich oft alleine bei ihm, doch mit der Zeit kamen auch zwei weitere ehemalige Klassenkollegen dazu (bitte nicht schwul denken - es geht nur um normale Treffen ;) ). Wir spielten "Wer bin ich?" und solche Scherze. Schließlich nahm einer der beiden seine Wii U mit und wir wollten zu viert zocken. Das ging aber nicht, da sich der Manuel über alles aufregte und sich wirklich blöd anstellte. Selbst wenn man nie eine Playstation hat - die Steuerung kapiert man doch spätestens nach ein paar Runden. Er jammerte herum, dass das ja 5-jährige Kinder spielen. Widerspruch: Auf mich trifft das ganz und gar nicht zu. Erst nach der Volkschule bekam ich die PS2. Außerdem ist es traurig, wenn er das, was scheinbar 5-jährige Kinder beherrschen, nicht kann.

Wir Gäste waren schließlich etwas frustriert. Wozu extra die Konsole mühsam abstecken, einpacken, transportieren und bei ihm wieder aufbauen, wenn ihm dann sowieso nichts passt? Jeder Mann versteht etwas vom Zocken. Man muss jetzt kein Crash Bandicoot-Fan sein - so wie ich. Mein erstes Konsolen-Spiel war zwar CTR, doch ich fand es trotzdem sofort witzig. Damals wusste ich aber noch nichts über Crash Bandicoot etc., sondern spielte es einfach. Ich war zu diesem Zeitpunkt also noch kein Fan der eigentlichen Reihe. Das einzige Spiel, was dem Manuel gefällt, ist Fifa. Er wollte, dass ein anderer Kumpel jetzt extra von sich daheim die PS4 holt, damit wir Fifa anreißen können. Eine Wii U mit fünf Spielen und vier Controllern mitnehmen - das geht einmal gar nicht.

Seine Art und Weise, mit uns etwas zu unternehmen, bestand meistens darin, dass wir oft sehr lange in seiner Wohnung saßen. Trafen wir uns einmal in einem Lokal in der Stadt, so war schon klar, was danach folgen wird. Die ewige Diskussion, ob wir noch zu ihm schauen. Es war also immer dasselbe und wurde somit auf Dauer langweilig. Der Höhepunkt ereignete sich am vergangenen Jahreswechsel. Die übliche Vierergruppe sollte sich bei ihm zusammensetzen. Doch für eine schöne Silvesternacht muss man auch etwas vorbereiten. Am 30.12. meinte ich, dass wir Feuerwerkskörper kaufen sollten. Ich schrieb ihm, dass ich ihn später abhole, damit wir das erledigen. Es kam keine Antwort. Am späten Nachmittag fuhr ich dann aber unangekündigt hin und läutete bei ihm an. Er kam überraschenderweise recht schnell herunter und tat so, als wäre nichts gewesen. Wir brachten das mit den Knallkörpern hinter uns und riefen schließlich den dritten Kollegen an. Er soll beim Kaufen der Getränke dabei sein. Das endete im Chaos, da wir ewig diskutierten, wer was zahlen wird usw. Am Tag davor hat Manuel noch über unsere Hobbys geschmipft. Wir werden ja nie jemanden kennenlernen - müssen ja "anschauenswert" werden. Sagt ausgerechnet er, der eigentlich keine Hobbys hat. Er geht nicht Skifahren, macht keine Kinobesuche (man kann sich ja auch zu Hause am Laptop Filme ansehen...), ist kein Gartenfreak, spielt kein Instrument, zockt nur Fifa (alles andere ist sch****)... Jedenfalls haben wir ihn dann noch in meinem Auto zur Rede gestellt. Wenn ich eben einmal am Samstagabend zocke und nicht weggehe, bin ich doch deswegen kein "Owezara". Manchen gefällt so etwas eben und anderen (also ihm) halt nicht. Schließlich meinte er noch, dass wir mit nach oben kommen sollen. Er hätte ein bisschen Glühwein zu Hause. Lehnten wir aber ab, worauf er fast schon wieder aggressiv wurde. Morgen sehen wir uns ja wieder... Wenn der 30.12. so abläuft - wie soll das dann erst am nächsten Tag werden?

Ich hatte von früher noch zwei Baumstämme zu Hause - das Baumstamm-Sauf-Spiel schaffte ich mir für daheim an. Den schlechteren Strunk wollte ich zu Silvester zum Manuel mitnehmen. Eine Packung Nägel und einen guten Hammer dazu und schon kann es beginnen. Als ich dann bei ihm war, trugen wir den Baumstamm gemeinsam bis in den vierten Stock. Doch wisst ihr, was dann war? Wir haben nicht einmal eine Runde gespielt. Ich war im Nachhinein so sauer, dass ich ihm den Baumstrunk einfach am Balkon stehen ließ. Habe ja zu Hause noch einen besseren Fichtenstamm - also darf er sich den schlechteren gerne behalten. Das ganze Verladen und Hinaufschleppen war also für den Hugo.

Eigentlich hat Silvester nett angefangen. Der Sebi (war mit uns am Vortag Getränke einkaufen) und ich waren schon etwas früher bei ihm. Wir wollten ja zum Feuerwerk in den Wald aufbrechen. Haben ja nicht umsonst ein paar Raketen gekauft. Unser vierter Kollege beschloss aber, dass er am Feuerwerk nicht teilnehmen will und somit auch nicht mitzahlt (war dafür höchstwahrscheinlich zu faul...). Hallo? Es ist Silvester! Ich bin weder Pyrotechniker noch exzessiver Knallkörperfreak. Aber ich finde, das gehört zum Jahreswechel dazu - genauso wie der Sekt. Ein Silvester ohne Kracher ist kein Silvester. Wir fuhren nun zu dritt in den Wald, um dort unsere Böller abzufeuern. Die Stimmung war irgendwie angespannt. Der Manuel raucht gelegentlich, aber hatte natürlich nur "einfache" Feuerzeuge mit. Blöderweise ging auch noch der Wind. Die anderen müssen echt an alles denken, oder? Nach einiger Zeit jammerte er herum, dass es ja so kalt sei und wir uns wieder ins Warme begeben sollen. Wenn man sich in einer Winternacht nicht ordentlich anzieht, darf man sich nicht wundern. Ich würde sagen: Selbst Schuld. Jedenfalls nahm ich ca. die Hälfte der Feuerwerkskörper wieder mit nach Hause.

Wir holten den Feuerwerks-Verweigerer ab und fuhren schließlich wieder zu Manuels Wohnung. Es war anfangs sogar einigermaßen nett, doch mit der Zeit redete er immer mehr über Politik. Das wurde für mich (war quasi nüchtern - nur 1-2 Bier) auf Dauer anstrengend und nervig. Auch die anderen beiden regten die Stimmung nicht an und ich fragte mich schon, warum ich eigentlich nicht zu Hause geblieben bin. Irgendwann um 04:00 Uhr erlaubte ich mir dann zu sagen, dass ich heimfahren werde. Was? Jetzt schon? Es ist Silvester! Ja, schon. Aber "herumdümpeln" kann ich daheim genauso. Außerdem waren die zwei Bier schon längst "verraucht". Der Manuel versuchte mich - wie so oft - am Gehen zu hindern. Doch ich gab nicht nach. Die anderen beiden blieben noch sitzen - war mir aber egal. Ich nahm die volle Packung Nägel und den Hammer wieder mit, doch den Baumstrunk ließ ich wiegesagt bei ihm am Balkon zurück (steht jetzt - also fast ein halbes Jahr später - vermutlich noch genauso dort). Am Neujahrstag schrieb er dann noch, dass wir bald Risiko spielen müssen. Auf Grund seiner Einstellung zum Zocken hielt ich das für keine gute Idee. Außerdem muss einmal jemand dieses Brettspiel besitzen bzw. müssen sich genug Leute finden, die mitspielen wollen.

Ratet, wie lange ich den Manuel bereits nicht mehr gesehen habe? Das letzte Mal zu Silvester. Ehrlich gesagt komisch und andererseits auch schade. Aber dieser Jahreswechsel hat mir genügt. Ich wüsste, dass es nicht viel anders werden würde, wenn wir wieder etwas unternehmen. Er würde wohl nach wie vor alles daran setzen, dass wir zu ihm schauen. Das Prozedere brauche ich nun nicht mehr erläutern - letztendlich immer dasselbe. Ab und zu schrieben wir über Facebook ein paar Nachrichten. "Wir müssen wieder etwas machen" bekam ich von ihm sehr oft zu lesen. Doch vom Reden alleine wird es nichts. Wenn er nicht die Initiative ergreift, wird nichts passieren. Ich muss noch dazu sagen, dass ich mehrmals vorgeschlagen hatte, in die Stadt zu schauen. Er erwiderte aber oft, dass es bei ihm ja viel gemütlicher sei usw. Somit habe ich resigniert.

Wir ihr wohl wisst, ist Bayern in der CL ausgeschieden. Er und ich sind Anti-Bayern-Fans. Ich weiß, dass das manchen wohl nicht gefallen wird. Aber ich mag den FCB einfach nicht. Wenn sie verlieren, freue ich mich. Jeden Club, der sie besiegt, mag ich automatisch. Egal, ob es um die Meisterschaft, den Cup oder die CL geht. Dennoch beleidige ich den FCB kaum bis gar nicht. Ich lasse mir immer witzige Sprüche einfallen. Als sie gegen Barcelona ausschieden, sagte ich "Scheibenkleister - Bayern ist "nur" Meister".

Beim Hinspiel habe ich es zeitlich nicht geschafft, zum Manuel zu fahren. Wir konnten uns das Match also nicht gemeinsam ansehen. Ich schrieb ihm, dass ich das schade finde. Er antwortete nur "Hättst was gsagt, i wär nach Wien kommen". Was habe ich vor dem Rückspiel gemacht? Am Tag davor schrieb ich ihm schon, ob er nach Wien kommen will. Es kam bis jetzt keine Antwort und das Match ist schon lange vorbei. Seine Kommunikationsmethode ist sehr eigenartig. Ich verstehe sie jedenfalls nicht.

Irgendwie glaube ich, dass es das mit unserer Freundschaft war. Es fehlt an Initiativen. Wenn er schreibt, dass ich mich melden soll und dann von ihm auf meine Nachricht keine Reaktion kommt - was ist das? Die moderne Form der Kommunikation? Habe ich etwas verpasst? Nachdem er so gut wie nie direkt sein Handy abhebt bzw. zurückruft, wundert mich dieses Verhalten nicht. Ihr seht - ich habe gefragt, ob wir uns das Spiel ansehen und es kam bis jetzt nichts zurück.

Letztendlich finde ich es irgendwie traurig, dass sich alles immer mehr im Sand verläuft. Vielleicht soll es aber so sein. Für mich ist klar, dass ich nicht jedes WE in seiner Wohnung "vergammeln" will. Soll jetzt kein Angriff sein, aber er kann sich ja auch einmal aufraffen und z.B. zu mir kommen. Ich wohne ja nicht unter der Brücke... Demnach vermute ich, dass bei ihm eine gewisse Faulheit mitspielt, weshalb er gerne alle zu sich einlädt bzw. "bestellt". In diesem Kontext wäre aber Abwechselung gut. Also auch einmal etwas Neues wagen und nicht immer nur in den geschützten vier Wänden verharren. Manuel bekrittelte ja oft, dass ich am WE vielleicht einmal zocke und nicht weggehe. Doch er fährt dann letztendlich auch nicht nach Wien - so wie er es immer von den anderen fordert. Wohin soll das führen? Meiner Meinung nach zur Isolation. Für seine Freunde hat man in guten und schlechten Zeiten da zu sein. Doch wenn es mir einmal dreckig geht und ich ihn anrufe, so würde er zu 99,99 % weder abheben noch innerhalb der nächsten fünf Stunden darauf reagieren. Hört sich jetzt vielleicht brutaler an, als es eigentlich gemeint ist: Aber auf so ein Verhalten kann ich gut verzichten.

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