Ursachen für öde Gespräche - do legst di nieda

Ihr trefft euch mit einem Freund, damit er einen Monolog hält? Es kommt so weit, dass ihr euch nur mehr denkt "wäre ich doch daheim geblieben..."? Dann seid ihr in die Gesprächsfalle getappt. Das heißt: Euer Kumpel hat sich möglicherweise nur schnell einen "Ansprechpartner" gesucht (und auch gefunden), bei dem er z.B. seine neuesten Sorgen bequem abladen kann.

Oft ist es leider nicht so einfach, den richtigen "Maßstab" im Gespräch zu finden. Man will ja nicht der sein, der nur redet. Andererseits möchte man aber genauso wenig der stumme Zuhörer sein, der nur Mhm, Aha und Ok sagt. Das Gespräch zwischen meinem Gegenüber und mir muss also ausgeglichen sein. Doch wie schafft man das? Wäre schön, dafür ein Kochrezept zu haben. Ich denke, dass man dabei einfach nur nach Gefühl entscheiden bzw. handeln kann. Es gibt meiner Meinung nach keine eindeutigen Schlüsselwörter, bei denen ich eben weiß, dass ich mich unbedingt jetzt (und keine Sekunde später...) zu Wort melden muss. Man kann also ruhig ein wenig auf Intuition setzen.

Ich habe im Bekanntenkreis ein gutes Beispiel für lange und vor allem einseitige Gespräche: Die Cousine meiner Mutter (also meine Großtante). Mit ihr habe ich grundsätzlich noch immer halbwegs gut reden können. Doch am Telefon ist es oft so, dass sie es wohl gar nicht bemerken würde, wenn der andere sein Mobilgerät einfach weglegt. Vermutlich würde ihr das erst dann auffallen, wenn bei einem der beiden Handys der Akku leer ist. ;) Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. Sie kann halt nur sehr schwer erkennen, wann der andere etwas sagen will (sofern sie eben gerade in einem guten Redefluss ist...). Da muss man sie dann leider oft mit einem strengeren Wortlaut unterbrechen. Entscheidend ist aber, dass sie das nicht absichtlich macht. Deshalb nimmt das meine Mutter auch großteils recht gelassen - nach dem Motto "is hoid so".

Ebenso kann es natürlich sein, dass man sich einfach nichts zu erzählen hat bzw. weiß. Viele würden das wohl ggf. sofort auf die komplett verschiedenen Hobbys der einzelnen Gesprächspartner zurückführen. Doch der Ansicht bin ich nicht. Ich habe schon oft spontane und lange Gespräche geführt, wo kein einziges Mal Wörter wie Schlepplift, Crash Bandicoot oder Wildrosen vorkamen. Oft liegt es einfach daran, dass der eine sehr oberflächlich ist, während der andere alles mit einem Tiefblick betrachtet bzw. analysiert (also alles hinterfragt...). Soll jetzt gegen niemanden ein persönlicher Angriff sein - ist nur meine Theorie.

Das mit den Hobbys und Interessen möchte ich aber trotzdem nochmals aufgreifen. Ist man z.B. zu viert unterwegs und haben drei der vier eine ähnliche (wenn nicht sogar die gleiche) Leidenschaft, so wird beim Reden oft einmal vergessen, dass da eigentlich noch jemand anderer dabei ist. Ein vierter Kollege, der mit unserem Thema womöglich gar nichts anfangen kann. Blöderweise merken die Leute dann meiner Erfahrung nach eher selten, dass sie das Gesprächsthema wechseln sollten. Viel mehr müsste der "Außenseiter" auf sich aufmerksam machen - also ein Zeichen setzen. Ich finde, dass sich die anderen schon vor dem eigentlichen Treffen/Telefonat darüber im Klaren sein müssen, ob jetzt eben einer dabei ist, der z.B. mit Musik genau gar nichts am Hut hat. Also man sollte schon ausreichend Rücksicht nehmen. In diesem Kontext heißt das: Rede ich mit Person A sonst nur über Musik, so kann ich das heute ausnahmsweise nicht machen, weil wir uns mit Person B treffen. Das Fachsimpeln muss also verschoben werden.

Ich bin bemüht, stets mit allen irgendwie "gleich gut" zu kommunizieren. Das ist natürlich nicht immer einfach. Dabei versuche ich eben einmal mit dem einen und dann wieder mit dem anderen zu sprechen. Wenn sich für alle ein gemeinsames Gesprächsthema ergibt, ist das natürlich von Vorteil. Wäre doch schön, wenn man sich darauf verlassen könnte, dass es immer so kommt. Dem ist leider nicht so - notfalls muss man halt ein wenig improvisieren.

Zur Situation "mit allen gleich gut reden" möchte ich ein konkretes Beispiel anführen. Es ging um einen Liftausflug für den Sommer. Also um einen Besuch bei einem Einersessellift (in Österreich gibt es davon nur mehr sehr wenige...). Mein Forumskollege bzw. Liftfreund und ich wollten abgesehen von den eigentlichen Liftvideos auch einen allgemeinen Film zum Lift drehen, um eben generell darauf aufmerksam zu machen (also ein "Follow us around"...). Die Anlage hat es sich verdient. Jedenfalls sagte ein anderer Freund (der eben nichts mit Liften zu tun hat), dass er im Sommer einmal gerne mitfahren würde. Er ist allgemein an Filmen und Fotografieren interessiert. Deshalb wäre es naheliegend gewesen, dass er bei dem Ausflug unter anderem als Kameramann fungiert hätte. Allerdings wurde mir recht rasch bewusst, dass das alleine vielleicht doch etwas zu anstrengend ist. Außerdem wäre es sicher kein Fehler, wenn er jemanden hätte, mit dem er z.B. über Star Wars reden könnte (während ich mit meinem Kollegen über jede Liftschraube diskutiere...). Demnach fragte ich einen gemeinsamen Kumpel, ob er nicht als zweiter Kameramann mitfahren will. Er hätte sich dann mit dem Sebi intensiv über Star Wars unterhalten können - also wäre keinem langweilig geworden. Als Antwort kam jedenfalls nur "kein Interesse". Ich weiß, dass er kein Liftfreak ist - er hätte aber währenddessen mit Sebi über alles mögliche reden können. Letzterer meinte nur "dann müssen wir uns eben ein anderes "Opfer" suchen...". Sebi nahm es also mit Humor. Die Absage "kein Interesse" interpretiere ich einfach als Ausrede. Der Kollege hat vermutlich Angst, etwas Neues zu probieren. Ist doch für die soziale Ader sicher gut, wenn ich in der Nacht mit dem Sebi stundenlang über Star Wars rede und nie einen neuen Schritt in "fremdes Gebiet" wage...

Inzwischen ist es puncto Ausflug so, dass wir wohl ein ganzer Rudel von Forumskollegen sein werden. Das spezielle Extravideo werde ich selbst drehen bzw. organisieren. Falls der Sebi aber dennoch mitfahren will, kann er das natürlich gerne machen. Ich bestehe jetzt aber nicht darauf, da ich nicht will, dass er sich womöglich fadisiert.

Nun möchte ich noch eine Situation beschreiben, die sich erst vor kurzem ereignete. Sebi hatte Geburtstag und es hieß, dass der Peter (der "kein Interesse-Kumpel" von weiter oben...) und der Markus (ein alter Schulfreund von Sebi und mir) am Abend vorbeikommen werden. Ich bekam später eine SMS mit der Frage, ob ich schon gegessen habe. War leider so. Doch nach ihrem Essen wurde ich angerufen und wir setzten uns beim Maci auf ein Eis zusammen (Keine Sorge, Belinda - ich habe nicht gesündigt... ;) ). Den Markus hatte ich schon sehr lange nicht mehr gesehen, weshalb das spontane Treffen besonders erfreulich war. Jedenfalls ist es so, dass die drei sehr gerne über Star Wars reden. Haben sie an dem Abend natürlich auch gemacht, doch ich habe mich immer wieder zu Wort gemeldet. Trotzdem gab es eine Situation, wo ich mir zu ihrem Gerede über Star Wars einfach einmal kurz einen Crash Bandicoot-Soundtrack hineinzog. :-D Am Ende kam es so weit, dass sie mich am liebsten gezwungen hätten, hier und jetzt die Episoden 4, 5 und 6 anzusehen. Ich habe zwar ein PS2-Spiel zu Star Wars, das auch recht cool ist. Doch ich bin beim besten Willen kein Fan von Jango, Joda, Sam, Jabba und wie sie alle heißen (genauso wenig hasse ich Star Wars - ich bin diesbezüglich einfach neutral). Die Kollegen wollten das aber nicht akzeptieren, obwohl sie genau wussten, was meine Meinung ist. Mich fügten sie sogar in die entsprechende Facebook-Gruppe hinzu. Ich habe diese aus Freundlichkeit nicht verlassen, aber Benachrichtigungen ausgeschalten. Jedenfalls durfte ich mir anhören, dass ich ja dort nie etwas poste...

Dieser Abend war dennoch recht nett. Aber wenn sie mich zum Star Wars-Fan machen wollen, warum können sie dann nicht auf die Crash Bandicoot-Seite wechseln? Der Unterschied ist, dass ich das niemandem aufzwingen würde. Ich habe bei unserem Treffen keinen Vortrag über alle Crash Bandicoot-Spiele gehalten. Da hatten sie gerade noch einmal Glück gehabt... :-p

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Man muss mitdenken und überlegen, mit wem man worüber gut bzw. schlecht reden kann. Der Sebi ist zwar ein Star Wars-Fan, aber wir können uns dafür super über Filmen und Kameras unterhalten. Warum? Weil uns das beide in irgendeiner Art und Weise interessiert. Wenn man im Alltag nur von Musikern umgeben ist, heißt das noch lange nicht, dass Musik das einzige Gesprächsthema zu sein hat. Es gibt Leute, die keine Noten lesen können. Denen wird deine Musik dann möglicherweise egal sein. In Gruppen-Unterhaltungen hat meiner Meinung nach jeder dafür zu sorgen, dass das Klima angenehm bleibt. Wenn man jetzt über sein Hobby redet, muss man aber im gleichen Moment stets bedenken, dass dies manche am Tisch wohl eher nicht interessieren wird. Es sollen doch alle zu Wort kommen. Demnach muss man die Themen eben so wählen, dass möglichst niemand mit seinem eigenen Handy "Smalltalk führt" - also alle etwas vom Kuchen haben. Den folgenden Satz hört man ja in den verschiedensten Situationen - sogar hier passt er ins Konzept. Es kommt in jedem Gespräch auf den Ton an, denn wie heißt es so schön: Der Ton macht die Musik.

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Ich mag doch keine Fische vergeben
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Silvia Jelincic

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irmi

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