Burka auf Krankenschein - ein Theaterstück in einem Akt

Basierend auf einer Idee von @kerosina apfelkern - Danke für die geniale Idee!

Disclaimer: Ja, das ist bewusst tief gehalten. Jede Äußerung ist satirisch gemeint; als Persiflage auf tiefste Vorurteile auf beiden Seiten. Also nicht ernst nehmen. Oder vielleicht doch ein bisschen? ;)

Neulich, eine Ordination irgendwo in Wien

Der Arzt, ein älterer Mann mit Brille, typisch Wiener Wohlstandsbäuchlein und dickem Schnauzbart liest gerade aufmerksam die Kronenzeitung, als er durch einen lauten Tumult im Wartezimmer aufschreckt. Undeutliche, aber lauter werdende Stimmen sind durch die Türe zu hören. Schließlich wird die Tür fast aufgerissen, und ein Mann mit erkennbarem Migrationshintergrund betritt den Raum, sich kurz umwendend und nach draußen in bestem Wiener Akzent brüllend.

Er: "Ungläubige Schlampn! Was soll des haßn, "keine Termine in der Mittagspause!" So a Diskriminierung hob i ja noch nie derlebt! Islamophob is des! I schreib dem Häupl, der wird dir scho no die Ohrwascheln abreißen!"

Der Arzt blickt von der Krone auf, hebt kurz die Hand und ruft ebenfalls hinaus:

Arzt: "Ist schon gut, Hilde! Ich weiß, was das Problem des Herren ist! Machens ruhig Mittag! Ich kümmer mich drum!"

Er fährt wild herum, und schreit fast den Arzt an:

Er: "Nix da, mein Problem! Mei Frau, die Fatima! Die hat ein Problem! Mir gehts gut! Fatima! FATIMAAA! Geh her da! Und schau net das Luder im Vorzimmer an! Die ist ein schlechter Einfluss, mit dem Ausschnitt, dem tiefen; den Strümpfen, durch die man alles sieht! Da wird mir ganz schummrig! Jetzt kum!"

Fatima tritt ein. Eine beleibte Frau, gekleidet in Shorts und Trägertop, die die Fleischmassen kaum bändigen können und wie die Segel eines Schoners knarren. Die Stöckelschuhe zittern bei jedem Schritt und sind einem Druck ausgesetzt, wie er sonst nur mehrere Kilometer unter Wasser vorzufinden ist. Ein eilig aufgesetztes Kopftuch vollendet das Ensemble.

Sie: "Ja, ich bin schon da. Darf ich schon was sagen?"

Er: "Naa! Ich red noch. Oiso, Herr Dokta! Des Problem is, das mei Frau krank is! Krank von den gonzn lüsternen Blicken! Schauns, Herr Doktor... sie is a gläubige Frau, die Fatima! Und... die Blicke von diesen ganzen ungläubigen Männern, die setzen ihr halt zu... Ja sog do a wos, Fatima!"

Sie: "Ja, ich hab es satt, ein Sexobjekt zu sein und von der westlichen Gesellschaft auf mein Äußeres reduziert zu werden! Ich möchte nicht gezwungen sein, mich wie eine Schlampe anzuziehen!"

Er: "In der Öffentlichkeit! Wosd daham anziagst, des sog imma no I!"

Sie: "Ja, in der Öffentlichkeit! Ich will die Männer nicht mehr reizen müssen mit meinem Äußeren, also gottgefällig gekleidet sein und so!"

Arzt: "Hm. Und wie lange habens das schon?"

Sie: "Also, so kurz nach unserer Hochzeit hats angefangen mit dem Drang, ein Kopftuch zu tragen, nicht wahr?"

Er: "Glei nochdem du zum wahren Glaubn gfundn host! Das wia gheirat hom hot nix damit zu tun! Hob I dir des net gsogt, dass du des so zu deine Kuffar-Verwandten sogn soist?!?!"

Sie: "Ja, genau! Seit ich gläubige Muslima bin!"

Arzt: "Also würden Sie sich als streng religiös bezeichnen?"

Er: "Ja!"

Árzt: "Sie hab ich aber gar nicht gefragt!"

Er: "Trotzdem Ja! Wos dauert des so lang, Herr Dokta? Muss ich wirklich dem Häupl auch schreibn, dass sie auch a intoleranter..."

Arzt: "Passt scho. Also ein schwerer Fall von Religion, kann ich das so in den Akt schreiben?"

Er: "Furchtbar schwer! Schauens Ihnen die Fatima doch an!"

Arzt <blickt kurz auf>: "Hm. Aber wie schauts denn sonst in der Familie aus? Religion ist vererbbar... Gabs vorher schon Fälle in der Familie?"

Er: "In meiner Familie sinds alle rechtgläubig! Bis zurück zum Propheten! Wir wären davor schon gläubig gwesn, aber, sie wissn ja, wie des is, so ohne Prophet.."

Sie: "In meiner Familie sind alle ungläubige Kuffar! Ich bin die Erste! Ich habs mir von meinem Schatzi geholt! Aber die Großeltern waren Katholiken, und Mama und Papa Taufscheinkatholiken."

Arzt <Notizen machend>: "Also rezidive Familiengeschichte auf ihrer Seite. Und wie schauts mit den Kindern aus?"

Er: "Ja, die Aisha ist schon im Al-Andalus Kindergarten angemeldet. Der Mustafa geht scho fleißig in die Moschee mit, mit seine drei! Und der Ali, der hot letztens erst einer ungläubigen Hure untern Rock griffen in der Volksschule! Net schlecht für sieben, net woa? Und wie die intolerante, islamophobe Lehrerin was sogn wollt, da hot ers glei ois Rassistin beschimpft! So gscheit, der Pimpf!"

Arzt <schreibt in seinen Block, leise zu sich>: "metastasiert - war das ein s oder doppel-s?"

Er: "Oiso, wos is jetzt? Kriagt die Fatima jetzt wos? A Rezept? Oba gebns ihr gleich des stärkste!"

Arzt: "Ja, also, ich glaube, um was anderes werden wir vorerst nicht herumkommen. Frau Fatima, ich geb ihnen ein Rezept für eine Burka, verstanden? Immer anlegen, bevor sie aus dem Haus gehen! Das sollte fürs Erste mal schnell Linderung bringen... Aber immer das Rezept mitführen, sie wissen, für die Polizei!"

Sie: "Danke, Herr Doktor! Weil dann bin ich endlich nicht mehr das Sexidol für diese ganzen lüsternen Männer, und erwecke unkeusche Gedanken in denen..."

Arzt: "Passt schon. Aber das wird auf Dauer nicht gehen, verstehen sie? Das ist jetzt nur eine Notmaßnahme. Wir werden in ein paar Wochen noch einen Termin machen, dann schaun wir, ob wir auf einen Niqab zurückgehen können. Zu lang die Burka ist riskant."

Er: "Allah mit ihnen, Herr Doktor!"

Arzt <Ihn ignorierend>: "Und Pulverl verschreib ich auch. Da. Einmal vorm Einschlafen und einmal nach dem Aufstehen! Und a Leseliste kriegens auch, damit wir das in den Griff bekommen. Habens einen Thalia in der Nähe?"

Er: "Den Koran hamma daham! Der reicht zum Lesen! Des is alles haram!"

Arzt <Ihn weiter ignorierend>: "Ich prüf sie dann beim nächsten Termin ab. Wegen der Mindestsicherung; Sie wissen eh, ich muss das melden, wenn da kein Heilungsfortschritt ist..."

Er: "...Aber i bin mir sicher, da kann nix drinnenstehn, was den Glauben der Fatima erschüttert, net wahr? Des lest schön alles!"

Sie: "Wie sie sagen, Herr Doktor! Ich bin ihr Saatfeld, wie der Koran schon..."

Er: "Meins! MEIN Saatfeld! Net des von am Kuffar, mit demst net verheiratet bist! Aber do, nimm dei Rezept! Kum, wir gengan! Allah anadale andale!"

Arzt: "Die Hilde gibt ihnen dann einen Kontrolltermin in zwei Wochen - und nicht aufs lesen vergessen, Frau Fatima!"

Sie: "Danke, Herr Doktor! Danke vielmals! Ich werd gleich die Burka holen gehen! In'shallah!"

Arzt: "Passt scho."

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