Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung dauert an.

Tödliche Elefantenattacke bei Zirkusgastspiel in Buchen jährt sich zum ersten Mal: Wir kritisieren die Politik und die Behörden für Untätigkeit!

Vor einem Jahr, am 13. Juni 2015, tötete die Elefantendame Benjamin im baden-württembergischen Buchen einen 65-jährigen Spaziergänger, nachdem sie aus ihrem Gehege beim Circus Luna (damals „Francordia“) entkommen war. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mosbach zur Klärung der Schuldfrage dauern an. Wir von der Tierrechtsorganisation PETA hatten Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung gegen die Zirkus-Verantwortlichen gestellt, weil der Afrikanische Elefant zuvor bereits vier Menschen bei drei Vorfällen zum Teil schwer verletzt hatte. Zudem war die Elefantin in der Vergangenheit mehrfach aus dem Gehege ausgebrochen, teilweise wurde sie einfach frei laufen gelassen. Das fahrlässige Verhalten der Zirkus-Verantwortlichen ist umfangreich dokumentiert.

Wir üben nun anlässlich des Jahrestages der Tragödie scharfe Kritik an der Bundespolitik sowie den Ordnungsbehörden, die seither keinerlei Maßnahmen ergriffen haben, um solche Vorfälle künftig zu verhindern. Noch immer werden in Deutschland rund 40 Elefanten und andere gefährliche Tiere wie beispielsweise circa 200 Tiger und Löwen in Lastwagen von Stadt zu Stadt gefahren und in unzureichend gesicherten Gehegen zur Schau gestellt. Die Tierrechtsorganisation fordert die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag auf, ihre Blockadehaltung gegen das längst überfällige Wildtierverbot im Zirkus endlich aufzugeben. Am Montag überreicht sie über 80.000 Unterschriften aus einer entsprechenden Online-Petition an das Bundesagrarministerium.

Circus Luna, der sich derzeit Circus Aldoni-Oreon nennt und unter anderem mit Krokodilen umherreist, steht schon lange in unserer Kritik. Nach unserer Auffassung sind die schwer verhaltensgestörte Elefantendame Benjamin und auch die Bären durch die jahrelange tierquälerische Haltung im Zirkus unberechenbar geworden. Schon seit 2012 warnt die Tierrechtsorganisation, dass Besucher bei den Vorstellungen ihr Leben riskieren und für Tierquälerei bezahlen. Damals erlitt ein 12-jähriger Junge in Burladingen einen Kieferbruch durch einen Rüsselschlag Benjamins. 2010 verlor ein Familienvater nach einer Attacke der Elefantin in Leutkirch eine Niere, sein Sohn wurde ebenfalls schwer verletzt.

Die Elefantendame wurde nach dem Vorfall im vergangenen Jahr in den Safaripark Stukenbrock gebracht. Entgegen eines Gutachtens des zirkusnahen Wissenschaftlers Immanuel Birmelin hat sich Benjamin, auch „Baby“ genannt, problemlos in eine Gruppe mit drei Afrikanischen Elefanten integriert. Elefanten dürfen als sozial lebende Herdentiere im Zirkus nicht einzeln gehalten werden. Birmelin hatte Benjamin jedoch eine angebliche Unverträglichkeit mit Artgenossen attestiert und dem Zirkus so eine Ausnahmegenehmigung ermöglicht. PETA hält die Stellungnahme des Wissenschaftlers, der sich in der Vergangenheit wiederholt für die Haltung von Wildtieren wie Elefanten und Großkatzen im Zirkus ausgesprochen hat, für ein reines Gefälligkeitsgutachten.

Über 50 Städte in Deutschland wie Düsseldorf, Schwerin, Leipzig und Heilbronn haben mit kommunalen Verboten von Wildtier-Zirkussen auf die Blockadehaltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion reagiert. Die Rechtmäßigkeit solcher Verbote wurde inzwischen durch das Verwaltungsgericht München mit Bekräftigung durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof bestätigt.

PETA fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus, denn die Unterbringung in kleinen Gehegen, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod. Bezüglich exotischer Wildtierarten wie Elefanten, Tiger oder Affen sprechen sich auch die Bundestierärztekammer und der Bundesrat für ein Verbot aus, ebenso wie die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland. Einer repräsentativen forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. 18 europäische Länder wie beispielsweise Belgien, Österreich, die Niederlande und Griechenland haben bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus verboten.

PETA

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Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 13.06.2016 21:31:52

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