Tierqual – von der öffentlichen Hand finanziert?

VIER PFOTEN

Haben Sie sich jemals gefragt, was genau Sie da eigentlich essen, wenn Sie in Kantinen von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten oder in Krankenhäusern sind? Vor allem: Woher kommen die tierischen Produkte? Wer aktiv nachfragt, bekommt allerdings leider keine eindeutige Antwort. VIER PFOTEN hat nun zu diesem Thema recherchiert.

Das traurige Fazit: Die öffentliche Hand hat bei der Beschaffung von Lebensmitteln das Tierwohl bislang kaum berücksichtigt. Auch an Transparenz mangelt es gewaltig: Zwar werden täglich mehrere hunderttausende Mahlzeiten in österreichischen öffentlichen Einrichtungen serviert. Laut VIER PFOTEN Bericht gibt es aber keine einheitlichen und transparenten Daten zu Mengen, Herkunft, Kosten und Qualität der verwendeten tierischen Produkte. Zum Launch unserer neuen Kampagne zur öffentlichen Beschaffung haben wir auch Anfragen an alle Bundesländer versendet. Und wir bieten eine Lösung an: Denn wir haben klare Kriterien entwickelt, die der öffentlichen Hand beim Einkauf als Tierschutz-Standards dienen können.

In zwei Bundesländern, Wien und Niederösterreich, existieren nachhaltige Beschaffungsprogramme, die erste Schritte in die richtige Richtung setzen, wie z.B. den Ausschluss von Käfigeiern oder einen 30% -Bio-Anteil bei Lebensmitteln. Nichtsdestotrotz bestehen in keinem einzigen Bundesland genaue Beschaffungsvorgaben zur Haltung von Mastgeflügel, Schweinen oder Milchkühen. Diese Tiere werden meistens unter schlimmsten Bedingungen gehalten und verbringen ihr ganzes Leben ohne Tageslicht oder Zugang zum Freien in der Intensivtierhaltung.

Importfleisch und Käfigeier?

Ich halte also fest: Beim Einkauf von Fleisch, Eiern oder Milchprodukten wird noch immer viel zu wenig auf Tierwohl geachtet. Ohne klare Vorgaben gibt es keine Garantie, dass auf dem Kantinenteller nicht importiertes Billigfleisch oder Käfigeier landen. Der Zeitgeist geht aber in eine andere Richtung. Die Konsumenten werden kritischer, achten mehr auf ihre Ernährung und wollen vor allem wissen, woher ihr Essen kommt. Immer mehr Eltern lehnen auch Essen für ihre Kinder ab, hinter denen Tierqual steckt. Gerade die öffentliche Hand hat eine besondere Verantwortung und sollte auch eine gewisse Vorbildwirkung haben.

Neues Vergabegesetz als Chance

Allerdings gibt es eine positive Entwicklung von Seiten des Gesetzgebers: Im April dieses Jahres hat das österreichische Parlament eine Änderung des Vergabegesetzes beschlossen. Tierschutz wird damit erstmals als eines der Kriterien für die öffentliche Beschaffung genannt. Wir begrüßen das natürlich sehr. Es kommt jetzt aber sehr darauf an, wie dieses Gesetz konkret in der Praxis umgesetzt wird. Daher bieten wir der zuständigen Bundesministerin Elisabeth Köstinger unsere fertig ausgearbeiteten Kriterien als Lösung an. Sie beinhalten verpflichtende Mindestkriterien ebenso wie Standards für eine bessere Tierhaltung.

Es gibt ein sehr starkes Argument für ein gut umgesetztes Gesetz: Tierschutz ist ein öffentliches Interesse und in Österreich sogar in der Verfassung festgeschrieben. Regierungen haben daher gegenüber Bürgern die Verantwortung, diesem Interesse in ihrer Politik nachzukommen.

Bisher war der Preis ausschlaggebend für den Einkauf von Lebensmitteln. Man kann daher davon ausgehen, dass in öffentlichen Einrichtungen, genauso wie in der privatwirtschaftlichen Verpflegung, ein großer Teil der tierischen Produkte billig aus dem Ausland importiert wird. Generell sind Österreichs Haupt-Importländer für Fleisch Deutschland und die Niederlande, für Eier Deutschland und Polen. VIER PFOTEN Video-Footage aus diesen Ländern (Links siehe unten) zeigt die katastrophalen Zustände in der Intensivtierhaltung (siehe Links unten). Wir fordern, dass solche Haltungsformen gerade in der öffentlichen Verpflegung künftig keinen Platz mehr haben.

VIER PFOTEN Kriterien für bessere Tierhaltung

VIER PFOTEN stellt folgende Kernforderungen an die Haltungssysteme von Nutztieren: Förderung des natürlichen Verhaltens, Vermeiden von Schmerzen, ausreichend Platz, Auslauf und Tageslicht, Abkehr von Hochleistungsrassen sowie strengere Auflagen für Transport und Schlachtung. Darüber hinaus fordert VIER PFOTEN, dass Kantinen öffentlicher Einrichtungen langfristig das Angebot von Fleischprodukten halbieren, tierische Produkte ausschließlich von artgemäßen Tierhaltungssystemen beziehen und das Angebot von rein pflanzlichen Gerichten ausbauen.

Außerdem hat VIER PFOTEN eine Online-Umfrage auf der Website der Organisation. Wir wollen genau wissen, wie wichtig den Menschen Tierwohl auf dem Kantinenteller ist. Machen Sie mit!

Gerade, wenn es um so sensible Bereiche wie Schulen, Krankenhäuser, Pensionistenheime etc. geht, haben die Steuerzahler ein Recht auf Produkte, die den ethischen Anforderungen unserer Gesellschaft entsprechen. Sie haben außerdem ein Recht auf Gesundheit und den Schutz ihrer Umwelt. Tierschutz darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Er muss auch gelebt werden – vor allem von denen, die Verantwortung tragen.

Mehr Informationen, den gesamten VIER PFOTEN Bericht und Videos finden Sie auf: https://www.vier-pfoten.at/nichtaufmeinemteller

Links zu #nichtaufmeinemteller Videos (Haltungsbedingungen in Ländern, aus denen Österreich tierische Produkte importiert):

Schweine: https://youtu.be/CNCb_QOEUE0

Hühner: https://youtu.be/bIzi_LkXeT8

Rinder: https://youtu.be/ygw1PCHpR80

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