Dabei geht es nicht um das Osterfest schlechthin, sondern in erster Linie um den Termin des Osterfestes. Sicher wissen viele, dass bei den orthodoxen Christen das Osterfest meist mit unterschiedlichem Datum im Vergleich zu den Katholischen und Evangelischen gefeiert wird. Wobei sich die griechisch-orthodoxen noch insofern von den russisch-orthodoxen unterscheiden, indem die letzteren auch Weihnachten zu einem späteren Zeitpunkt begehen.

Das hängt mit der jeweiligen Liturgie und der dabei verwendeten Kalender zusammen, nämlich des gregorianischen und des julianischen. Diese von Menschen erdachte Kompliziertheit zur jährlich neuen Festlegung des Ostertermins ist meiner Meinung nach überhaupt nicht mit dem Sinn des Osterfestes zu vereinbaren:

https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/commissions/faith-and-order/i-unity-the-church-and-its-mission/frequently-asked-questions-about-the-date-of-easter?set_language=de

Während in der Vergangenheit alle paar Jahre immer wieder Termine mit gemeinsamen Datum des Osterfestes zustande kamen, so trifft das das letzte Mal in diesem Jahre zu. Dann erst wieder 2034.

In Rumänien gibts daher meist zwei Ostertermine. Diesen Unsinn habe ich das erste Mal im Jahre 2013 in unserer Stadt angeprangert. Nach dem Vorbild Luthers habe ich meine Meinung dazu an die Kirchentüren der drei hier am meisten verbreiteten Konfessionen angeschlagen, - in deutsch, ungarisch und rumänisch. Der örtliche TV-Kanal und viele Jugendliche haben mich dabei begleitet.

Meine Meinung habe ich in brieflicher Form auch den Spitzen der jeweiligen Konfession in Rumänien zukommen lasse. Lediglich von den Evangelischen kam eine Stellungnahme. Von den anderen kam gar nichts.

Auch dem Chef der Glaubenskongreation im Vatikan, Herrn Dr. Müller, habe ich das gemailt. Aufgrund meiner Nachfrage, ob ich denn überhaupt jemals mit einer Antwort rechnen könne, erhielt ich von dort ein Mail, worin man bedauerte, mein Mail nicht erhalten zu haben (...). Daraufhin verschickte ich mein Mail nochmals, - aber Antwort kam keine.

Jetzt mag mancher meinen, dass es wichtigere Dinge gibt,- ich sehe das aber weiter. In der schon seit Cäsar bekannten Logik (divide et impera) schaden wir uns angesichts des immer stärker werdenden Islam selbst und müssen gottfroh sein, dass es im Islam so viele Strömungen gibt, die niemand unter einen Hut kriegt. Nur die Einigkeit macht stark und kann als Bollwerk schützen. Im Detail geht das aus meiner damals publizierten Meinung hervor:

An die verantwortlichen Repräsentanten der christlichen Religionen in Rumänien

Verehrte Exzellenzen und Hirten im Dienste des Herrn!

Seit langer Zeit werden in Rumänien verschiedene Religionen gelebt. Oftmals Tür an Tür. Heute appelliere ich an alle christlichen Religionen im Sinne der Gemeinsamkeit. Im Sinne desjenigen, auf dessen Namen wir uns alle berufen, im Sinne desjenigen, der für uns am Kreuze gestorben ist.

Er, der diese christliche Bewegung begründet hat, hatte nur wenige, aber klare Prinzipien. Eindeutig waren auch die Aussagen, sie ließen keine mehrfache Interpretation zu. Alles, was danach kam, war nicht mehr von seiner göttlichen Hand, sondern von Menschenhand gemacht.

Es ist unerheblich, ob es sich um gewählte oder selbsternannte Religionsführer gehandelt hat, es ist unerheblich, ob sie an die Lehre, an ihre Eitelkeit, an die Interessen der Allgemeinheit oder an ihren Machtausbau bei ihren Entscheidungen gedacht haben, - immer waren es die Entscheidungen von Menschen, welche der Fehlbarkeit unterliegen. Jeder, der behaupten würde, er hätte die göttliche Weisheit für seine Entscheidung verwendet, dokumentiert eine Blasphemie, eine Überheblichkeit gegenüber des Dreieinigen Gottes.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die verschiedensten Liturgien, die verschiedensten Religionsregeln, die bis zur Kleiderordnung und absolut belanglosen Unterscheidungsmerkmalen ausgeufert sind. Die erkennbaren Zeichen werden zum Teil mit der Liturgie, zum Teil mit Tradition begründet.

Die meisten dieser Zeichen aber sind nicht auf das Leben und Wirken Christi zurückzuführen, sondern auf eigenwillige Interpretationen der danach folgenden Religionsführer. Es stellt sich die Frage, wann eigentlich die Vermessenheit beginnt, wenn man die von Menschen bestimmten Regelungen als das Vermächtnis von Jesus Christus bezeichnet.

Heute begeht man in über 170 Ländern den Weltgebetstag. Selbst, wenn er als der Weltgebetstag der Frauen bezeichnet wird, kann man als Mann ruhig über die Zukunft des Christentums nachdenken. Genau das habe ich getan.

Wenn man die Weltpolitik betrachtet, dann ist es unverkennbar, daß der Islam zunehmend auf dem Vormarsch ist. Auch in den traditionell christlichen Ländern des Abendlandes. Genauso kann niemand die Abwanderung der christlichen Gläubigen von den traditionellen Religionsgemeinschaften ignorieren. Es ist noch nicht lange her, als in Deutschland eine ehemals christliche Kirche an eine islamische Glaubensgemeinschaft verkauft wurde, weil sie leer und nutzlos geworden ist.

Nun kommt Ostern. Es ist das fundamentale Fest aller Christen, der zentrale Punkt, der die Christen von den anderen Konfessionen unterscheidet, - nämlich der Sieg über den Tod. Immer noch wird mühsam rekonstruiert, wann die Kreuzigung Christi wirklich stattgefunden hat. Auch über die hebräische Zeiteinteilung wurde es versucht. Mit Bestimmtheit genau kann es auch heute niemand auf den Tag fixieren.Wüßte man es, so müßte man der Auferstehung an irgendeinem Wochentag gedenken.

Trotzdem wird - je nach Liturgie – seit Jahrhunderten versucht, glaubhaft darzulegen, warum das Osterfest zum einen und nicht zum anderen Zeitpunkt gefeiert werden muß. Vielfach beruft man sich dabei auf den Kalender. Die einen auf den gregorianischen, die anderen auf den julianischen. Mit dem Ergebnis, daß in Europa die Osterfeste zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt gefeiert werden. Seit Jahrhunderten.

Nun ist aber seit geraumer Zeit eine Hegenomiebestrebung des Islam zu beobachten. Die meisten Richtungen im Islam lehnen das Christentum ab, manche stellen es sogar unter Strafe und verfolgen es.

Die Entwicklungen in West- und Mitteleuropa geben Anlaß zu mehr als nur zur Besorgnis. Die vielen Austritte aus den christlichen Kirchen kommen noch dazu.

Es stellt sich die Frage nach dem „quo vadis, Christentum?“ Wie wird es in 10 , 20 oder 50 Jahren aussehen? Was kann man dem Islam entgegensetzen, der immer stärker die Hand nach dem Abendland ausstreckt? Können die Christen überhaupt etwas dagegensetzen, wenn sie nicht einmal in den wichtigsten Punkten einig sind?

Die Lehre Christi beginnt mit seiner Geburt und erlebt ihren Höhepunkt in der Kreuzigung und der Überwindung des Todes durch die Auferstehung. Das sind die wichtigsten Meilensteine auf dem Jahresweg eines Christen. Ungeachtet der Konfession. Es ist eine bemerkenswerte Errungenschaft, daß sich die christlichen Kirchen in Rumänien auf einen Termin zur Geburt des Herrn geeinigt haben. Aber für das Zentrale im christlichen Glauben, das Osterfest, hat man noch keine Einigung finden können.

In diesem Jahr sind die Osterfeiern nach dem julianischen Kalender terminlich weit entfernt vom gregorianischen. Es liegen fünf Wochen dazwischen. Zusätzlich tritt ein besonderer Extremfall ein, nämlich das orthodoxe Osterfest fällt auf den 5.Mai.

Jetzt gehen wir davon aus, daß die Christen der verschiedenen Konfessionen mit unterschiedlicher Intensität die Fastenzeit sowie die Vorbereitung auf das Osterfest begehen. Aber den letzten und bedeutendsten Teil der Fastenzeit, die Karwoche, also die Zeit nach Palmsonntag, als der Herr nach Jerusalem einzog, bis zur Kreuzigung und der Auferstehung in der Osternacht, erleben die meisten Christen in direktem Bewußtsein.

Dem stehen dieses Jahr außer den üblichen Gewohnheiten eine besondere weltliche Tradition gegenüber, nämlich der 1. Mai. Jedem in Rumänien ist bekannt, daß dieser Tag traditionell mit Freizeitaktivität, Sitten und Gebräuchen verbunden ist, die mit der Fastenzeit wohl schwer in Einklang zu bringen sind. Viele fahren bei schönem Wetter ins Grüne zum Grillen.

Ich frage mich, wo hier der theologische Sinn liegen soll, wenn man die orthodoxen Christen mit dem Höhepunkt der Fastenzeit in Verbindung mit den Maifeiern provoziert. Ich frage mich, worin der Sinn liegen soll, wenn die orthodoxen Christen die weltlichen Traditionen des Osterfestes mit den katholischen und evangelischen Christen mitfeiern und umgekehrt.

In unserer Familie sind drei christliche Konfessionen vertreten. Es ist noch ein Glück, daß die evangelischen und die katholischen Ostern zum selben Zeitpunkt stattfinden, sonst hätten wir zuhause drei Osterfeste. Es sollte doch bereits bekannt sein, daß die Zeiten, wo man nur innerhalb einer Konfession heiraten konnte, schon lange vorbei sind.

Es entspricht der Tatsache, daß zum Osterfest der einen Konfession einige arbeitsfreie Tage gehören, genauso wie zum Osterfest der anderen Konfession. Nach meiner Beobachtung werden von den meisten Einwohnern in Siebenbürgen deshalb zwei Osterfeste gefeiert, ungeachtet der eigenen Konfession. Denkt denn niemand darüber nach, daß dadurch der Sinn des Osterfestes entstellt wird? Vom volkswirtschaftlichen Schaden ganz zu schweigen.

Auch, wenn wir in unserer Familie evangelisch, katholisch und orthodox sind, so beten wir doch zum selben Heiland. Und genau dieser Heiland hat mit Sicherheit nicht mehrere Osterfeste gewollt. Das wurde von Menschen gemacht, die fehlbar sind. Jeder, der von sich behauptet, daß er unfehlbar wäre, begeht eine Form der Gotteslästerung, weil nur unser Herrgott unfehlbar ist.

Wir tragen eine Verantwortung, jeder auf seine Weise, wie es seiner Bestimmung entspricht. Die Verantwortung endet aber nicht mit der Gegenwart, sondern geht weit in die Zukunft hinein. Bis zu den Kindern und Enkeln, sowie den Urenkeln und noch weiter. Wir alle, aber insbesondere die in die hohe Verantwortung gewählten Personen, sollten sich dessen immer bewußt sein. Das trifft in besonderem Maße auf die Vertreter der Kirchen zu.

Wir leben in einer unsteten Zeit, nicht wissend, was sie uns bringt. Es genügt nicht, dafür zu beten und darauf zu hoffen, daß es weiterhin mit dem Christentum gut gehen wird. Unser Herrgott hat uns einen Verstand gegeben, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen können, die zum Wohle aller sind. Die Zeichen der Zeit stehen überall auf Sturm. Wir können uns einfach nicht mehr erlauben, auseinanderzudriften.

Die christlichen Konfessionen müssen auf eine Weise zusammenfinden, wo sie die zentralen Punkte in der Gemeinsamkeit festlegen, ohne dabei ihre Identität zu abzulegen. Es mag schwierig klingen, aber es ist die einzige Möglichkeit, das Fundament des gesamten Christentums zu festigen und zu verstärken. Denn nur die Einigkeit macht stark.

Der wichtigste zentrale Punkt ist und bleibt das Osterfest. Wenn es hier zu keinem einheitlichen Termin innerhalb der christlichen Konfessionen kommen kann, stellen wir uns selbst ad absurdum. Es liegt seit langem ein Vorschlag auf dem Tisch, das Osterfest gemeinsam am 1. Sonntag im April zu begehen, als Festtermin gleichsam wie Weihnachten. Bis jetzt ist es zu keiner Einigung gekommen.

Ich appelliere gerade in diesem Jahr, wo die Unsinnigkeit dieser beiden Termine durch den langen Intervall besonders zutage tritt, an alle Verantwortlichen, endlich im christlichem Sinne zu einer Einigung zu kommen. Denn eines steht für mich fest: Christus hat diese derzeitige Regelung sicher nicht gewollt.

Jeder beruft sich darauf, in konservativer Form die liturgischen Gebräuche zu bewahren. Leider wird das Wort „konservativ“ oft falsch ausgelegt. „Konservativ“ kommt vom lateinischen „conservare“, das im Grundsatz aber bedeutet, das Gute zu bewahren und das Schlechte durch Besseres zu ersetzen.

Wer der Meinung ist, das, was nun schon viele Jahrhunderte praktiziert wurde, das wird sicher noch solange gutgehen, wie seine Amtszeit läuft, handelt grob fahrlässig gegenüber der Zukunft. Der Zukunft unserer Kinder und deren Nachkommen, aber auch der Zukunft des gesamten Christentums. Nicht als Bewahrer der alten Traditionen wird er in die Annalen eingehen, sondern als Selbstherrlicher, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder nicht danach gehandelt hat.

Bei uns zuhause hängt an der Wand ein Gebetsspruch mit dem Wortlaut:

Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann.

Herr, gib mir die Geduld, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.

Herr gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Aber man müßte noch einen Satz anfügen:

Herr, befreie mich von der Bequemlichkeit und Selbstherrlichkeit, die mich daran hindert, das Richtige in Deinem Sinne zu tun.

Nicht ganz zutreffend, aber doch irgendwie vergleichbar, ist unsere Apathie gegenüber den Problemen, von denen wir täglich erfahren, wobei der Termin des Osterfestes noch das kleinere Problem ist:

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Petra vom Frankenwald

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