Mexiko – reiten mit dem Teufel.

Verdammt, Caramba! Ich war jetzt irgendwo im Hochland Mexicos, in der Sierra Madre. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, ich wollte mir ein Pferd leihen, um von hier in die Kupferschluchten zu reiten. Mexico, das war schon immer ein Traum von mir; Mexico mit seinen breitgrinsenden Banditen, die Tequila trinken wie Maultiere Wasser.

Nicht das Mexico von Yucatan oder Acapulco, nein nein, das ist das Gringo Mexico, das ist weder Fisch noch Fleisch. Sie wissen ja, Gringos, das sind die blassen weißen Menschen aus Amerika und Europa, die das wahre Mexiko niemals finden. Der Norden. Von der Stadt Los Mochis fährt eine legendäre Eisenbahn quer durch die Sierra Madre nach Chiahuahua.

Das ist ein wildes Gebiet, da gibt es keine Straßen. Nur tiefe Schluchten in denen die Drogenmafia ihr Rauschgift anbaut. Da gibt es Canyons, drei- bis viermal größer als der bekannte Grand Canyon. Da ist eine Natur, die einzigartig ist, die dich anzieht und wieder abstößt, die dich verzaubert, aber auch den Verstand rauben kann. Da leben die Tarahumara-Indianer. Für die Mexikaner sind sie Geister. Ich stand jetzt vor einer Hütte, sollte eigentlich eine Ranch sein.

Doch nicht die Hütte erweckte mein Interesse, nein, es waren die Pferde in der kleinen Koppel. Jetzt muss ich aber zuerst sagen: Ich bin nur einmal auf einem Pferd gesessen und das ist lange her. Ob ich Mut habe ? Glauben sie mir, den habe ich nicht. Angst habe ich schon, aber die braucht man nicht wirklich, wenn man gerade dabei ist, sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Reiten auf einen halbwilden Mustang im Hochland von Mexico. Einfach hinaus reiten in die Sierra, dem Sonnenuntergang entgegen. Da braucht man sonst nichts mehr. Gesagt, getan- ich klopfte an die Tür der alten Hütte, die eine Ranch sein sollte. Es knarrte und als sich die Tür öffnete, war ich plötzlich Darsteller in „ Spiel mir das Lied vom Tod“ . Da stand doch der mexikanische Charles Bronson vor mir. „Hola Gringo“, grinste er mich an,“ was willst du?“ Na ja, ich grinste auch, aber etwas verlegen,“ ich möchte ein Pferd leihen, wenns geht, das schwarze Große da- cuanto cuesta ?“ Ich möchte dieses Gespräch aber jetzt abkürzen. Ich bekam nach einigen misslungenen Lassowürfen das Große etwas magere schwarze Pferd, bezahlte harte Dollars und konnte, oder sollte, oder wollte in die Sierra reiten.

In Mexiko fragt niemand, ob du reiten kannst, das ist da selbstverständlich. „Wir sehen uns am Abend wieder Gringo, “ sagte der Mex , und grinste.“ Wenn nicht, ich werde dich finden , Io entiendes Amigo? „Ich nickte nur. Dann beschäftigte ich mich etwas mit meiner Ausrüstung, damit er nicht wirklich sehen konnte, wie ich aufs Pferd stieg. Es war unruhig aber, naja, ich bin zwar kein Pferdeflüsterer, aber Tiere sind ja auch nur so etwas wie Menschen, oder? Als ich endlich das Gefühl hatte, jetzt sind ich und das Pferd eine Einheit, stieg ich auf. Welch ein Gefühl, ein Geisterreiter. Zügel aufgenommen und wir trabten los.

Doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich das Pferd beobachtete. Unser Rhythmus war nicht derselbe, was mein Steißbein reklamierte.“ Konzentrier dich Amigo,“ hörte ich mich sprechen. Über mir kreisten zwei Geier. So trabten wir dahin, ohne besondere Vorkommnisse. Aber dann, plötzlich waren diese Indianer da und grinsten mich an. Ich verstand nur Gringo, darauf schlug einer mit der Hand meinem Pferd aufs Hintertei, und ab ging die Post. Ich höre sie noch heute lachen, es war keine gutgelungene artistische Showeinlage von mir auf die ich wirklich stolz sein konnte, aber ich fiel nicht vom Pferd.

So wurden wir dann Freunde, der schwarze und ich. Captain - ein schöner Name für meinen Schwarzen. Ich erinnere mich gerne an meinen treuen, mexikanischen Begleiter zurück. Hatte nicht gewusst, dass Pferde auch grinsen können, das Greenhorn, das war ich. Wer Abenteuer erleben will, der sollte einmal hierher kommen in die Sierra Madre, nach Mexiko.

Nicht ungefährlich, aber sicher unvergesslich. Wir lebten noch drei Tage zusammen, das Pferd und ich. Eigentlich war der Schwarze ein gutmutiger Kerl, verstand zwar nur spanisch, aber ich hatte das Gefühl, dass er mich mochte. Mexiko ist ein Land voller Wildheit, voller Menschen mit einem Temperament, das dich einfach tanzen lässt. Aber es ist auch gefährlich, weil man dieses Leben als Europäer nicht kennt.

Dieses „Manjana“, Morgen ist auch noch ein Tag – aber leben, das tun wir heute.

Na ja Amigos , los trinken wir einen Tequila, oder zwei -- Salut Companeros, Viva Mexiko!

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Andrea Walter

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Bernhard Juranek

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