SCHREIE- aus einem KRIEGSGEBIET

SCHREIE- aus einem KRIEGSGEBIET.

"Wir, wir sind doch Menschen, wir haben Familie, wir haben Kinder.

Wir wollen einfach nur leben, so wie ihr- wir wollen endlich frei sein.

Wir sind doch alles arabische Brüder und Schwestern.

Jetzt haben wir die Bilder in den Medien gesehen, wie ihr in Europa unsere Brüder und Schwestern begrüßt.

Wie ihr sie freudig aufnehmt, zwar nicht überall, aber vor allem in Österreich und Deutschland.

Eure Hilfsbereitschaft, eure Anteilnahme ist groß , ihr nehmt sie bei euch auf. Menschen, die aus tiefer Verzweiflung, aus einem Kriegsgebiet kommen.

Ihr versorgt sie, beschenkt sie, und ihr zeigt tiefstes Mitleid. Sie alle kommen aus einem Kriegsgebiet, aus Syrien, aus dem Irak , wo sie sonst sterben würden , wo Bomben auf ihre Köpfe fallen, wo es für sie keine Zukunft gibt.

Wir fragen uns, warum tut ihr das, warum gerade jetzt.???

In Syrien ist Krieg, seit vier Jahren??

Aber wir leben im Gaza, im Westjordanland, in Ramallah, in Bethlehem, und in Hebron.

Wir sind, Palästinenser, arabische Brüder, wir sind Moslime und Christen. Was haben die Syrer, die Afghanen, die Iraker, was wir nicht haben ?

Bei uns ist Krieg seit Jahrzehnten.

Unsere Kinder sterben, unsere Kinder hungern, man wirft Bomben auf unsere Köpfe, und wenn wir uns wehren, dann sagt man uns, wir wären Terroristen. Wo war da Europa in den letzten Jahrzehnten?

Warum schreit ihr erst jetzt, warum bemerkt ihr unser Sterben erst jetzt, Sind Syrer, Iraker, Afghanen, bessere Menschen als wir? Wir wissen, niemand riskiert einen Konflikt mit Israel.

Ihr empfindet Schuld gegenüber Israel in Europa, vor allem in Österreich und Deutschland, deshalb helfen uns nur wenige. Man nimmt unser Land, aber man sieht es nicht, man sperrt uns ein, aber man bemerkt es nicht.

Jetzt hören wir Stimmen aus Europa, ihr sprecht auf einmal von Gräueltaten, von Ungerechtigkeit; von Mord und Totschlag, von Menschen die verfolgt werden, und die dringend Hilfe benötigen.

Doch ihr meint nur die Syrer, die Iraker, und die Afghanen. Wir leben in zerbombten Häusern, wir haben Angst, wir kämpfen täglich um unser Leben.

Man hat hohe Mauern um unsere kleinen Gebiete gebaut, mit Stacheldraht und vielen Minen. Wir leben in einem Gefängnis, und das für immer. Unsere Kinder sind Gefangene, sie kennen die Welt da draußen nur von Bildern.

Jetzt sehen wir, wie unsere arabischen Brüder begrüßt werden, aber uns habt ihr nie gesehen, uns habt ihr vergessen, das ist traurig, wir weinen in unseren Herzen, weil ein Mensch nicht gleich Mensch ist. Europa wurde unsanft wachgerüttelt, und ihr fühlt auf einmal Schuld, gegenüber unseren arabischen Brüdern, in euren Herzen. Aber wir sterben weiter, wir bleiben Gefangene, wir leben auf engsten Raum, in zerbombten Häusern, weil man sagt, wir wären alles nur Terroristen.

Warum ist das so??? – sind wir nicht alle Menschen???"

Ps. Anmerkungen des Autors. Das könnten die Gedanken eines Palästinenser sein, in den von Israel besetzten Gebieten. Ich selbst war öfters in diesen Gebieten unterwegs.

Ich schätze Israel, und die Leistungen dieses Volkes. Aber ich habe auch die Flüchtlingslager der Palästinenser gesehen, ich habe den Frust und die Hoffnungslosigkeit dort gesehen, und gespürt.

Menschen, die sich seit Jahrzehnten alleingelassen fühlen. Sie wollen nur ihre Freiheit, aber man sperrt sie ein, sie wollen ein Leben, aber man nimmt es ihnen.

Und die Welt, so auch Europa, so auch Österreich und Deutschland, sieht seit Jahrzehnten weg. Palästinenser sind eben nur Terroristen. Ist das nicht scheinheilig, gegenüber was jetzt in Europa passiert?

Wo man jetzt auf einmal das Leid der Kriegsflüchtlinge entdeckt hat, im arabischen Raum. Doch da leben nicht nur Syrer und Iraker. Palästinenser sterben da seit Jahrzehnten.

Das macht mich traurig, weil ich habe sehr viele herzliche, gastfreundliche Palästinenser kennengelernt in diesen Gebieten. Menschen, die trotz jahrzehntelangem Krieg, noch lächeln können. Aber dieses Leid diese Menschen hat man vergessen.

So einfach ist das. Man sieht nur das, was man sehen will, und hofft damit heilig zu werden. Was für eine schöne heile Welt wir doch haben.

Viele in Europa, aber vor allem in Österreich, haben auf einmal die Menschlichkeit neu entdeckt.

Ich finde das sehr, sehr scheinheilig.

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Hansjuergen Gaugl

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fischundfleisch

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chst70

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