#Charlie Hebdo mit seiner Titelseite war der Auslöser. Jetzt ist Blasphemie auch auf nationaler Ebene zum Thema geworden. Und das ist gut so. Darüber gehört diskutiert. Während SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim künftig die Verspottung von Religionen nicht mehr ahnden will, hält VP-Justizminister Wolfgang Brandstetter an der gesetzlichen Regelung fest. Fakt ist, dass es nur ganz selten in solchen Fällen zu einer Verurteilung gekommen ist, was aber weder für die eine noch für die andere Sichtweise spricht.

Ich will das zum Anlass nehmen, Karikaturen bzw. Karikaturisten des heimischen Blätterwalds zu beleuchten. Satire darf alles - dieser Satz Kurt Tucholskys wurde im Gefolge von #Charlie Hebdo ziemlich häufig strapaziert. Dieser Meinung kann, muss man aber nicht unbedingt anhängen. Satire muss zuspitzen, muss überzeichnen, sollte jedoch nicht die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Doch guter Geschmack, was ist das? Und da befinden wir uns schon auf sehr heiklem Terrain.

Der bekannte Cartoonist Manfred Deix wurde 1994 wegen einer anstößigen Karikatur in erster Instanz verurteilt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen. Vielleicht erinnern sich auch manche noch an das 2002 verlegte Buch "Das Leben des Jesus" des ebenfalls bekannten Karikaturisten Gerhard Haderer zurück. Gegen ihn wurde Strafanzeige erstattet, das Verfahren wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Dies zeigt, dass wir in Österreich recht tolerant gegenüber vielleicht zu heftigen Überzeichnungen, die einigen zu weit gehen, sind. Und das ist gut so.

Satire ist ein wesentliches künstlerisches Ausdruckselement, das eine Demokratie aushalten muss, wenn sie sich Presse- und Meinungsfreiheit auf die Fahnen heftet. Auch scharfzüngige Satire mit ihrem Bild- und Wortwitz muss erlaubt sein. Das heißt ja nicht zwangsläufig, dass eine Karikatur, die immer auch Persiflage ist, einem gefallen muss. Die Würze des Spotts ist auch eine Geschmacksfrage. Und Karikaturisten zeichnen meist nicht in homöopathischen Dosen.

Um an einem Beispiel konkreter zu werden: In die Leibschüssel brunzende klerikale Zumpferlträger, wie Manfred Deix sie gerne zeichnet, muss man nicht amüsant, man kann sie auch widerlich finden. Deixens adipöse Knülche mögen reale Abbilder der österreichischen Wirklichkeit sein, man kann sie zuallerst auch ungustiös finden. Dennoch sei Deix die Sicht seiner Dinge gestattet.

Wer den etwas feineren Strich samt leichter verdaulichem Content bevorzugt, kann sich an Michael Pammesbergers, Tex Rubinowitz', Gustav Peichls Karikaturen erfreuen. Es ist eine Frage des Geschmacks. Platz muss aber für alle Zeichner sein.

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r.schoaf

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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