Depp als Titulierung - ist das noch Meinungsfreiheit?

Vor kurzem wurde das Thema "Meinungsfreiheit" auf dieser Plattform recht heftig und kontrovers diskutiert. Wie weit darf Meinungsäußerung gehen - wo wird die rote Linie gezogen? Nun, heute finden sich auf Fisch & Fleisch zwei Beiträge, die als praktikable Anschauungsbeispiele dienen können.

Christian Ortner hat in seinem Blog gefordert, Kärnten doch pleite gehen zu lassen. Worauf ihm umgehend Wolfgang Kofler für seine Ausführungen das ehrenvolle Prädikat "Depp" verliehen hat. Zur Klarstellung: Weder kenne ich Herrn Ortner, noch Herrn Kofler, persönlich, habe also keinen anderen Anlass, irgendjemanden hier zu verteidigen, als einen sachlichen. Diese Replik Koflers geht entschieden zu weit.

Natürlich gehört es zu den Gepflogenheiten eines Journalisten, Dinge schnell auf den Punkt zu bringen, verbal so zuzuspitzen, womit er auch Gefahr lauft, übers Ziel hinauszuschießen. Nun mag man Ortrners Ausführungen zu Kärnten sehr kritisch sehen. Er hat aber seine Sicht der Dinge klar gelegt, argumentiert, und seine Äußerungen müssen erlaubt sein. Ortners Ansichten kann man vertreten - oder man kann sie verteufeln. Es geht aber zu weit, ihn als Deppen zu bezeichnen, wie es Herr Kofler getan hat.

In einem anderen Beitrag kritisiert Bernhard Torsch den "Spiegel"-Kolumnisten Jan Fleischhauer wegen dessen Äußerung, man müsste die griechische Regierungsmitglieder wegen deren Ansätzen zur Lösung des Problems in die Psychiatrie strecken. Kritik an Fleischhauers Haltung ist nachvollziehbar, doch wie kontert Torsch dieser schon im Titel? "Holt einen Psychiater für Fleischhauer!" feixt Torsch zurück. Diese Formulierung mag zwar weniger zugespitzt klingen als "in die Psychiatrie stecken", doch letzten Endes zahlt Torsch mit denselben verfänglichen Worten Fleischhauers zurück.

Es ist zwar ein alter Kalauer, stimmt aber oft: Rüstet doch bei den scharfen, verletzenden Worten ab. Kritische Auseinandersetzung ist erwünscht. Diese darf aber nicht mit beleidigenden Worten verwechselt werden. Komisch nur, dass sich gerade Journalisten so oft aufs verbale Glatteis begeben.

Hier sind die beiden Beiträge, um die es geht:

https://www.fischundfleisch.at/blogs/jetzt-ich/herr-ortner-ich-halte-sie-fuer-einen-deppen.html

https://www.fischundfleisch.at/blogs/jetzt-ich/holt-einen-psychiater-fuer-fleischhauer.html

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Herbert Erregger

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