Weißenstein und das Flüchtlingsheim

Ich war heute (Mittwoch, 19. Feber) bei einer Informationsveranstaltung in der Gemeinde Weißenstein. Die liegt im Drautal, grenzt an Villach  - und es herrscht Aufregung. Schuld sind (wieder einmal) die Wiener! Genau genommen eh nur zwei - ein Ehepaar, das das seit Jahren leerstehende Gasthaus Adam in der 480-Einwohner-Ortschaft Töplitsch gekauft hat und zu einem Heim für 40 bis 45 Flüchtlinge umfunktionieren will. Die Anträge dafür liegen bei der Bezirkshauptmannschaft Villach.

Die Wogen gingen so hoch, dass sich die Gemeinde veranlasst sah, sehr kurzfristig eine Infoveranstaltung anzuberaumen. Sogar Landeshauptmann Peter Kaiser reiste aus Klagenfurt an - um über ein Projekt zu reden, das es noch gar nicht gibt.

Was es aber gibt: Ängste und Ablehnung. Mein Gefühl nach Besuch der Veranstaltung: bei einer anonymen Abstimmung hätten sich 99 Prozent der rund 400 Anwesenden gegen das Flüchtlingsheim ausgesprochen.

Die Veranstaltung war für mich frustrierend. Nicht, dass ich kein Verständnis für Sorgen und Ängste hätte. Man muss in einem freien Land seine Bedenken äußern dürfen. Und niemand muss es gut finden, wenn im Haus nebenan 45 fremde Menschen einziehen. Aber die Qualität und Ausrichtung einiger Wortmeldungen haben mir im Herzen wehgetan. Ein paar Beispiele:

"Bitte nicht 50 Leute! Das schaffen wir nicht. Beim Gasthof Adam gibt es nicht einmal Grünflächen."

"Die dürfen ja nicht arbeiten. Was werden die den ganzen Tag tun?"

"Und die jungen Leute! Wie werden die ihre Zwischenmenschlichkeit ausleben?"

"Ich kann bei meinem Küchenfenster keine Vorhänge aufhängen, weil ich wenig Licht im Raum habe. Die Asylanten werden mir dann direkt in die Küche schauen!"

"Wir wissen ja gar nichts von denen. Waren die in ihrer Heimat kriminell?"

"Freilich war das Adam einmal ein Gasthaus mit Zimmern. Aber die Urlauber haben Geld gebracht. Asylanten hingegen kosten Geld."

"Wir haben 30.000 Arbeitslose in Kärnten."

"Herr Landeshauptmann Kaiser: Wieso nehmen Sie nicht Asylanten bei sich zu Hause auf?"

Auch ein 18-jähriger Student, Max Rainer, ergriff das Wort: "Hier geht es um Menschen. Es ist unsere Pflicht zu helfen." Es war die einzige Wortmeldung für die Flüchtlinge. Rainer wurde niedergebuht. Ein Mann hinter mir knurrte: "Wenn der so weiterredet, wird er einen Bodyguard brauchen."

Danach bin ich gegangen.

Während der Heimfahrt bin ich ins Grübeln geraten: Sind das durchwegs böse Menschen? Oder einfach nur ängstliche Narren, mit denen man reden muss? Und wie würde ich reagieren, wenn der Nachbar ein Asylantenheim einzurichten gedenkt? Eine Frage, die ich gerne an Sie weiterreiche:

"Was würden Sie tun?"

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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