Die Leiden der (Trans)Frau im Sommer

Die erste Affenhitze ist also vorbei. Zum Glück? Ja, absolut. Hitze ist der Feind der Transe.

Das fängt an beim Schminken. Viele von uns versuchen zwar, sich mittels Laserbehandlung des Bartwuchses zu entledigen. Um hier wirklich ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen, bedarf es jedoch einer Hormontherapie. Bei dieser werden zunächst die körpereigenen, männlichen Hormone unterdrückt, und schliesslich künstliche, weibliche Hormone zugeführt. Ein Leben lang übrigens. Solange man(n) jedoch männliche Hormone produziert, wird auch immer ein Stückerl Bart nachwachsen. Diese Regel gilt im übrigen für die gesamte Körperbehaarung, nur leider nicht für die Haare am Kopf. Eigentlich eine Gemeinheit!

Aber zurück zum Bart. Um eben diese Bartreste zu eliminieren, reicht kein leichtes Flüssig-Make up, man muss dem ungewollten Bartschatten schon mit schwerer, deckender Camouflage zu Leibe rücken. Das Problem: diese Camouflage hält nur bei trockener Haut. Nun liegt es aber in der Natur der meisten Menschen, dass sie jenseits der 30 Grad zu transprieren beginnen. Versucht man zu Beginn, das Schminken mit möglichst wenig Bewegung, im Zeitlupentempo, zu absolvieren, hüpft man bald wie ein grantiges Rumpelstilzchen im Badezimmer herum, weil die sowieso auftretenden Schweißperlen ein nachhaltiges Auftragen der Camouflage zur Sisyphusarbeit werden lassen. Kurzfristig sehnt man sich nach einem Bungalow in der Arktis, oder zumindest nach einem begehbaren Kühlschrank.

Hat man nach Stunden des Kampfes vor dem Spiegel endlich ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt, ist der Tag trotzdem noch lange nicht gewonnen. Unterwegs heisst es, ungefähr dreiviertelstündlich in einer Toilette zu verschwinden, um das sich in eine glänzende Speckschwarte verwandelnde Gesicht nachzupudern.

Ein weiteres Problem: nachdem viele von uns keine eigenes, lang-wallendes Haar besitzen, müssen wir mit einer Perücke Abhilfe schaffen. Dass diese im Hochsommer zusätzlich den Körper zum schwitzen animiert, versteht sich von selbst. Wer weiss, vielleicht gilt ja irgendwann eine Glatze als feminin. Aber ich denke, selbst dann werden wir trotzdem zu künstlichen Frisuren greifen, ganz einfach, weil es weiblicher aussieht.

Dann wären da noch die verschiedenen Hilfen, um eine weibliche Figur zu erzielen. Hüfthosen zum Beispiel. Diese Hosen haben Polstereinlagen am Gesäß, um einen männlichen Mini-Popo zu verweiblichen, ihn runder zu machen. Das kann was. Aber jenseits von 30 Grad kann man sich einigermaßen vorstellen, wie sich diese dickstoffige Hose im Lendenbereich anfühlt.

Zeitweise kommen einem tatsächlich Zweifel, und man fragt sich, warum man sich das eigentlich antut. Naja, ganz einfach deshalb, weil es nicht anders geht. Auch wenn das Verwandeln in eine Frau im Hochsommer eine echte Herausforderung ist, im Endeffekt ist es, zumindest für mich, trotzdem essentiell zum Glücklich sein.

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Bluesanne

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