Dieses Modeschmuck-Kreuz habe ich vor ein paar Jahren geschenkt bekommen. Wenn ich mich richtig erinnere, stammt es von einer Ex-Freundin. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, ob sie mir damit irgendwas Bestimmtes mitteilen wollte. Jedenfalls trage ich das Kreuz gerne mehr oder weniger regelmäßig zu passenden Outfits. Ohne jegliche philosophischen oder sonst irgendwie gearteten Hintergedanken.
Jetzt ist es aber so, dass ich überzeugte Atheistin bin. Für mich ist jede Form der organisierten Religion, egal welcher Ausrichtung, Pest für eine zivilisierte Gesellschaft. Ich möchte hier und jetzt keine Diskussion darüber entfachen, warum, wieso und weshalb ich dieser Ansicht bin. Das würde zu keinem Ergebnis führen und überdies den Rahmen sprengen. Was mich jedoch eine Zeitlang beschäftig hat, war die Frage, ob ich mit so einer persönlichen Überzeugung überhaupt ein Kreuz tragen darf? Ist das kulturelle Aneignung? Oder ist damit gar der Tatbestand der Blasphemie erfüllt?
Wobei das auch egal wäre, denn weder der eine noch der andere Begriff sind für mein Leben auch nur annähernd von Bedeutung. Blasphemie wurde von der Kirche erfunden, um das Töten von unliebsamen und unbequemen Menschen unter haarsträubenden Vorwänden zu rechtfertigen. Und der ursprünglich durchaus sinnvolle Begriff „kulturelle Aneignung“ wurde von der Cancel-Culture-Community vereinnahmt und damit vollkommen entwertet. Niemand hat ein Monopol auf ein vermeintliches Kulturgut. Die Cancel-Culture-Community ist übrigens jene, die einen Großteil der Verantwortung dafür trägt, dass eine Kreatur wie Trump bei einer Wahl eine Mehrheit bekommen kann.
Wer möchte sich die Autorität anmaßen, mir vorschreiben zu wollen, ob in meinem Fall das Tragen eines Kreuzes als reiner Modeschmuck gerechtfertigt ist oder nicht? Niemand, der in meinen Augen eine tatsächliche Autorität darstellt. My life, my choices.
Somit werde ich das Kreuz weiterhin tragen, wenn es zum Outfit passt. Und einen Furz darauf geben, was andere denken. Wie immer.
