War das alles? Eine Frage, die vielen so ab 45 durch den Kopf geht. Man hat eine Karriere hinter sich gebracht, steht voll im Leben, voll im Job - aber was liegt noch vor einem, was kann man vom Leben noch erwarten? In dieser Phase der Midlife-Crisis gehen manchem so einige verwirrende Gedanken durch den Kopf.

Der Einfluss der vielen Pressemitteilungen sorgt für Verunsicherung. Schlagworte wie Altersarmut, Personalabbau, Globalisierung, Jugendwahn usw. sorgen für ein diffuses Gemisch an Gedanken. Die permanenten Diskussionen um den Renteneintritt mit 63, 65, 67 oder gar mit 70 Jahren sorgen auch nicht unbedingt für ein Gefühl der Zukunfts-Sicherheit.

Da kommt so mancher ins grübeln, wie und wo er die nächsten Jahre verbringen wird.

What happens next?

Wie sieht meine berufliche und persönliche Zukunft aus? Kann ich mit der steigenden Änderungsgeschwindigkeit überhaupt noch mithalten? Wie komme ich mit all den neuen technischen Hilfsmitteln klar? Da schwebt die Frage im Raum: war es das schon, war das alles?

Wer in einem geschützten Arbeitsverhältnis als Beamter steht, wird sich mit diesen Fragen weniger beschäftigen als jemand, der in der freien Wirtschaft tätig ist und regelmäßig über Fusionen, Verlagerungen und Betriebsschließungen liest.

Wenn dann noch der jüngere Kollege mit spielerischer Leichtigkeit virtuos auf der Klaviatur der neuen Kommunikationsmittel herumspielt, dann werden die Zweifel, ob man nicht bereits zum alten Eisen gehört, immer stärker. Vielleicht befürchtet der bisher unangefochtene Stelleninhaber auch, dass sich jüngere Kollegen so langsam in die Startposition begeben, um seine Position einzunehmen. Wer sich dann einigelt und in einen Verteidigungsmodus übergeht, der ruiniert nicht nur sein Image sondern auch seine Gesundheit.

Viele sind auch von ihrer eigenen Unentbehrlichkeit überzeugt: „ohne mich läuft hier garnichts“. Erschreckend, wenn man dann nach Rückkehr aus dem Urlaub oder aus dem Krankenhaus feststellen muss, dass der Laden genau so gut weitergelaufen ist, in vielen Fällen sogar noch besser.

Der Blick in den Spiegel

Jetzt ist es an der Zeit, sich zurück zu lehnen und in Ruhe zu reflektieren, sich Gedanken zu machen über die eigenen Fähigkeiten und auch die eigenen Unzulänglichkeiten. Die Zeit für eine Analyse des eigenen Marktwertes, der eigenen Employability.

Eine realistische Auflistung der eigenen Erfahrungen zeigt dann häufig, dass viele früher einmal wertvolle Leistungsmerkmale heute kaum noch oder gar nicht mehr benötigt werden. Eine Erkenntnis, die so manchem altgedienten Erfahrenen den Schlaf rauben kann.

Erfahrung ist wie eine Lampe, die man auf dem Rücken trägt, die lediglich das hinter einem liegende beleuchtet. Sie ist nur dann sinnvoll, wenn sie nach vorne gerichtet ist, den Weg nach vorne beleuchtet um Hindernissen ausweichen zu können.

Für manche eine schmerzhafte Erkenntnis, für andere ein wertvoller Hinweis, der gerade bei einem eventuellen Job Wechsel bedeutend sein kann.

Um eine objektive persönliche Standortbestimmung durchzuführen ist es häufig sinnvoll, sich mit einem externen Sparringspartner auszutauschen, denn Betriebsblindheit beginnt bei der eigenen Person.

Häufig ergeben sich bei solchen Gesprächen ganz neue Denkansätze, eröffnen sich neue Möglichkeiten, die im bisherigen Berufsalltag ausgeblendet waren. Viele berufliche Laufbahnen wurden mehr aus Versehen als aus Planung beschritten. Nun ist vielleicht die Zeit gekommen, sich Gedanken zu machen, was man eigentlich tatsächlich gerne noch bewegen und erleben möchte.

Bei solchen Betrachtungen steht uns häufig die früher einmal geltende Vorstellung von beruflicher Laufbahnplanung im Wege. Während in der Vergangenheit nach der Ausbildung der Schritt ins Berufsleben erfolgte, man häufig bis zum Rentenbeginn lediglich in nur einem Unternehmen beschäftigt war, vielleicht als Mutiger sogar zweimal aus Karrieregründen den Arbeitgeber wechselte, so hat sich auch hier die Schlagzahl der Wechsel erhöht. In den USA zum Beispiel wechselt ein Mitarbeiter im Durchschnitt zwischen Beginn und Ende seines Berufslebens achtmal den Arbeitgeber oder seine Position. Hierzulande beträgt das Verhältnis eins zu vier mit steigender Tendenz zum Wechsel.

Wer sich nicht selber führt, der wird geführt

Deshalb sollte man sich von dem Gedanken lösen, dass alles so bleibt wie es war, dass alles seinen geregelten Gang geht, dass andere über die eigene Zukunft entscheiden. Nur wer sich selbst führt, hat das Steuer in der Hand.

Schließlich ist der Zeitraum bis zum Ende des Berufslebens noch relativ lang. Selbst wenn es sich „nur noch“ um eine berufliche Restlaufzeit von 15 Jahren handeln sollte, geht es doch immerhin noch um über 5.000 Tage, die mit einer sinnvollen Tätigkeit privat und beruflich er- und gelebt werden wollen. Wenn man dann nach reiflicher Prüfung zum Entschluss gelangt, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, dann sollte man immer berücksichtigen: Es interessiert niemanden, was Sie gemacht haben. Es interessiert nur, was Sie noch machen könnten. Und hier ist die eigene Kreativität gefordert.

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Spinnchen

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Iris123

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nzerr

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