Die Anschläge von Nizza, die Verdrängung der malikitischen Lehre aus Nordafrika und Deutschland

Nizza an der französischen Sonnenküste Côte d’Azur wurde Opfer eines entsetzlichen Attentats. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy twitterte angesichts dessen von tiefer und unendlicher Trauer, und bekundete seine Solidarität mit den Bürgern Nizzas und des Départements Alpes-Maritimes. Präsident François Hollande verlängerte den Ausnahmezustand um weitere drei Monate.

Ein offenbar islamistisch fanatisierter Tunesier hatte an der Strandpromenade, der sog. „Promenade des Anglais", mehrere Menschen mit einem LKW überfahren. 84 starben, 50 weitere schweben in Lebensgefahr.

Anabel Schunke spricht im Bezug diesen Anschlag auf Tichy Einblick von einer „neuerlichen Kriegserklärung“. Ähnlich äußerte sich Prof. Rav. Giuseppe Laras, der bedeutendste jüdische Geistliche Italiens, bereits vor 1 ½ Jahren nach den Anschlägen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt Hyper Cacher in Paris in der italienischen Abendzeitung Corriere della Sera. Passiert ist nichts!

In der Zwischenzeit erlebten wir den 13. November von Paris, die Kölner Silvesternacht, die Anschläge auf den Flughafen von Brüssel am 22. März, die Anschläge von Orlando am 22. Juni, die Ermordung der 13-Jährigen Hallel aus Israel und die Anschläge auf ein mehrheitlich von Christen und Schiiten bewohntes Viertel in Bagdad vor wenigen Wochen.

Passiert ist außer immer wiederkehrender, stereotyper Mantras nichts!

Im Gegenteil, seitens hochrangiger Politiker und Journalisten hagelte es gerade nach Paris im November 2015 und den Folgeanschlägen in Köln und Brüssel Denkverbote. Man dürfe die Politik und Anschläge nicht in Verbindung bringen, hieß es u.a. Wie realitätsfern und dreist ist das bitte?!

Wenn es keine Wechselwirkungen zwischen Politik und gesellschaftlichen Ereignissen gäbe, hätte die Berufspolitik keinerlei Daseinsberechtigung!

Was geht eigentlich gerade in Europa und im Nahen Osten vor?

Die Antwort erschließt sich aus einem Vergleich mit dem Wandel der vorherrschenden Islamauslegung in Nordafrika. Schauen wir anhand eines exemplarischen Berichts von RTL Belgien vom 20. Februar diesen Jahres auf den Niger. Der Artikel spricht von einer „fortschreitenden Islamisierung des Niger“.

Aufhorchen! Islamisierung des Niger? Ein Land, das traditionell ohnehin zu 98% muslimisch bevölkert ist, soll islamisiert werden? Wie geht das?

Gemeint ist die Verdrängung der ehemals, ursprünglich übrigens auch im Herkunftsland des Attentäters von Nizza, vorherrschenden malikitischen Rechtsschule. Diese Rechtsschule erlaubte über lange Zeit ein friedliches Zusammenleben der muslimischen Bevölkerungsmehrheit mit den christlichen und animistischen (Naturreligionen) Minderheiten des Landes.

Seit einiger Zeit ist eine fortschreitende Radikalisierung im Sinne des von Saudi-Arabien und Katar aus importierten und geförderten Wahabismus zu beobachten, der die traditionelle Rechtslehre verdrängt. Mediale Vernetzung und wirtschaftlicher Einfluss dieser Staaten begünstigen die fatale Entwicklung.

Ihren traurigsten Höhepunkt erreichte diese Tendenz im Januar 2015, als es im Land zu Progromen an der christlichen Minderheit kam.

Dr Boubakar Seydou Traoré, malikitischer Imam des Viertels Tchangaraï im Norden der Stadt Niamey, sieht weitere Anzeichen für die Radikalisierung der Gesellschaft darin, dass sich immer mehr Frauen verschleiern und an den Universitäten Gebetspausen durchgeführt werden.

Nun ja, aber der Niger ist doch weit weg? Nein!

Auch aus deutschen Universitäten häufen sich Berichte, dass radikale Muslime die religionsübergreifend gedachten Gebetsräume alleine für sich beanspruchen und Andersgläubige hinaus drängen. Als die TU Berlin Ende Mai reagierte und den Gebetsraum aus Angst vor weiterer Radikalisierung schloss, veranstalteten hunderte Muslime ein öffentliches Gebet unter freiem Himmel. Die Zeitung „Die Welt“ spricht in diesem Zusammenhang von einer "politischen Machtdemonstration".

Gleichzeitig häufen sich justizielle Klagen kopftuchtragender, meist türkischstämmiger Muslima, die ein Recht auf Verschleierung in beruflichen Kontexten durchsetzen wollen. Gleichzeitig nutzen Aktivistinnen aus dem selben Dunstkreis Webmagazine und Social Media, um der Öffentlichkeit zu suggerieren Verschleierung sei Ausdruck einer Form von modernem Feminismus. In Deutschland stehen solche Kopftuchaktivistinnen meist Organisationen nahe, die direkt von der türkischen AKP-Regierung finanziert und koordiniert werden. Prominente Beispiele hierfür sind Kübra Gümüşay, Mitglied der UETD-Bremen, oder Betül Ulusoy, Mitglied der DITIB-Berlin.

Deutschland blieb im Gegensatz zu Frankreich und Belgien bislang vor Anschlägen, die man durchaus als eine Art europäische Version der Progrome im Niger vom Januar 2015 bezeichnen kann, verschont. Wohl aber häufen sich, wie jüngst der bayrische Rundfunk und das ARD-Magazin „Monitor“ berichteten religiös motivierte Übergriffe auf Minderheiten in den Flüchtlingslagern.

Und es gibt noch eine Parallele zum Niger. Können Sie sich erinnern, dass eine derart erbitterte Debatte um „den Islam“ in Deutschland jemals geführt worden wäre, bevor die Golfstaaten und die internationale Muslimbruderschaft, der auch die türkische AKP-Regierung nahe steht, massiven Einfluss auf muslimisches Leben in Deutschland genommen haben? Nein? Die gab es auch nicht! Sie war, trotz bereits vorher zwei Millionen Muslimen in Deutschland, schlichtweg nicht nötig, weil ähnlich wie im Niger nur mit umgekehrten Mehrheitsverhältnissen, ein friedliches Zusammenleben funktionierte.

Der Traumaexperte und Professor für Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen, Jan Ilhan Kizilhan, hielt vor gut einer Woche einen beeindruckenden Vortrag über die Ideologie des IS.

Kizilhan verglich darin die Ideologie der Nazis mit der des IS. Kizilhan charakterisiert beide als faschistische und entmenschlichende Lehren.

Während erstere durch die Vorstellung von einer Herrenrasse und minderwertigen Rassen entmenschlichet, entmenschlichet die Andere durch die Einteilung in Gläubige und Ungläubige.

Diese Einteilung, so deutet auch Kizilhan an, nehmen in der muslimischen Welt und innerhalb muslimischen Communities im Ausland allerdings nicht nur bekennende IS-Mitglieder und -Sympathisanten ein. In der Folge bedeutet dies; selbst wenn sich Person XY vom IS distanziert, teilt sie bereits seine Ideologie im Fall der Übernahme angesprochener Einteilung von Menschen in Gläubige und Ungläubige. In diesen Kategorien denken bei Weitem nicht nur bekennende Sympathisanten des IS. Die Quellen der ihr zugrunde liegenden Ideologie sind hinreichend bekannt.

Man muss es so deutlich sagen; wer in Gegenwart von Muslimen Worte wie z.B. "Gavur", "Kufar / Kafir" oder "Benamus" wahrnimmt, befindet sich in der Nähe von Menschen, die die Ideologie des IS und seiner ideologischen Geschwister bereits verinnerlicht haben!

Bezeichnenderweise ist die Stadtverwaltung von Lyon, in der die sozialistische Regierungspartei von François Hollande und Manuel Valls die Mehrheit hat, gerade dabei ein von Saudi-Arabien finanziertes islamisch-wahabitisches Zentrum zu genehmigen.

Deutsche Politiker hofieren währenddessen fleißig weiter Organisation und Verbände, die der internationalen Muslimbruderschaft nahe stehen, und ISIS-Heimkehrer die mit abgeschlagenen Köpfen posieren erhalten lachhaft geringe Gefängnisstrafen.

Und auch die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien, wo deutsche Grenzschützer Soldaten und Polizisten des wahabitischen Regimes ausbilden, läuft auf Hochtouren.

Wie viele Tote muss es noch geben, bis wir den Sponsorenstaaten des radikalen Islam die Einflussnahme in Europa untersagen? Wie viele werden noch zu Kollateralschäden einer, gegenüber der eigenen Bevölkerung, fatalen und rücksichtslosen Bündnispolitik?

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