Obwohl Studien aus den USA und dem Vereinigten Königreich zeigen, dass bis zu 41% mehr Todesfälle durch Herzkreislauferkrankungen und bis zu 23% mehr Krebstote während Lockdowns zu beklagen sind, lassen sie es nicht bleiben.

Obwohl die höheren Todeszahlen im Zusammenhang mit Covid-19 im Lockdownstaat Kalifornien gegenüber dem freien, geöffneten Florida sie eines Besseren belehren müssten, lassen sie es nicht bleiben.

Obwohl das wiederholte Zurückgreifen auf die rückständige und totalitäre Methode „Lockdown“ den Krankheitsverlauf und die Versorgung von psychisch Erkrankten massiv verschlechtert, lassen sie es nicht bleiben.

Obwohl die Indizienlast für die Ineffektivität von Lockdowns stetig wächst und sich immer stärker herausstellt, dass diese plumpe Holzhammermethode - anders als ständig behauptet - keine Leben rettet, lassen sie es nicht bleiben.

Sie setzen weiterhin auf das hölzerne und implausible Mantra „Je repressiver und isolierter, desto gesünder“ - in Frankreich, und wenn es nach dem Kanzleramt und seinen einschlägig bekannten Souffleuren mit Doktortitel geht, auch sehr bald schon wieder in Deutschland.

Im Angesicht dieser dogmatischen Versteifung auf eine ineffektive, schädliche und repressive Vorgehensweise, meldet sich Frankreichs renommiertester Philosoph André Comte-Sponville nun verstärkt zu Wort.

Im Interview mit Sud Radio spricht er von einem vorherrschenden Panmedikalismus. Darunter versteht er eine unglaubwürdige Ideologie, die Gesundheit zum obersten gesellschaftlichen Wert stilisiert und den Gehorsam der Menschen mit dem Heilsversprechen ködert: „Je mehr wir euch einschränken, desto mehr Leben werden gerettet.“

Compte-Sponville (69) ordnet dies als eine Form von Populismus im Namen der Gesundheit ein und stellt fest, dass wir gegenwärtig die härtesten Freiheitseinschränkungen erleben, denen seine Generation jemals unterworfen wurde.

Des Weiteren führt er an, dass jene Lockdown-Politik, welche das äußere Erscheinungsbild dieser Ideologie prägt, alleine in Frankreich in den vergangenen 12 Monaten bereits eine Million „neuer Bedürftiger“ hervorbrachte und weltweit 150 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze gezwungen hat. Zum ersten Mal seit 30 Jahren habe die Armut rund um den Globus wieder zugenommen.

Unter dem Eindruck dieser schädlichen Ausmaße des stetig weiter lockdownenden Panmedikalismus formuliert der französische Philosophieprofessor und Ethiker folgenden Appel:

„Lasst uns aufhören die Gesundheit zum obersten Wert zu machen! Sie ist wichtig, aber Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe sind höhere Werte.“

In Rahmen eines weiteren leidenschaftlichen TV-Auftritts beim Sender France Info Plus begründete Comte-Sponville diesen Appel näher. 2000 Jahre christliche und 300 Jahre republikanische Zivilisationsgeschichte haben nicht umsonst die Losung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und nicht „Gesundheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ hervorgebracht. Der Philosoph kritisierte zudem die einseitige Expertenauswahl einer Mehrheit in den Medien, die im Stile einer „gesundheitlichen Korrektheit“ getroffen würde, und fuhr fort:

„Nein, die Gesundheit ist nicht der oberste Wert. Die Gesundheit ist überhaupt kein Wert. Gesundheit ist kein Wert sondern ein Gut. Ich unterscheide zwischen Gütern und Werten. Ein Gut ist etwas, das wünschenswert ist, eventuell auch beneidenswert. Ein Wert ist etwas, das achtbar und bewundernswert ist. Ich kann z.B. jemanden beneiden, weil er sich besserer Gesundheit erfreut als ich. Ich kann jemanden beneiden, weil er wohlhabender ist als ich. Gesundheit und Reichtum sind Güter. Aber wenn ich jemanden bewundere, weil er gesünder oder reicher ist als ich, bin ich ein Schwachkopf. Etwas anderes ist es, wenn ich jemanden dafür bewundere, dass er mutiger ist als ich, gerechter als ich, liebevoller als ich, großzügiger als ich. Denn das sind echte Werte! Und wenn wir Werte Gütern unterordnen, befinden wir uns bereits in einer nihilistischen Gesellschaft. Derjenige, der dir erzählt, es ginge nichts über das Geld, ist ein Finanznihilist. Derjenige, der dir erzählt, es ginge nichts über die Gesundheit, ist ein Gesundheitsnihilist!“

In der Tat trifft der Begriff Nihilismus voll ins Schwarze! Um es, an diese Einordnung anknüpfend, abschließend mit den Worten zu sagen, die jüngst mit Giorgio Agamben in der NZZ ein anderer großer Denker der Gegenwart wählte, um den Zustand unserer Gesellschaft zu beschreiben:

"Um ihr Leben vor einer vermeintlichen, verwirrenden Bedrohung zu retten, geben die Menschen alles auf, was es lebenswert macht."

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