Die Türkei zieht ihren Botschafter aus Deutschland ab, die Armenien-Resolution des Bundestages hat die türkische Seele beleidigt. Die Türkei verweist auf die NS Vergangenheit Deutschlands, Angela Merkel wird als Hitler dargestellt. Das Deutsche Reich hätte als Verbündeter des Osmanischen Reiches Kenntnis von der Verfolgung der Armenier gehabt und hat sich nicht geäußert, daher soll es vor der eigenen Türe kehren. Gleichzeitig kommt aus Deutschland, dass die Verbrechen des Deutschen Reiches gegen die Herero im 19. Jahrhundert noch ohne Äußerung des Bundestages sind.

Bei all diesen Anschuldigungen kommen mir doch einige Gedanken:

1. Unrecht muß auch als solches bezeichnet werden können! Egal um welches Volk es sich handelt, auch wenn es weh tut, eine Umdeutung der Geschichte oder eine Aufrechnung kann keine Lösung sein.

2. Wir müssen aufhören, das Ansprechen von Verbrechen aus der Vergangenheit als Beleidigung unserer Nation zu sehen. Denn erstens gibt es den Begriff der Nation noch nicht so lange wie einige glauben und zweitens müssen wir beginnen über diesen Begriff hinaus zu denken.

3. Wir Österreicher dürfen nicht glauben auf einer „Insel der Seeligen“ zu sitzen. Österreich war weder erstes Opfer der NS Diktatur, noch hatte das Kaiserreich Österreich-Ungarn keine Ahnung von den Verbrechen gegen die Armenier. Von der „Behandlung“ der Ruthenen - der eigenen Staatsbürger - im 1. Weltkrieg brauchen wir gar nicht zu reden.

4. Vielleicht sollten wir im Geschichte-Unterricht in der Schule unseren „Nationalstolz“ mehr auf die Taten legen, die zu positiven Ergebnissen geführt haben. Einführung der Schulpflicht, Erfindungen, wissenschaftliche Leistungen, Wahlrecht, Demokratie, friedliches Zusammenleben unabhängig von der Muttersprache?

Die Geschichte können wir nicht abschütteln, nicht vergessen, nicht verdrängen, wir müssen mit ihr leben, aber wir können sie auch verwenden, um daraus Erkenntnisse zu ziehen. Z.B., dass wir mit Slowenen, Kroaten, Bosniern, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Norditaliener, Polen und Ukrainern mehr gemeinsam haben, als wir manchmal so glauben, waren wir doch einmal eine „Nation“.

shutterstock/Drop of Light

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