Wie Glücksspielanbieter die Süchtigen von Morgen legal erschaffen

Beginnen wir mit einer Nona-Erkenntnis: Online-Glücksspieler sind überwiegend jung. Insgesamt ist zwar die Mehrzahl der Spielsüchtigen deutlich älter als ein Jugendlicher, aber jemand, der seit den 1980ern Automaten spielt, wird nicht aufs Smartphone umsteigen.

Wenn man sich ein bisschen umschaut, merkt man, dass es eine Vielzahl an Glücksspielen fürs Handy gibt. Rechtlich sind das allerdings keine, da sie gestaltet sind wie die free-to-play-Spiele,die es etwa auf Facebook gibt. Sprich: Das Spiel selbst ist gratis und es wird nur um virtuelles Geld oder gar Punkte gespielt. Dadurch fallen Roulette und Poker juristisch nicht unter die Rubrik Online-Glücksspiel, da eben nicht um echtes Geld gespielt wird. Die Anbieter sind aber dieselben, wie von echten Glücksspielen, haben aber den Algorithmus geändert. Das heißt, dass die Spieler öfters und mehr gewinnen, als dies gemäß der Wahrscheinlichkeit bei echten Glücksspielen der Fall ist.

Und irgendwann geht es dann doch um Geld. Die Anbieter verdienen auf zwei Wegen ihr Geld. Erstens, wenn ab einer gewissen Punkteanzahl um 99 Cent oder 1,99 Euro ein neues Spiel frei geschalten werden kann. Bei mehreren hundertausend Downloads kommt dabei schon Geld heraus. Doch das Zweitens ist noch viel schlimmer. Denn welcher Eindruck entsteht beim Spieler denn, wenn er – noch einmal, verzerrt – überproportional oft gewinnt? Wenn er dann schon 10 Millionen Credits hat? Er redet sich ein, dass er ohnehin schon reich wäre, wenn er doch nur mit echtem Geld gespielt hätte.

Möglicherweise ist der Glücksspielsüchtige also schon bevor er den ersten echten Euro verloren hat süchtig. Es funktioniert wie die Kaugummi-Zigarette: Man imitiert und fühlt sich cool, ohne dass man zunächst süchtig ist. Das wird man aber sehr leicht.

Fotorechte: Fotolia, lassedesignen (Urheber)

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irmi

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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