Die Krokodilstränen der Selbstgerechten fließen wieder mal in Strömen!

Sexismusdebatten haben gerade wieder einmal eine Hoch-Zeit. Zum Teil schlimme, zum Teil auch eher lächerliche (vor 15 Jahren ans Knie gegriffen!?) Vorwürfe kommen ans Licht und kosten den Herrn (warum sind es denn immer Männer?) ihre hochdotierten Posten.

Das Ganze ist mit dem Rücktritt von Peter Pilz nun auch in Österreich angekommen. Um die Szenarie für Nicht-Österreicher kurz zu umreißen:

Pilz wurde von seiner Ex-Partei, den Grünen, denen er über 30 Jahre lang angehört hatte, für die letzte Nationalratswahl nicht mehr auf wählbarer Position aufgestellt (inhaltliche Differenzen mit der Parteispitze bzgl. Political Correctness, Zuwanderung etc. soll es seit Jahren gegeben haben). Bei den internen Wahlen hatte er das Nachsehen und wurde von der Parteiführung aufgefordert, einen Vorzugsstimmenwahlkampf zu führen und so doch noch in den Nationalrat zu kommen. Das Ergebnis ist bekannt, Pilz gründete seine eigene Liste und überflügelte prompt die Grünen, die sogar den Einzug ins Parlament verpasst haben.

Nun kommen von den Grünen Vorwürfe gegen Pilz ans Licht. Er soll eine ehemalige Mitarbeiterin in über 40 dokumentierten Fällen verbal und auch körperlich sexuell belästigt haben. Nach Pilz' Darstellung wurde ihm nie die Gelegenheit geboten, sich hier zu verteidigen, die Grünen hätten ihm nicht einmal ein schriftliches Dokument mit den erhobenen Vorwürfen ausgefolgt, sodass sich ein Gericht mit der Causa hätte befassen können. Das wollte die mutmaßlich (!) Belästigte nämlich nicht. Weitere Details sind hier nicht schlüssig aufzuklären, für Pilz selbst wären die Vorwürfe aus den grünen Reihen aber kein Grund gewesen, zurückzutreten. So äußerte er sich in seiner heutigen Pressekonferenz.

Nun gab es allerdings einen anderen Vorfall anlässlich des Europäischen Forums Alpbach. Pilz soll, reichlich angetrunken, einer EVP-Politikerin deutlich zu nahe (Grapschereien im Brustbereich...) gekommen sein. Dafür gibt es laut der linken Wochenzeitung "Falter" mehrere Zeugen. Peter Pilz kann sich an den Vorfall nicht erinnern, aber er hält die Sache offensichtlich für glaubwürdig genug, um deswegen seinen Rücktritt aus der vordersten Reihe zu verkünden.

Die Reaktionen im Inland zeigen sich großteils solidarisch mit Pilz, aus verschiedensten Gründen. Übrigens meistens garniert mit dem Satz, dass man Pilz ansonsten überhaupt nicht leiden könne.

- Unschuldsvermutung.

- nicht so schlimm.

- Es ist eh nichts passiert.

- Hexenjagd auf Männer.

- schon ewig vorbei.

- Eine starke Fraue ist in der Lage, "nein" zu sagen.

- Muss man jetzt vor jeder Kontaktaufnahme mit einer Frau die Legalität vertraglich absichern?

Ich muss sagen, ich finde diese Reaktionen faszinierend. Ja, es gibt eine Unschuldsvermutung, und gerade als Mann ist es unglaublich schwierig, in so einer Situation seine weiße Weste zu behalten. Eigentlich ist es unmöglich, denn der Ruf ist ruiniert, egal ob auch nur eine Silbe einer Geschichte bzgl. sexuellem Missbrauch stimmt oder nicht.

Fragt sich nur, ob derartige Verteidigungsaufläufe in diesem Fall passend sind - und ob Herr Pilz damit eine große Freude hat. Er selbst bestreitet die ziemlich unkonkreten Vorwürfe der Grünen, aber nicht die Vorwürfe in Alpbach. Die Wahrscheinlichkeit, dass "nichts passiert" ist, geht dementsprechend gegen Null.

Kein Mensch ist frei von Fehlern und betrunken macht jeder Dummheiten, aber allein aufgrund der Vorbildwirkung ist man mit dieser Vorgeschichte (so sich die Vorwürfe tatsächlich bestätigen) als Parlamentarier und Klubobmann nicht tragbar. Pilz ist nicht der stellvertretende Kassier vom Schützenverein Hintertupfing. Auch dieser sollte seine Finger bei sich lassen, aber er wenigstens steht nicht im medialen Fokus und ist kein Politiker.

Ich möchte nur mal an die Beschwichtiger appellieren, ob sie auch "nicht so schlimm" gesagt hätten, wenn die eigene Frau, Schwester oder Mutter betroffen gewesen wäre. Und dann möchte ich nochmal die Frage in den Raum werfen, wer von den Doppelmoral-Spezialisten sofort mit "Unschuldsvermutung!!!!!111" ausgerückt wäre, wenn ein 17-jähriger Afghane jemanden mutmaßlich an den Busen gegrapscht hätte. Bei solchen Vorfällen sind der Wunsch nach chemischer Kastration in den Boulevard-Kommentarspalten noch die freundlichsten. Und wenn da jemand mit der Unschuldsvermutung kommt, wird er "Du linkslinker Realitätsverweigerer, jemand sollte mal deine Frau vergewaltigen, damit du endlich aufwachst!!!!!111!!" zu hören/lesen bekommen.

Und jetzt lyncht mich wegen des letzten Absatzes. Manchen spüren sich bei ähnlich gelagerten Taten eines Ausländers vor lauter Schnappatmung ja schon gar nicht mehr. Aber das ist ganz was anderes. Natürlich :)

PS: Darüber hinaus behaupte ich, dass die politischen Mitbewerber allesamt relativ froh sind, dass sie Pilz jetzt so einfach losgeworden sind. Aber darüber mögen sich andere den Kopf zerbrechen.

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wadlbeisserin

wadlbeisserin bewertete diesen Eintrag 04.11.2017 21:18:43

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