Warum ich vegan lebe

„Wir Menschen sind Tiere, also können wir genauso wie sie Fleisch essen. Wir Menschen sind keine Tiere, deshalb dürfen Menschen keinesfalls gegessen werden.“ Als begeisterter Wildniswanderer sprach ich mit einem bekannten Abenteurer und Buchautor, der sogar den Fallenfang von Pelztieren in Alaska so in etwa verteidigte. In der Natur würde nun einmal der Stärkere den Schwächeren fressen und wir Menschen seien Teil der Natur. Aber dem nächsten Wanderer, der mir begegnet und schwächer ist, darf ich keinesfalls den Proviant oder die Ausrüstung rauben. Warum denn nicht? Ist es nicht Natur, wenn der Stärkere den Schwächeren beraubt? War das nicht immer so, in unserer Geschichte? Gibt es nicht auch viele Ausgrabungen, die belegen, dass sich die Menschen vor vielen tausend Jahren gegenseitig auffraßen?

Lassen wir doch lieber das Argument von der Natur. Es ist in jedem Fall nicht stichhaltig. Schon David Hume hat bewiesen, dass das, was natürlich ist, noch lange nicht ethisch richtig sein muss. Da gibt es keinen Zusammenhang, Die einzig relevante Frage ist, ob ich ohne gesundheitliche Beeinträchtigung vegan leben kann. Ist das einmal geklärt – und ich lebe seit nun 26 Jahren strikt vegan und fühle mich ganz wohl – dann steht uns die freie Entscheidung offen, kein leidensfähiges, autonomes Wesen für unseren Genuss leiden oder töten zu lassen. So einfach ist das.

Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte. 65 % der gesamten Biomasse von Landwirbeltieren dieser Erde sind sogenannte Nutztiere, die von Menschen gezüchtet wurden, um sie dann zu fressen. 32 % der gesamten Biomasse von Landwirbeltieren machen die Menschen selber aus. Und nur mehr 3 % sind Wildtiere wie Elefanten, Büffel, Bären usw. Vor 1000 Jahren konnte man als Mensch vielleicht noch kacken, wo man wollte, und fressen, wen man wollte. Heute, mit bald 8 Milliarden Menschen auf der Erde, geht das einfach nicht mehr. Diese Freiheit ist verspielt, wir sind zu viele geworden. Der Fleischkonsum ist nicht länger tragbar, ethisch nicht und nun auch wegen seiner Ressourcenverschwendung und Verdrängung der Wildtiere nicht mehr.

In einer der letzten Ausgaben des New Scientist war wieder einmal die Rede von Maßnahmen, um den Klimakollaps zu verhindern. Dabei gäbe es eine win-win Situation, so der Artikel, z.B. wenn man auf vegane Ernährung umsteigt. Einerseits fördere das die eigene Gesundheit, andererseits würde gerade die Tierproduktion in unverhältnismäßig großem Ausmaß von 18-51 % den Klimawandel verschulden, und zwar durch Methanausstoß. Will man einen raschen Effekt einer Maßnahme, dann nur über Methan, weil dieses Gas lediglich 15 Jahre in der Atmosphäre bleibt, Kohlendioxyd dagegen 100.

Es gibt eine ganze Reihe hypothetischer Projekte zur Kolonialisierung anderer Planeten, wie z.B. des Mars. Dazu muss künstlich ein autarkes Ökosystem geschaffen werden, ob im Raumschiff oder dann am neuen Wohnort. In keiner dieser Pläne wird eine andere als die vegane Ernährung für die PassagierInnen vorgesehen. Kein Wunder, niemand ist so doof, derartig die knappen Ressourcen zu verschleudern. Pflanzliche Ernährung, die mühsam gewonnen wird, zuerst Tieren zu verfüttern, um diese dann zu essen, ist allein schon energetisch nicht tragbar, der Ressourcenverbrauch 10 Mal so groß. Und wozu?

Unsere Erde ist durch die Übervölkerung auch zu einem solchen Raumschiff mit knappen Ressourcen geworden. Wenn wir nicht rechtzeitig die Notbremse ziehen, wird es zur Katastrophe kommen.

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