Warum Kreativität so wichtig ist und wie wir kreative Kinder erziehen können

Als Kreativität bezeichnen wir die Fähigkeit, Dinge hervorzubringen (auch zu denken), die neu sind und die, zumindest für denjenigen der sie hervorbringt, vorher unbekannt waren. Kreativität ist etwas Schöpferisches und Selbsttätiges. Konsequent betrachtet erfordert die Entwicklung von Kreativität eine veränderte pädagogische Betrachtungsweise. Das kreative Kind denkt selbsttätig und neu. Es übernimmt nicht die Denkmuster der Erwachsenen und überträgt ihre Erfahrungen und ihr Wissen nicht einfach auf die eigene Lebenssituation. Es denkt selbst, es macht eigene Erfahrungen, es beschreitet manchmal lange und umständliche Wege und kommt zu eigenständigen Ergebnissen.

Wir leben allerdings in einer Zeit, in der es immer schwerer wird, eigene Erfahrungen zu sammeln und sich einen kreativen Freiraum zu erobern. Kinder leben in kleinen Familien, machen nur noch eingeschränkte Geschwistererfahrungen und stehen eigentlich ständig unter erwachsener Beobachtung. Ihre Welt ist so perfektioniert, dass sie nur noch konsumieren brauchen. Ein Nährboden für Kreativität bietet sich ihnen nicht unbedingt. Das ist sehr schade, denn Kreativität gilt als eine der Schlüsselqualifikationen unserer Zukunft.

Kreativität – eine Schlüsselqualifikation für die Zukunft

Kreative Menschen haben es in vielen Lebensbereichen leichter als andere. Sie können sich schneller auf neue Situationen einstellen, suchen und finden für ihre Probleme Lösungen, die auch vom ausgetretenen Pfad abweichen und meistern schwierige Situationen, indem sie improvisieren und sich von klassischen Denkmustern lösen. Kreative Menschen verfügen über eine besondere Sensibilität im Bereich der Wahrnehmung und Problemlösung und sie haben häufig ein gutes Sozialverhalten. Sie lassen sich gerne auf Neues ein, reagieren auf Anstöße von außen und zeigen eine auffallende Bereitschaft, sich Dinge auch ganz anders vorstellen zu können. Kreative Menschen sind aktive Menschen, deswegen ist ihre Chance, sich ständig weiterzuentwickeln groß.

In Zukunft wird die Entwicklung der Kreativität eine immer größere Rolle spielen, denn in unserer problembeladenen, schnelllebigen Zeit brauchen wir kreative Köpfe, die Probleme als Herausforderung betrachten, Lust auf die Beschäftigung mit neuen Technologien entwickeln, bereit sind, Bestehendes in Frage zu stellen und in vielen Lebensbereichen neue Wege zu beschreiten. Je komplizierter und vielfältige unsere Welt wird, um so notwendiger brauchen wir Menschen, die sich mit innovativen Ideen und originellen Lösungen mit den Alltagsproblemen auseinandersetzen.

Die Beschreibung des kreativen Menschen klingt etwas idealtypisch und so, wie es hier dargestellt wird, gibt es ihn sicherlich auch nicht. Jeder Mensch unterscheidet sich wesentlich von anderen, das ist auch bei kreativen Menschen so.

Das kreative Kind

Jedes Kind verfügt von Geburt an über kreative Potenziale. Kinder sind neugierig, lieben jede Herausforderung und wollen die Welt entdecken, denn diese bietet Spannung pur. Da gibt es geheimnisvolle Schubladen, die sich öffnen lassen, Grashalme, die man auszupfen kann, Wecker die sich auseinandernehmen lassen und vieles mehr. Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert. Sie fragen ihren Eltern ein Loch in den Bauch und wenn die geduldig bleiben und, statt sofort mit Antworten zu parieren, die Frage zurückgeben oder gemeinsam mit ihrem Kind die Lösung suchen, tragen sie wesentlich zur positiven Neugierentwicklung ihres Kindes bei.

Kinder, die nicht in einem Spielzeugpark versinken, der kaum noch kreative Ideen zulässt, können aus den unglaublichsten Dingen Spielmaterial herstellen und sich stundenlang mit einem umgedrehten Tisch auf Kreuzfahrt begeben, verrückte Sprachspielereien erfinden, oder mit der Schreibmaschine Bilder malen. Leider  werden Kinder in ihrem Entdeckungs- und Forschungsdrang häufig von Erwachsenen ausgebremst, die längst vergessen haben, dass wir ohne Fantasie und Kreativität noch heute ohne Glühbirnen, Flugzeuge und andere Entdeckungen kreativer Geister leben würden. In der Anlage ist Kreativität durchaus in jedem Menschen vorhanden. Manchmal lauert sie allerdings dort wie ein verborgener Schatz, der erst gehoben werden muss. Das kann durch entsprechende Impulse, Anregungen, Materialien und gemeinsamen Unternehmungen, Bestätigungen und Ermutigungen geschehen. Kinder brauchen, um ihre Kreativität entwickeln zu können, einen entsprechenden Rahmen und sie unterstützende Erwachsene.

Das kreative Kind ist auch ein sinnliches Kind. Es experimentiert mit Draht und spürt, dass er kratzt. Es malt mit Kleisterfarben und genießt dabei das Spiel mit dem glitschigen Material oder muss zunächst seinen Ekel überwinden. Es baut eine Sandburg und lässt dabei den warmen Sand durch die Finger rinnen. So erschließt es  sich Zugang zu unterschiedlichen Materialien und schärft die eigenen Empfindungen.

Kinder lernen anders

Kinder lernen vorwiegend selbsttätig, d.h. in der Auseinandersetzung mit ihrer realen Welt. Sie lernen aktiv handelnd und nicht vorwiegend kognitiv wie Erwachsene. Sie müssen die Dinge anfassen, auseinandernehmen und sich langsam mit ihnen vertraut machen. Am besten speichern Kinder praktische Lernerfahrungen, wenn diese mit möglichst vielen Sinnen erlebt werden konnten. Sie möchten hören, sehen, anfassen, schmecken, ausprobieren. Kommen mehrere Sinneseindrücke zusammen, ist die Chance groß, dass Gelerntes auch gespeichert wird. Ein sinnlich inszeniertes Erlebnis vergisst kein Mensch so schnell und ein Erlebnis, das mit Erfolg verbunden war ebenso wenig.

Kinder wollen spielen und Spaß haben, dabei mögen sie sich durchaus anstrengen. Sie wollen aber nicht von Erwachsenen belehrt werden und schon gar nicht, wenn sie den Sinn der Belehrung nicht erfassen können.

Wie man die Kreativität fördern kann:

  • Ermutigen Sie die Kinder dabei “um die Ecke zu denken” .
  • Finden Sie anerkennende Worte für ungewöhnliche Lösungsvorschläge.
  • Ermutigen Sie die Kinder den Dingen auf den Grund zu gehen.
  • Stellen Sie sich gemeinsam Dinge anders vor, als sie in Wirklichkeit sind.
  • Ermutigen Sie die Kinder, immer wieder Neues auszuprobieren.
  • Kinder benutzen Dinge gerne anders, als sie gedacht sind. Das ist gut so, erkennen Sie diese Fähigkeit an.
  • Kinder erfinden eigene Kunstformen, kritisieren Sie das nicht.

In diesem Sinne Viel Spaß beim Kreativ sein!

(Foto: drubi-photo/fotolia.com)

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