Nun ist das vorhin beschriebene Patriarchat ein dem Trend nach wieder erstarkendes System, das unseren Vorfahren wegen seiner strikten Ordnung über so manche existenzielle Krise hinweggeholfen hat - aber im erkenntnisreichen 21. Jahrhundert hat es endgültig ausgedient. Es beschreibt ein System, das vom Recht des Stärkeren, des Männlicheren ausgeht. Fatalerweise klingt es viel zu natürlich, viel zu logisch, dass das Alpha-Männchen den Löwenanteil von allem für sich verbuchen kann. Wer das größte Haus, das beste Auto, die schönste Frau, die dicksten Muskeln und überhaupt am meisten Geld auf dem Konto sein Eigen nennen kann, erntet Respekt und Anerkennung. Der Rest muss um seine Pfründe kämpfen. So bestimmt ein ewiger Kampf, der sich von Beginn der Menschheitsgeschichte bis heute durchzieht, die Geschichte des allgegenwärtigen Patriarchats. Hier "besitzt" der Mann die Frau, im Extremfall mit immanentem Abhängigkeitsverhältnis und absoluter Vollmacht über sie. Im "Patriarchat light" muss er ständig um ihre Gunst kämpfen, nach außen seinen Mann stehen - denn sie ist zwar abhängig von ihm wie eine First Lady, die ohne den Präsidenten nichts wäre (ein Umstand, mit dem die wenigen First Gentlemen weitaus nicht so schwer zu kämpfen haben), aber er muss damit leben, dass sie ihn für einen Besseren verlässt, sobald er ihre Erwartungen nicht mehr erfüllen kann. Diese Erwartungen können sich auf die Absicherung der Existenz oder das Gründen einer funktionierenden Familie beschränken, aber auch höher ausfallen und etwa die Erwartung von sozialer Besserstellung inkludieren.

In einer Welt der Gleichstellung (oder aber der "Gleichmacherei";) und des (meiner Meinung nach) übermäßig propagierten Individualismus haben es nicht wenige Frauen verstanden sich selbst nach oben zu hieven. Nicht wenige auch unter vollstem Körpereinsatz, sprich Sex mit hierarchisch Höhergestellten - dem liegt zugrunde, dass eine Frau eine hierarchische Schablone über ihr Netzwerkdenken legt, oder dass sie nicht ihrem Äußeren nach, dafür aber im Gehirn einem Mann nicht unähnlich ist [siehe letzter Absatz von Teil I], jedenfalls aber ebenfalls mehr oder weniger gewollt in Hierarchien denkt. Dieses Bild beschreibt viele unserer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaften, in denen die Frau zwar gleichgestellt ist, aber dennoch, wie alle anderen auch, in ein schon länger vorherrschendes Gesellschaftssystem gedrängt wird. Im positiv geartetsten Fall ist dabei von einem "Streben nach Erfolg" die Rede, in dem Frauen "die selben Chancen" mit sich bringen wie Männer - so subtil patriarchalisch es ist, von diesen Dingen zu sprechen während man damit allen anderen das eigene Spiel aufzwingt, so schön ist es zu sehen, dass das Netzwerkdenken noch subtiler funktioniert.

Denn glücklicherweise gibt es Menschen die es gut beherrschen, Netzwerkstrukturen in soziale Gefüge zu tragen - etwas, von dem jene Firmen zu profitieren gelernt haben, in denen die Hierarchien dezidiert flach verlaufen. Diese Firmen sind in der Regel bedeutend humaner zu Angestellten wie traditionell hierarchisch aufgebaute Firmen. Ein in diesem Zusammenhang entscheidender Umstand: In flachen Hierarchien ist es leichter, den Höhergestellten für allfällige Fehler ungestraft "auf die Schaufel zu nehmen" - bei Gegenseitigkeit ist das Entstehen eines persönlichen Verhältnisses über dem eines rein kollegialen/hierarchischen Verhältnisses begünstigt. Patriarchalische Strukturen sind dagegen humorlos bis unpersönlich, eine Verhaltensweise namens "Ehrenhaftigkeit" wird vorrangig gefördert und ein hohes Maß an Emotionalität tendenziell als Schwäche ausgelegt. Noch heute werden Buben von Kindesbeinen an auf Mann geeicht - sie dürfen nicht heulen und sollen Emotionen verbergen. Nur ein Bruchteil der heute heranwachsenden Buben hat echte männliche Bezugspersonen, und selbst diese vermitteln nicht selten kein besseres Rollenbild als das Fernsehen. Für Buben bis zu einem gewissen Alter ist es überdies schwer, sich einer Frau anzuvertrauen - es sei denn der eigenen Mutter. Besonders betont-maskuline Männer fallen nicht von ungefähr oft als heimliche Muttersöhnchen auf (man beachte etwa diverse Äußerungen bestimmter "Gangsta-Rapper";).

Ebenfalls von daher kommen auch die "Deine-Mutter"-Witze, oder die große emotionale Sensibilität im Bezug auf Beleidigungen der eigenen Mutter. Streng genommen sollte die Beleidigungen wessen-Mutter-auch-immer eine Sache zwischen der Mutter und dem Beleidiger selbst sein. Das Patriarchat impliziert jedoch, dass die Frau das schwache Wesen ist, das es zu schützen gilt und für das es Partei zu ergreifen gilt. Das klingt vordergründig immerhin noch wie eine noble Haltung - zeigt aber bei genauerer Betrachtung bloß auf, wie sehr Gewalt im Patriarchat vorherrschend ist, denn einzig die Gewalt erfordert erst ein solches Verhalten. Das Patriarchat zieht automatisch das Entstehen ganzheitlicher Hierarchien nach sich, in dem bei unausgeglichener Versorgungslage -d.h. es ist zu wenig von etwas da, um aller Bedürfnisse zu stillen - aber auch zu wenig Wertschätzung ist ein guter Grund- die Männer in den unteren Rängen zu verzweifelten Alpha-Gegnern mutieren - auch hierbei läuft es zumeist auf den Gebrauch von Gewalt hinaus. Ein solches hierarchisches System ist also in der gegenwärtigen Lage (in der eben nicht alle Bevölkerungsteile in gesicherter Existenz leben) einem ständigen Leben in Angst und der Gefahr von Verzweiflungstätern unterworfen. Egal ob es sich dabei um den aufgebrachten Mob Jugendlicher, um Bankräuber, um gewisse Mörder oder um Autonome handelt - sie entstammen alle einem essentiellen Mangel. Wie bereits erwähnt richtet sich 90% der Gewalt von Männern gegen Männer - beinahe jedes männliche Kind wird bis zum Erwachsenwerden einmal Opfer von Gewalt. Opfer zu sein kommt dabei einer derartigen Demütigung gleich -schließlich bedeutet dies einen Abstieg in der Hierarchie, eine Sinken des Respekts anderer gegenüber einem selbst auf Null-, dass sich die Betroffenen nur in den seltensten Fällen jemandem anvertrauen. Meist geht damit eine Traumatisierung einher, die sie für den Rest ihres Lebens verfolgt.

Speziell im deutsch-österreichischen Raum ringen ganze Generationen mit den Traumata der Männer. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass sich ein Trauma bis hin zur Enkelgeneration äußert; Wir leiden immer noch zutiefst an den schmerzlichen Wunden, die der Zweite Weltkrieg in die Seelen unserer Vorväter gerissen hat. Vergessen wir nicht, dass diesem Ereignis mehrere ebenso entrückende Katastrophen vorausgingen, die ich nun für vier Generationen rückwärts aufzählen möchte: Der Ständestaat, der Bürgerkrieg, die Wirtschaftskrise, Armut und Hyperinflation, der Erste Weltkrieg und der Knebelvertrag von St. Germain sowie die "Entväterung" einer Generation durch ganztägige Fabriksarbeit. Diese "Entväterung" ist ein Verbrechen an jeder neuen Generation heranwachsender Kinder (speziell Buben), die ihrer Wurzeln beraubt werden bis sie letztendlich völlig desorientiert abstumpfen. Das Verschwinden von moralischen Instanzen ist bloß eines der Symptome hierfür - der "Die Sendung ohne Namen"-Macher formulierte es treffend indem er sagte, dass wir uns, mangels irgendwelcher Anhaltspunkte, über die Aussagen der Marken definieren, die wir kaufen. Wer also Hugo Boss- oder Apple-Produkte kauft, definiert sich nicht nur über diese, sondern übernimmt tendenziell auch die Markenphilosophie. Der neuere Trend der "Fanboys" beschreibt, was passiert, wenn sich jemand über seine bevorzugte Marke angegriffen fühlt: Er beginnt sie zu verteidigen wie sich selbst. Das geht zum Teil so sehr in emotionale Bereiche, dass es dafür schon zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. In diesem Fall greift der vorhin (am Beispiel der Mutter) beschriebene Effekt schon wieder. Zusammenfassend könnte man sagen, dass wir in einem Patriarchat der Traumatisierten leben - in dem Neid und Eifersucht (ergo Misstrauen und Gewalt) treibende Faktoren sind. Ich möchte diesen wahnsinnigen Zustand beenden und möchte alternative Modelle zur Debatte anbieten, auch wenn ein solcher Prozess nicht von heute auf morgen abgeschlossen werden kann.

Um nun den weeeeeit gespannten Bogen zu Sex zu schließen: (Voll-)Frauen verstehen all diesen Hass, die Gewalt und das Hierarchiedenken nur schwer und als Außenstehende, aber Betroffene. Männer gehen als die von Kind auf (wörtlich!) Geschlagenen gerne dazu über, Sex für ihre Hierarchiegelüste zu nutzen - und damit ihre Sexpartnerinnen zu BEnutzen. Das Ergebnis ist, dass sich die Traumata in frustrierenden Sex niederschlagen: Manche vergewaltigen ihre Partnerinnen regelrecht, missbrauchen sie um sich zu befriedigen, kümmern sich dabei nicht um die Bedürfnisse des Gegenübers. Sie machen ein, mal mehr, mal weniger offensichtliches Machtspiel daraus - nicht umsonst werden Feinde in der Gossensprache "gefickt" oder "zerfickt". Bei "starken Frauen" haben sie Erektionsstörungen, freizügige Frauen werden als Vögelfrei angesehen. Bei einer Gruppenvergewaltigung fällt nicht selten eine eigendynamische Horde über einzelne Frauen her. Wie tief das Selbstwertgefühl solcher Männer gesunken sein muss, kann man dabei nur erahnen. Die 10% der Gewalt von Männern an Frauen haben es sprichwörtlich in sich. Für mich ist dabei mehr als verständlich, warum so viele Frauen so zurückhaltend sind und sie Sex schlichtweg nicht mit der Freude (und von mir aus auch mit dem Spaß) assoziieren, den er eigentlich bringen sollte. Es ist an der Zeit, im Patriarchat Auflösungserscheinungen auszulösen - und mit dem "richtigen" Sex wird diesbezüglich ein mächtiger Schritt in die richtige Richtung gegangen.

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Mephistopheles

Mephistopheles bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

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