Die Friedfertigkeit hat mich nun noch weiter beschäftigt.

Wenn ich schreibe, schreibe ich so gut wie nie losgelöst von mir. Ich schreibe eigentlich immer für mich. In der Lyrik meistens, um mich auszudrücken und daraus zu erkennen, wie authentisch ich mich fühle. In Prosatexten, entweder um etwas zu erzählen, das mich gerade interessiert, aber meistens um etwas zu erkennen, etwas in mir zu hinterfragen und um Ordnung in Gedankenschleifen zu bekommen.

Wenn ich damit hinausgehe, dann um anderen Menschen Perspektiven zu bieten. Denn auch ich bin ja oft froh darüber, Anregungen zur Hinterfragung zu bekommen.

Aber ich schreibe niemals, um Anderen meine Meinung als einzig richtige Weltsicht aufs Auge drücken zu wollen und schon gar nicht, um Anderen Schuld zuzuschieben.

Ich gehöre zu den Menschen, die versuchen, sich nie als Opfer Anderer zu sehen. Aus dem Grund, weil ich immer versuche, meinen Ausgangspunkt zu erkennen, wo ich im Hier und Jetzt meinen nächsten Schritt setze. Und manchmal ist es dafür wichtig, sich den Schuh eines Anderen anzuziehen.

Deshalb habe ich selbstverständlich darüber nachgedacht, wie es mit meiner eigenen Friedfertigkeit aussieht. Z. B. auch, ob meine Texte denn nun der Friedfertigkeit dienen, sich ihr unterordnen.

Das Ergebnis findet sich hier in der Einleitung.

Aber – es bestärkt mich auch in meinem Bestreben, selber Friedfertigkeit zu lernen, dort wo ich sie noch nicht in mir finde. Denn dass das der Fall ist, erkenne ich auch in so manchen meiner Texte.

Dafür erscheint es mir wichtig, die Friedfertigkeit näher zu beleuchten, um vor allem, die unerkannte Gewalt aufzuspüren. Nicht in der Anprangerung - denn diese würde dieses Unterfangen ja bereits konterkarieren, sondern von der anderen Seite kommend. Nur so kann wirkliches Friedlichsein erreicht und von mir echter Frieden in die Welt getragen werden.

Ich möchte einfach zu dieser Gruppe der Menschheit gehören. Und nicht zu den Anklägern, Anprangerern und selbsternannten Weltreinigern. Was mich logischerweise zum Begriff der Besserwisserei führt, die eben bereits ein Bestandteil der unerkannten Gewalt ist.

Ich weiß nicht, wie Andere es besser machen könnten oder sollten, aber ich weiß, wie ich es machen möchte. Und dort orientiere ich mich. Gelingen tuts halt leider nicht immer.

Wie nun also würde eine Welt der Menschen aussehen, die die Kunst der Friedfertigkeit in diese bringen.

Friedfertigkeit würde jeden Konflikt beenden. Vielmehr noch, würde sie sogar gar nicht erst zu Konflikten führen.

Unvorstellbar?

Nur dann, wenn man die unerkannte Gewalt nicht in erkannte Gewalt umwandeln kann.

Was uns Menschen leider viel zu sehr fehlt, ist die Sorg(viel)falt, die ihren Wortbegriff, wie man sieht, für mich aus der Vielfalt an Sorge bildet: Fürsorge, Obsorge, Vorsorge

Sorglicher Umgang, womit auch immer, veträgt sich in keinster Weise mit Gewalt. Erkannter und unerkannter.

Der sorgliche Umgang mit sich selbst beinhaltet, die Gemeinschaft ebenfalls sorglich zu behandeln. Weil das Eine ohne das Andere nicht möglich ist.

Der sorgliche Umgang mit dem, was unsere Erde uns bietet, könnte niemals zu Machtübergriffen führen, die ja wie wir alle wissen, die Grundlage jedes Unfriedens bilden.

Der sorgliche Umgang mit Wissen würde Bildung für alle auf dem Niveau ihres Seins beinhalten und die Wissenschaft ausschließlich in den sorglichen Dienst der Menschheit stellen.

Friedfertigkeit zu erlangen bedeutet also, sich in Sorgfalt zu üben.

Obsorglich damit umzugehen, was uns gegeben ist und vorsorglich darauf zu achten, dass es nicht zerstört wird. Fürsorglich darauf zu schauen, dass es auch Anderen zugänglich gemacht werden kann.

Unerkannte Gewalt in diesem Prozess ist dann logischerweise, wenn wir das Prinzip der Sorgfalt aushebeln und beispielsweise nur darauf achten, dass etwas, das uns gegeben ist, nicht zerstört wird, aber dadurch das, was Anderen gegeben wird zerstören.

Weil alles UNS gegeben ist.

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robby

robby bewertete diesen Eintrag 03.05.2016 14:20:29

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