Gefährlich am Land – sicher in der Stadt? Vom kuriosen Wahlverhalten in unserem Land

Ich wohne im Burgenland, im Bezirk Neusiedl am See, in einem Ort mit einer Durchschnittseinwohnerzahl für die Gegend hier, von plus/minus 2.000 Einwohnern.

Zugezogen bin ich vor ungefähr 10 Jahren aus Wien.

Nun hat es sich gezeigt, dass in unserem Ort 65 % der Wähler ihre Stimme für Norbert Hofer abgegeben haben. Obwohl wir nicht einmal eine blaue Fraktion haben.

Im Gegensatz dazu gab es in Wien mehr als 70 % der Stimmen für Alexander Van der Bellen.

Das beschäftigt mich.

Wien wird als die gefährliche Großstadt bezeichnet, in der man auf der Straße nicht mehr sicher ist. In Wien gibt es nicht nur die meisten Flüchtlinge, sondern auch einen hohen Anteil an Bürgern mit Migrationshintergrund. In Wien gibt es Arbeitslose, Obdachlose, Menschen, die sich einen gewissen Mindeststandard nicht leisten können.

Bei uns hier gibt es alteingesessene Familien, die in schönen Häusern leben, die ihren Kindern was vererben und ihnen auch bereits bei Lebzeiten kräftig beim Hausbau oder Wohnungsankauf unter die Arme greifen.

Hier gibt es höchstens ein paar Ungarn- oder Slowakeistämmige, die nur mehr an ihren Familiennamen erkannt werden.

Und natürlich die Zuwanderer, die sogenannten "Zuagrasten" (wie man die gefährlichen Neuzugezogenen aus Wien hier mehr oder weniger liebevoll bezeichnet).

Auch die Zuagrasten wohnen natürlich in Häusern oder schönen Genossenschaftswohnungen, die sie sich eindeutig leisten können. Sonst würde das alles hier nicht derartig boomen.

Viele Arbeitnehmer pendeln zum Arbeiten nach Wien oder zum Flughafen aus. Doch das haben die Burgenländer auch immer schon getan. Nur waren es früher die "armen" Burgenländer. Heute sind es diejenigen, die ihre Betriebe nur mehr als Nebenerwerb betreiben. Dies allerdings deshalb, weil es seit Jahrzehnten einen Wandel in den Wirtschaftszweigen Weinbau und sanfter Tourismus gibt.

Aber wirklich existenzgefährdete Personen findet man hier nicht. Besitzgefährdete natürlich schon. Aber das kommt meistens durch das Einlassen auf Verschuldungen beim Bau von gigantischen Wohnhäusern in ungesicherten Familien- oder Einkommensverhältnissen. Es wird geheiratet, ein 250-m2-Haus gebaut und schon während es Hausbaus lassen sich die guten Leutchen schon wieder scheiden. Und leisten kann sich das dann keiner von beiden, den anderen auszuzahlen und auch noch weiterzubauen.

Die Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge entspricht der Quote. WENN überhaupt welche aufgenommen wurden. Weil in unserem Ort z.B. gibt es keine.

Die meisten Kriminalfälle sind Garageneinbrüche und Handyklauereien. Die gibt’s aber schon seit 10 Jahren. Die meisten werden von "Ausländern" begangen. Nämlich von ausländischen Banden aus Ungarn oder eben der Slowakei, manchmal kommen sie sogar aus Rumänien.

Der spektakulärste Kriminalfall, seit ich hier wohne, ist gewesen, als eine solche Bande beim Merkur den Bankomat an einen Lastwagen gekettet, aus seiner Verankerung gerissen und dann abtransportiert hat. Der neue steht jetzt drinnen.

Dann gibt’s natürlich die ewigen Raufereien der Besoffenen auf den diversen Festln und Kirtagen. Und auch die Pograpscher dort. Aber die gehören zur sogenannten "Tradition", also zu den Werten der ländlichen Bevölkerung, wie es scheint.

Bei uns hier hat es noch keinen einzigen spektakulären Vorfall mit den Flüchtlingen gegeben. Bzw. keinen, der von den Flüchtlingen ausgegangen wäre.

Denn dass die Flüchtlingsunterkünfte beschmiert oder belagert werden, dass nicht nur die Flüchtlinge angegriffen und beschimpft werden, sondern auch die Leute, die den Zuwanderern Hilfestellung geben, habe ich schon in einem eigenen Blog geschrieben.

Alles in allem leben wir hier in einer friedlichen, lieblichen Gegend, mit sanften Weinhügeln und am Horizont glitzert der See in seinem Schilfgürtel.

Doch nicht die Grünen bekommen hier Stimmen, die umtriebig sind, um diesem natürlichen Paradies keinen Schaden zuzufügen.

Nein, hier wird für Glyphosat gestimmt, für Gift in den Weinbergen, für Rodung des (von der UNESCO als Kulturerbe bestimmten) Schilfgürtels, zum Zwecke des Wohnungsbaus. Klingt gut, ABER es handelt sich nicht darum, eventuell Wohnungen für junge Familien zu bauen beispielsweise, sondern darum, Luxus(zweit)wohnsitze und sonstige Prestigeobjekte dort unterzubringen.

Für die Wohnräume der Normalsterblichen werden Billiggrundstücke aufgeschlossen mit feuchten Untergründen.

Geld wird verschleudert, wohin man nur schaut. Aber für eine zusätzliche Kindergärtnerin ist keins da. Die Öffnungszeiten des Kindergartens spotten jeder Beschreibung. Im KinderGARTEN wurde anstatt einer Erweiterung des Gartens einfach eine Mauer bunt bemalt.

Und jetzt würde ich so gerne wissen, wogegen diese 65% der Wähler HIER protestiert haben sollen?

Denn gegen den ländlichen Lobbyismus haben sie es nicht. Die Gemeinderatswahl zeigte es deutlich. Die Abstimmungen bei den Gemeinderatssitzungen zeigen es ebenfalls.

Gegen die Zunahme der Kriminalität? Die eigentlich nur durch ihr eigenes Verhalten erhöht wird. Die Einbruchsstatistik hat sich nicht erhöht. Und die Pograpscher kommen noch immer nur aus den eigenen Reihen.

Gegen den Islam? Hier ist weit und breit nichts davon zu sehen oder zu hören. Die Frauen, die bei uns mit Kopftüchern herumlaufen, sind die Urgroß- und Großmütter der Ureinwohner unseres Dorfes.

Als die Flüchtlinge über Nickelsdorf kamen, das ja nur wenige Kilometer von hier entfernt ist, haben wir auch nichts von ihnen gespürt.

Das einzige wirklich Bedrohlichstimmende war das Auffinden des Transporters mit den vielen Toten auf der Autobahn bei Parndorf.

In den "gefährlichen "Städten haben die Menschen anscheinend auch protestiert. Aber wogegen sie es dort taten, ist mir wesentlich leichter erklärbar, als eine Erklärung für das Wahlverhalten meiner ländlichen Nachbarn zu finden.

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