Ich war heute früh wirklich ehrlich schockiert, als ich las, dass in einem Lift, den ich manchmal nehme, in einer U-Bahn-Station, in der ich öfter mal umsteige, ein Mann an einem Herzinfarkt starb, weil fünf Stunden lang niemand half. Mitarbeiter der Wiener Linien verzichteten auf ihren (verpflichtenden) Rundgang, Passanten stiegen über ihn drüber - gut, es war in der Nacht, viele waren es nicht, aber schon einer, der geholfen hätte, HÄTTE IHM DAS LEBEN GERETTET!

Die Leute glaubten wahrscheinlich, es sei ein Obdachloser, der sich einen warmen, überdachten Schlafplatz gesucht hatte. Aber in einem Lift?!?! Und niemand ruft die Rettung, wenn da ein nicht ansprechbarer Mann liegt?! Ich glaubs einfach nicht! Und selbst wenns ein Obdachloser gewesen wäre, was soll das denn? Wieso hat der keine Hilfe verdient?

Was mich daran besonders schockiert: Die Leute heutzutage (maah, wie das schon klingt, aber das muss jetzt sein) sind anscheinend nicht daran interessiert zu helfen. Aber als letztens mitten auf der Mahü eine ältere Frau stürzte, standen gleich mal zehn Leute um sie herum. Zwei deckten sie zu, gaben ihr einen Schal unter den Kopf und riefen die Rettung. Die restlichen acht standen herum und glotzten. Ich hab kurz geschaut, ob ich helfen kann, hab die Frau versorgt gesehen und bin weiter. Warum? Weil ich nicht glotzen wollte! Was hilft ihr das, herumzustehen, zuzuschauen, wie sie da liegt und Angst hat, sich was gebrochen zu haben, aber nicht helfen zu können, wenn sämtliche Hilfeleistungen bereits getätigt wurden? Ich glaube nicht, dass es angenehm ist, hilflos auf der Straße zu liegen und dabei von einer zweistelligen Anzahl von Augenpaaren angestarrt zu werden, bis Hilfe eintrifft. Dass da doch länger so viele um sie herum standen, störte und verstörte mich. Was ist denn das für eine seltsame Sensationsgeilheit? Wie bei einem Autounfall: Wegschauen geht nicht, obwohls grauslich ist?

Und wieso hat dem Mann im Lift dann niemand geholfen? Weil niemand der erste beim Opfer sein will? Weil man dann helfen müsste, die Rettung rufen beispielsweise? Weils ein Obdachloser sein könnte, bei dem man sich irgendwas "holen" könnte (nicht lachen jetzt, ich hab das Argument wirklich schon das eine oder andere Mal gehört und bin jedes Mal an die Decke gegangen)? Es macht mic wahnsinnig, der Gedanke: EIN Anruf bei der Rettung und zehn Minuten warten, bis sie eintrifft, das wäre das Mindestmaß an Hilfe gewesen, und der Mann könnte noch leben! Ich verwette meine linke kleine Zehe, dass sobald EINE/R sich um den Mann gekümmert hätte, wenig später eine Traube von Menschen um ihn gestanden wäre. Zuschauen, nix verpassen, aber nix machen müssen.

Shame on you, liebes Wien. Shame on you. Kalt ist es.

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Kristallfrau

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Susanne

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