Die SPÖ reagiert auf den Vorstoß der ÖVP, die Bargeldabschaffung bekämpfen zu wollen. Womit? Mit dem Verbot, Bankomatgebühren einzuheben. Die 'Krone' berichtet darüber

Ist das nicht eine gute Sache? Wir alle möchten doch auf unser eigenes Geld zugreifen können, ohne dafür zahlen zu müssen.

Also, ist dieses Verbot der Bankomatgebühr doch eine gute Sache, oder?

Leider ist es nicht ganz so einfach, wie es uns Herr Kern hier vormachen möchte.

Banken wollen und müssen Geld verdienen. Um dieses Geld zu verdienen, bieten Sie Leistungen, zumeist Dienstleistungen, an.

Sie bekommen ein Konto, einen Überziehungsrahmen (oder auch nicht), Zinsen (oder auch nicht), ein Filialnetz (oder auch nicht) bzw. einen E-Banking-Zugang (oder auch nicht, das wird jetzt aber schon langweilig und ich höre auf damit). Die Bank verwahrt Werte für Sie oder borgt Ihnen solche, organisiert Kaufs- und Verkaufsgeschäfte, stellt Ihnen gegebenenfalls ein Depot zur Verfügung. Eine dieser Leistungen ist eben auch, dass sie für Sie einen Bankomaten betreibt, oder Ihnen zumindest Zugang zu Bankomaten anderer Betreiber ermöglicht.

Wenn sich der Gesetzgeber nun einmischt, und Bankomatbehebungsgebühren für unzulässig erklärt, was passiert dann?

Die Banken holen sich ihre Einkünfte somit einfach über andere Kanäle, z.B. höhere Transaktionsgebühren, Überziehungszinsen, geringere Sparzinsen oder andere offene oder verdeckte Kosten, die Ihnen entstehen. Weiters haben die Banken das Interesse, die Bankomatgebühren intern sehr gering zu halten, und selbst möglichst wenig Bankomaten zu betreiben (bringt ja nichts ein).

Also? Im Endeffekt wird unser Bankomatnetz noch stärker ausgedünnt werden als ohnehin schon, und genau das Gegenteil von dem wird eintreten, was uns versprochen wurde, als die Bankomaten die Stadtzentren eroberten: nämlich überall und jederzeit einfach zu Bargeld zu gelangen.

Schon jetzt gibt es städtische Gebiete, wo Sie kilometerweit herumlaufen müssen, bis Sie endlich einen Bankomat finden. Von Versorgungsengpässen im ländlichen Raum ganz zu schweigen.

Ich selbst mag es auch nicht, Bankomatgebühren zahlen zu müssen. Aber ich will mich entscheiden können: entweder ich zahle mehr Gebühren, dafür ist mein Bankomat-Betrieb 'inklusive', oder ich zahle nichts oder ganz wenig für mein Bankkonto, dafür eine Gebühr bei der Bankomatbehebung.

Daher: Staat, lass deine Finger von solchen Einmischungen! Derartige Forderungen sind natürlich populistisch und rasch beliebt, aber insgesamt für jeden einzelnen nur schädlich.

pixabay

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Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 28.08.2017 17:00:23

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