Der Wahnsinn ist männlich - Lüstern im Konzern

Anfangs wollten wir es nicht glauben. Wir führen also diese vielen Gespräche mit den Lenkern der größten Unternehmen der Welt. Und dann berichtet uns diese Chefin in einem Riesenkonzern, den jeder kennt, plötzlich - und geschützt durch die ihr zugesicherte Anonymität - von einer extrem unangenehmen Situation:

"Spät in der Nacht ging ich mit einem Vorstandskollegen noch eine wichtige Präsentation für den nächsten Tag durch. Und plötzlich meinte er, er müsse die mit seiner Hand auf meinem Knie besprechen. Ich sagte bloß 'So, ich glaube wir sind durch', stand auf und ging."

Wir fragten nach. Und bekamen immer mehr Stories in diese Richtung erzählt. Das Thema sexuelle Belästigung in den Führungsetagen war überhaupt nicht auf unserem Radar gewesen. Aber das war offenbar ein Fehler:

"Ich hatte mich gerade von meinem langjährigen Partner getrennt. Und mein damaliger Chef gab mir umgehend zu verstehen, dass wir einander doch schon immer sympathisch gewesen seinen, und er ja auch Single sei und sich durchaus erkenntlich zeigen könne. Zum Beispiel könne er mir ein Cabrio als Dienstwagen besorgen! Innerlich dachte ich: Spinnst Du? Laut sagte ich: 'Ich halte das für keine gute Idee und würde das Berufliche und das Private lieber getrennt halten.' Und er? War beleidigt!"

Eine andere, Führungskraft in der IT-Branche:

"Das war so gegen halb acht Uhr abends. Ich lief diesen langen Gang auf der Vorstandsetage entlang, als am anderen Ende plötzlich der Aufsichtsratsvorsitzende um die Ecke bog. Der war bekannt dafür, notorisch an Alkohol und Frauen interessiert zu sein. Wir liefen aufeinander zu, als plötzlich ein Kollege aus einer der Türen stürzte, mich in sein Büro schob, sich davorstellte und den Aufsichtsratsvorsitzenden in ein Gespräch verwickelte. Ganz klar: Der wollte mich vor diesem Typ beschützen!"

Es fängt mit den sexistischen Witzen des - mänlichen - Vorgesetzten an, bei denen zu viele meinen mitlachen zu müssen und manchmal endet es erst, wenn es schon fast zu spät ist:

"Nach einem Termin in London lud mich mein Geschäftspartner noch zum Abendessen ein. Und dann begleitete er mich - ein wahrer Gentleman - zu meinem nahegelegenen Hotel. Als ich mich verabschieden wollte, bot er an, mich noch zum Lift zu begleiten. Und ich Idiotin bedankte mich auch noch! Vor der Lifttür will ich mich endgültig verabschieden, da drängt er sich mit hinein. Wir sind da drinnen alleine, die Türen schließen sich. Plötzlich sieht er mich ganz starr an, beugt sich vor und versucht mich küssen. Als ich ihn mehr oder weniger unsanft wieder aus dem Lift hinausschiebe, murmelt er vor sich hin: 'Aber ich bin doch ein Mann für gewisse Stunden!' Verrückt, oder?"

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

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