Kim versus Trump, persönlicher Zwist oder unsere Zukunft bestimmende Weltpolitik?

Irgendwas läuft ganz gewaltig schief, und zwar nicht nur zwischen Kim und Trump, sondern in der ganzen Welt, ihren unkoordinierten Reaktionen, der oft einseitigen, emotions- und panikgeprägten Presseberichterstattung. Ich will an dieser Stelle schlicht und kurz analysieren, was offenkundig falsch läuft, ohne dabei groß ins Detail zu gehen oder mich gar zum Propheten oder Richter aufzuspielen, .

Fünf Fragen tun sich auf:

1. Wer ist denn eigentlich der Aggressor? Kim oder Trump?

2. Gab bzw. gibt es geschichtliche Präzedenzfälle?

3. Ist die amerikanische Militär- und Sicherheitspolitik tatsächlich durch den amtierenden Präsidenten und nicht vielmehr durch partei- und personenübergreifende Kontinuität geprägt - was immer man von dieser Politik halten mag?

4. Sind Drohungen immer böse oder können sie nicht auch Mittel der Deeskalation und Basis für Verhandlungen sein?

5. Was ist erschreckender, die Vision eines begrenzten Krieges, oder die Vision einer unbegrenzten nuklearen Aufrüstung von immer mehr Kleinstaaten und verrückten Diktatoren?

1. Wer ist der Aggressor?

Kim hat gedroht, die USA bzw. einen ihrer Stützpunkte anzugreifen, womöglich atomar. Wie soll Präsident Trump damit umgehen? Wie soll eine Supermacht mit dieser historisch einzigartigen Provokation umgehen? Ich weiß die Antwort nicht, ich stelle nur eine weitere Frage: Was passiert, wenn man sich von einem Hund ans Bein pinkeln lässt? Womöglich kommen dann immer mehr Hunde, schnüffeln und …

Über Kim Jong-un weiß man nicht viel, aber was man weiß ist beunruhigend. So hat er z. B. im Mai 2015 den Verteidigungsminister Hyon Yong-chol vor hunderten Anwesenden mit einem Luftabwehrgeschütz hinrichten lassen, weil dieser während eines Meetings mit Kim Jong-un eingeschlafen war. Sollte so jemand über Atomwaffen verfügen?

(c) Pommes Leibowitz

2. Gibt es geschichtliche Präzedenzfälle?

Wir hatten schon mal eine im weiteren Sinne ähnliche Situation in der jüngeren Geschichte: Die Kubakrise. Die Russen versuchten seinerzeit, Atomraketen auf Kuba zu stationieren, also eine unmittelbare und existentielle Bedrohung der USA. Der damalige Präsident Kennedy verhinderte das mit einer militärischen Seeblockade und riskierte damit einen dritten Weltkrieg, ja eine atomare Auseinandersetzung. Aber war diese Entscheidung deshalb falsch?

Merkwürdig auch, dass nirgendwo in der Presse ein Bezug zu den damaligen Ereignissen hergestellt wurde. Will man womöglich einen Vergleich zwischen Kennedy und Trump um jeden Preis vermeiden? Ist Kennedy, da linker, demokratischer Präsident, grundsätzlich ein Heiliger, und Trump, da republikanischer Präsident, grundsätzlich dumm und böse, wie auch schon all seine „bösen“ republikanischen Vorgänger (Bush I und II, Reagan, Nixon)?

3. Ist die amerikanische Militär- und Sicherheitspolitik tatsächlich primär durch den jeweiligen Präsidenten geprägt?

Tatsache ist jedenfalls, dass die militärischen Vorgehensweisen der USA große Kontinuität aufweisen, egal ob gerade demokratisch oder republikanisch regiert. Auch eine Hillary Clinton drohte beispielsweise den Russen Ende 2016 mit Krieg, falls sie Präsidentin werden sollte. Obwohl sie doch als Frau und Demokratin quasi Wunschtraum jeden Anhängers und Jüngers des politisch-korrekten Glaubens und linker Doktrin ist, legt auch sie offenkundig typisch US-präsidiale Verhaltensweisen an den Tag.

Man mag viel hineininterpretieren in die amerikanischen Sicherheitskonzepte und Militäraktionen, man mag sie für falsch oder zumindest ineffektiv halten. Aber eines ist sicher: Da steht ein enormes militärisches und geheimdienstliches Know How dahinter, eine Menge nüchterne und oft auch skrupellose Realpolitik, und ein unbekannter Faktor knallharter geschäftlicher Interessen. Was sicherlich NICHT davor oder dahinter steht, sind mehr oder weniger dumme amerikanische Präsidenten oder gar politische Ideologien (die derzeit Europas Politik prägen).

4. Sind Drohungen und Gegendrohungen immer böse?

4.1. Wenn ein Hund knurrt, ist das dann aggressiv, oder nicht vielmehr eine deeskalierende Verhaltensweise, die besagt: Bis hierhin und nicht weiter?

Ich behaupte einfach mal, dass durch Drohungen mehr Kämpfe und Kriege vermieden als angezettelt wurden. Wer Krieg will, wer angreifen will, der verschwendet keine Zeit mit Drohungen. Wer aber bereits vorm Drohen Angst hat, ganz zu schweigen vom Zurückschlagen, der macht sich selbst zum Opfer. Das Opferschema existiert nicht nur biologisch und psychologisch sondern auch politisch, zwischen Staaten. Das ist auch der Grund, warum das von Feinden umringte Israel eine andere Militär- und Sicherheitspolitik verfolgt (verfolgen muss) als das stets vom großen Bruder USA geschützte, sicher in der Mitte Europas liegende Deutschland.

4.2. Wenn man militärische Gegenmaßnahmen grundsätzlich ausschließt, ist das dann nicht wie eine Einladung für den Aggressor? Ist es nicht von geradezu faszinierender Naivität, wie europäische Politiker sich regelrecht darin überschlagen, militärische Gegenmaßnahmen von vornherein auszuschließen? Ist das nicht, als würde man beim Pokern sein schlechtes Blatt auf den Tisch legen und sich dann wundern, dass man nicht mehr bluffen und keine konstruktiven Verhandlungsergebnisse erzielen kann?

Die Androhung von Konsequenzen und das Offen-Halten der Art und Weise, wie man antworten wird, ist die Basis für jedes Verhandlungsergebnis. Wer nichts einzubringen hat, in die Verhandlung, und wer gewisse Optionen von vornherein ausschließt, der wird auch keine wunschgemäßen Ergebnisse erzielen.

5. Was ist erschreckender, die Vision eines begrenzten Krieges, oder die Vision einer unbegrenzten nuklearen Aufrüstung von immer mehr Kleinstaaten und verrückten Diktatoren?

Wer bereits das nukleare Gleichgewicht als unsicher empfand, dem muss doch eine nukleare Instabilität, in der jeder verrückte Diktator die Welt mit Nuklearwaffen bedrohen und erpressen kann, noch viel bedrohlicher erscheinen. Wenn die Welt jetzt nicht aufsteht und sagt: "Bis hier hin und nicht weiter", kann es schon in wenigen Jahren zu spät sein.

Fazit:

Die quasi reflexive Trump-Schelte gewisser Kreise und in der Presse, die teilweise sogar schon in Sympathiebekundungen für Kim Jong-un ausartete, nach dem Motto, wer links ist und Trump hasst, kann kein ganz schlechter Mensch sein, ist nicht zielführend und verhindert die Problemanalyse.

„Wer Kinder und Hunde hasst, kann kein ganz schlechter Mensch sein.“

W. C. Fields

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Zaungast bewertete diesen Eintrag 17.08.2017 14:09:08

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