Sind wir in Auckland? - Neuseeland

Die letzte Stadt auf unserer Reise: Tamaki-makaurau. Die Maori nannten sie so - "Kampf der hundert Liebenden". Sie liebten nicht einander, sondern jenen Ort im Norden Neuseelands, der so schön war, dass verschiedene Stämme erbittert darum kämpften, hier leben zu können. Die Engländer sahen das nüchterner und nannten die Siedlung später nach George Eden, dem Earl of Auckland. Ja, wir sind tatsächlich in Auckland. Genau genommen hoch über der Stadt - im 60. Stock des Sky Tower. Kurz fragen wir uns, wie etwas, das nur aus einem Betonpfeiler besteht, Stockwerke haben kann. Aber Gedanken dieser Art führen zu nichts. Wir lassen die Frage am Boden liegen und genießen den Ausblick: die Buchten, den weiten natürlichen Hafen, die Harbour Bridge. Könnte das nicht Sydney sein?

Andreas Rinofner

Nein, das ist nicht Sydney. Und es könnte auch nicht Sydney sein. Aber diese kurze Irritation beim Hinunterschauen gibt den Gedanken eine eigentümliche Richtung. Werden die großen Städte in einer globalisierten Welt einander immer ähnlicher? Werden sie austauschbar? Zumindest für einen Reisenden, der seine Hand liebevoll über ihre Oberflächen gleiten läßt? Er sieht überall dieselben Marken in den Auslagen, die gleichen schicken Restaurants - asiatische und italienische, spanische, türkische, libanesische und viele mehr. Er sieht die Glastürme der Banken an den besten Adressen und die Fassaden jener Beratungsfirmen, die erfolgreiche Unternehmen ebenso beraten wie untergehende. Er trifft auf Straßenmusiker und hektische Gefälligkeiten. Er geht an gestrandeter Lebendigkeit vorbei, an ausgefallenen Cafes und leidlich verborgenen Obdachlosen. Er weiß nicht wirklich, wo er gerade ist.

Andreas Rinofner

Wir sind in Auckland. Nirgendwo sonst. Aber wir wissen das nur von den Schildern, an denen wir vorbeigegangen sind. Der Lift holt uns auf den Boden zurück. Wir gehen zum Hafen hinunter. Das Regattaboot, mit dem das Team New Zealand am America's Cup teilnimmt, liegt dort. Auch darauf ist Auckland stolz. Wir sehen Yachten und Fischerboote, Hafenkräne und einen Eissalon, der im vergangenen Jahr einen Preis gewonnen hat. Daneben werden Kirschen verkauft, und wir wissen, dass wir uns davor hüten müssen zu glauben, dass man eine Stadt kennenlernt, indem man in ihr spazieren geht. Man muss lange in einer Stadt leben, um ihre Schwingungen spüren zu können. Man muss sein Herz an sie hängen, um sie kennenzulernen. Kennen wir die Stadt, in der wir leben? Ist sie eine Reise wert? Eine Heimreise?

Andreas Rinofner

Andreas Rinofner

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Andreas Rinofner

Andreas Rinofner

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irmi

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Erkrath

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