Ich sag es gleich zu Beginn. Mein erster Barfußlauf war kein richtiger Lauf, er fand an einem sonnigen Märzvormittag statt und dauerte ca eine Minute. Er endete mit einem gebrochenen kleinen Zehen. Viele Wochen Pause folgten aber ich war mit einem Virus infiziert. Während der Zeit in der mich mein geschwollener, blauer Zeh nicht laufen ließ, träumte ich vom warmen Waldboden. Natürlich las ich in dieser Zeit das Buch "Born to run" von Christopher McDougall, gleich zwei Mal. Theoretisch war ich schon ein geborener Tarahumara....praktisch war und ist es noch immer ein steiniger Weg.

Natürlich läuft man nicht barfuß Barfuß. Es gibt Barfußschuhe, man findet sie haufenweise im Internet und wenig in Geschäften, das macht die Sache nicht einfacher. Als jemand, der mit Nike Air aufgewachsen ist, muss man zu allererst einmal die Dämpfung aus dem Kopf kriegen, das bedingt natürlich einen anderen Laufstil. Man wechselt vom Fersenlauf zum Vorfusslauf und das tut schweinisch weh, weil man mörderisch übertreibt. Zurück zu den Schuhen. Ich hab mit Schuhen der Firma Merrell begonnen, den Trailgloves und ich liebe sie noch immer. Sie haben eine vier mm dicke Sohle und es besteht so gut wie kein Drop zwischen Ferse und Ballen. Der Schuh ist total weich, lässt sich klein zusammen rollen und schmiegt sich am Untergrund an. Man spürt auf angenehme Weise jeden Stein, jede Wurzel und jede Unebenheit. Ein Umknicken über den Knöchel ist in diesen Schuhen nicht möglich. Mittlerweile bin ich so fortgeschritten, dass ich mit Vibram Fifefingers laufe, mit einer zwei mm Sohle. In diesen Schuhen spürt man noch mehr Steine und zwar bis zur Schmerzgrenze aber was ist der Schmerz gegen das Gefühl der Freiheit?

Sollte irgend ein Wahnsinniger von Euch jetzt unbedingt zum Barfußlaufen anfangen wollen, bitte eher heute als morgen. ABER LANGSAM!! DIe Füße, die Waden, die Achillessehnen wollen ganz langsam anfangen, sie wollen vorbereitet werden. Das heißt zuerst einmal gehen wir, dann laufen wir ein bisschen, zehn Minuten, dann lassen wir unsere Werkzeuge, die Füße ausrasten und fangen wieder von vorne an und steigern ein bisschen. Das dauert Monate. Aber glaubt mir, es zahlt sich aus.

Deswegen findet man auch noch immer nur wenig gute Barfußschuhe in den Geschäften, die haben Angst, dass die Kunden mit kaputten Füßen den Laden stürmen und entrüstet ihr Geld zurück verlangen. Also bitte, wenn ihr mit dem Barfußlaufen beginnen wollt, keine Naturalrunningschuhe, gleich die Richtigen! Und langsam, es ist ein neuer Lebensabschnitt, jenseits von km, Puls und Pace, ihr habt das ganze Leben noch vor Euch und alle Zeit der Welt. Der Wald läuft Euch nicht davon, ihr läuft in ihm!

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:54

fischundfleisch

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