Ich habe Tante Irma diesen Sommer in Kroatien besucht. Ich wollte sie vor ihrem Tod noch einmal sehen, obwohl wir einander nie nahe standen. Irma ist die Schwester meines Vaters, eine sehr nette, ruhige Frau, sie ist Mitte 80. Irma war nie verheiratet, sie hat sich entschlossen, dem Herrgott zu dienen und war mit ihrer Entscheidung recht zufrieden. Aber wer weiß das schon, in Menschen kann man nicht hineinsehen.

Irma hat Demenz, schon seit einigen Jahren, sie hat mich nicht mehr erkannt. Irgendwie habe ich mich unwohl gefühlt, der Tod war mir so nahe, und mir war Irma fremder denn je.

Nikola, mein Großcousin hat auch Demenz, und bei einem anderen Verwandten beginnt es auch. Ich mache mir Sorgen, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dieses Schicksal denke. Ob es auch mir vorbestimmt ist? Die wenigsten Menschen denken an ihr Leben im Alter. Sollten sie aber. Ahnungslos und als wütende, alte Greisin zu sterben, das möchte ich nicht. Ich will mich nicht so von meinen Lieben und von der Welt verabschieden. Mir bereitet das große Sorgen, ich denke derzeit täglich an Irma und an die traurige Tatsache, dass Demenz in meiner Familie verbreitet ist.

Ich zitiere: "Auch wenn die Zahl der Demenzerkrankungen mit dem Alter stetig ansteigt, gibt es durchaus Menschen, die bereits deutlich vor ihrem 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken.

Im Alter von 45 bis 65 Jahren ist etwa jeder 1.000ste betroffen, in Deutschland zwischen 20.000 und 24.000 Menschen..."

Dieses Thema sollte niemanden kaltlassen, ich verstehe Menschen nicht, die keine Sekunde an ihr Ableben verschwenden. Das Leben ist sehr kurz, wir sollten uns mit dem Ende auseinandersetzen, jetzt schon, finde ich.

Ich frage mich also, was Menschen, die offensichtlich zur Demenz neigen, dagegen tun können. Die Antworten im Internet befriedigen mich nicht sonderlich, da ist die Rede vom "Pflegen von sozialen Kontakten", von "viel Schlaf", von "vermeide Zucker" etc – aber irgendwie bleibt bei mir der Eindruck: Dagegen kannst du nichts tun!

Bloggerkollege @Fischer Horst hat mir vor kurzem ein paar Tipps gegeben, er meinte: "Trink viel Wasser; iss schwarze Beeren und trainiere dein Gedächtnis.." So sehr ich mich über diese Ratschläge freue, so sehr habe ich wieder das dumpfe Gefühl: Dagegen kannst du nix machen!

Und so fürchte ich, die Aussage dieses Bildes wird sich bei mir bewahrheiten. In meinem Kopf wird es leere Felder geben, das Puzzle wird nicht mehr ganz sein... sehr traurig, wenn ich daran denke, dass mein Kind neben mir sitzen wird und ich es fragen werde: "Und wer bist du?"

geralt/pixabay

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