Wegen eines unspezifischen Gesprächsbedarfs hatte sich R. angemeldet.

Wir sprachen über alles Mögliche, wobei R. eine Flasche seines Sixpacks nach der anderen leerte. Nach der fünften, die er sorgsam in die Reihe der vier vorherigen neben dem Tisch stellte, war er schon ziemlich angeschickert. Er verträgt nicht viel, was ja eher ein gutes Zeichen ist.

Er lehnte sich im Sessel zurück, stieß dabei an die Rückenlehne, wobei sein Basecap (Schild nach hinten auf dem dünnen Pferdeschwanz) nach oben klappte und die spärlich behaarte Stirn frei legte. Was ihm nichts auszumachen schien.

Den Blick in die Ferne gerichtet, teilte er mir mit leicht unsicherer Sprache mit:

"Isch ... finde ... jeden ... G-Punkt."

eigenes bild

"Aha.", antwortete ich, wohl wissend, dass R. nicht immer das meint, was ich verstehe.

Manchmal erklärt er mir ungebeten irgendwelche Handwerkersachen, in denen er, wenn es nicht allzu feinmotorisch wird, sicherlich gut ist. Und, wer weiß?, vielleicht heisst irgendwas in einem Motor oder so auch was mit "G"?

"Kannnnnn...ste glauben." setzte er zu, weil mein Zweifel wohl offenkundig war.

"Hm.", sagte ich, bemüht jede Diskussion im Suff von vornherein abzubiegen.

(Nicht vermeiden jedoch konnte ich mein Kopfgeschehen. Ich sah eine "mechanische Frau" vor mir, bei der mann nur auf den G-Punkt drücken muss, um sie in Wallung zu bringen. "Das könnte euch gefallen!", moserte mein Gift-Ich. "Einfach Knöpfchen drücken und los!"

Und dann sprang da auch noch Nina Hagen vom Talk-Show-Sofa auf und zeigte allen den einzig wahren Punkt der weiblichen Glückseligkeit, der ein ganzes Stück weit entfernt lag vom G-Punkt.)

R., der nach dem nunmehr sechsten Bier inzwischen nicht ganz graden Schrittes ins Bad gegangen war, kam und kam nicht wieder. Was mich veranlasste, irgendwann nach ihm zu schauen.

Ich fand ihn schließlich im Schlafzimmer, wo er schon manches Mal nach dem sechsten Bier gelandet war. Diesmal jedoch hatte er es nicht mehr aufs Bett geschafft. Selig schnaufend lag er auf dem Schaffell vor dem Bett. Ich warf ihm eine Decke über. Als ich seinen Kopf hob, um ihm eine Kissen unterzuschieben, lallte er noch einmal: "Jeden!"

Ich flüsterte zurück: "Erst mal dran kommen."

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Globetrotter

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fischundfleisch

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Margaretha G

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