In den Wirtschaftsnews wird heute vermeldet, dass der Mindestlohn in Deutschland 60 000 Stellen gekostet hat.
Für jene, die nur die Überschriften lesen und sowieso dagegen waren, ist an diesem Punkt Gelegenheit für die Bemerkung: "War ja klar."
Und jene, die sich in ihren Verdienstmöglichkeiten als Unternehmer (und die waren seit HartzIV steigend erfreulich) durch den Mindestlohn beschnitten fühlten und angesichts der "Flüchtlingsschwemme" Lunte witterten, gab es einen Grund mehr zur Freude.
Denn unbenommen der ausdiskutierten Debatte zum Mindestlohn (den gibt es schließlich nun mal) gaben die nun zu bedenken, dass so ein Flüchtling ja so viel mehr Einarbeitungsaufwand erfordere. Schon allein wegen der fehlenden Sprachkenntnisse. Von fachlichen Defiziten gar nicht zu reden. (Die Befürchtung, dass man so einem möglicherweise auch noch die Benutzung des Wasserklosetts erklären muss, blieb dabei unerwähnt. Man will ja nicht als voreingenommen gelten.) Ergo wäre es nur Recht und (schön) billig, würde man an die erst einmal einen reduzierten, vielleicht halbierten Mindestlohn zahlen.
(Merkwürdig, dass nicht gleiche Argumente bei der Öffnung des europäischen Arbeitsmarktes kamen. Allerhand Bulgaren, Rumänen etc. wurden im Gegenteil mit offenen Armen aufgenommen. Und dass sie die Arbeitsverträge bis zum heutigen Tag nicht lesen können, macht ja nichts. Ist eher gut. Denn sonst könnten ihnen womöglich Fragen derart kommen: "Warum steht da, dass ich nur 25 Stunden arbeite? Ich arbeite doch locker 40 bis 45. ..."
Wegen des Mindestlohn? Nur für den Fall, dass mal irgendwer fragt.)
So betrachtet, macht es keinen sonderlichen Unterschied, ob einer aus Rumänien oder Syrien auf den deutschen Arbeitsmarkt vorprescht. Bei den Wenigsten dürfte es sich um Herzchirurgen handeln. Und so einer verdient ja ohnehin mehr als den Mindestlohn.
Was die Meldung eingangs angeht, habe ich zu Ende gelesen und dabei erfahren, dass wegen des Mindestlohns tatsächlich nur wenige Stellen gestrichen wurden.
ABER: Hätte es den Mindestlohn nicht gegeben, wären unter Umständen 60 000 Stellen mehr geschaffen worden.
In welchen Branchen dies der Fall gewesen wäre und ob es sich hierbei um Minijobs, Teilzeit oder Vollzeitjobs gehandelt hätte, ist noch unklar.
Danke, Danke, liebes IAB* für diese tiefschürfende Erkenntnis!
* IAB: Institut für Arbeitsmarktforschung - Die Forschungseinrichtung für die Bundesagentur für Arbeit