Neulich war die Rede von Pfeifen.

Also nicht diesen dusseligen Leuten, die alleweil irgendwelchen Schwachsinn erzählen oder verzapfen.

Sondern von diesen Trillerdingern. Die man unbedingt haben sollte, wenn da irgendwelche Leute anrufen und meinen, sie seien bei der „Keuchhustenhotline“. (So wenigstens nannte das vor einiger Zeit der kleine Nils.)

Jaja, Telefone. So praktisch sie sind, so tückisch können sie auch sein.

Und ich weiss, wovon ich rede. Hatte ich doch über Monate hin einen unbekannten Freund, der regelmäßig samstags und sonntags, immer morgens um halb sieben, anrief.

Der sagte nichts, hatte auch keinen Keuchhusten, aber geweckt hat er mich. Bis es mir zur Gewohnheit wurde, am Abend zuvor jeweils alle Lautstärke runter zu fahren.

Irgendwann verließ ihn dann die Lust. Aber noch lange nachdem er das letzte Mal angerufen hatte, stellte ich die Lautstärke zurück, ehe mir klar wurde, dass es dessen nicht mehr bedurfte.

Anders meine Mutter, die den größten Teil ihres Lebens ohne Telefon hatte auskommen müssen. (Im Osten hielt man die Leitungen bewusst begrenzt.)

Als die dann eines hatte, ein Telefon, war das die größte Glückseligkeit. Weil sie ja doch so schlecht allein sein konnte. Und sie war es nun einmal.

Wenn man aber mit jemandem sprechen konnte, so am Telefon, war man ein kleines bisschen weniger allein.

Auch ich wusste es zu schätzen, dass ich mit ihr sprechen konnte, jederzeit, als sie schwer krank wurde und immer noch allein war.

Trotzdem ersetzt so ein Telefonat einen Besuch nicht, weshalb ich so oft ich konnte zu ihr fuhr.

Bei solch einem Besuch klingelte ihr Telefon. Und weil angesichts ihrer Krankheit nicht mehr damit zu rechnen war, dass sie wie ihr ganzes Leben lang, wenn etwas spaßig zu werden versprach, pfeilschnell um die Ecke geschossen kommt, ging ich dran.

Als ich mich meldete, gurgelte es am Telefon: „Ich will dich!“

Ich: „Häh?“

Er: „Ich will dich!!!“

Ich: „Ja, wie jetzt?“

Er: „Ich will dich!“ (Stöhn, Ächz)

Ich:“Also wenn das alles ist, was du drauf hast, wird d i c h wohl nie jemand wollen.“

Und legte auf.

Mutter, die inzwischen heran gekommen war und das Gespräch verfolgt hatte, fragte kurz nach.

Und beklagte sich schließlich ganz bitterlich: „Die gaaanze Zeit seit ich ein Telefon habe warte ich auf so einen Anruf. Und wenn er dann tatsächlich kommt, gehst du dran!“

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fischundfleisch

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