si tacuisses, philosophus mansisses

(Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.)

wer redet denn von wildfremd? er ist der freund vom freund meiner freundin. ich habe ihn eben auf ihrer party kennen gelernt. ganz old scool-mäßig hat er mich nach hause gebracht und musste mal pinkeln. mir ist im traum nicht eingefallen, dass er "so" sein könnte. den ganzen abend lang war er doch so charmant.

und jetzt versteht er nicht, dass nein nein heißt?

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mit schlafwandlerischer akribie habe ich die zerrissene kleidung eingesammelt und in eine plastiktüte getan. ich zögere, ob ich das bett, das zimmer, so lassen oder das bettzeug auch einpacken soll. würde das nicht den tatort verfälschen?

aber was geschähe, wenn ich zur polizei ginge? sie würden die tüte mit dem sehr kurzen rock und dem engen shirt höhnisch begutachten. sie würden mich fragen, warum ich ihn, den ich kaum kannte, mit hoch genommen habe. (sie würden sich - und vielleicht auch mich - fragen, ob ich es in wahrheit nicht auch gewollt habe. und ich würde denken: ja, vielleicht, in ein paar wochen, nach ein paar treffen. ABER KEINESFALLS SO!)

und was wäre mit meiner freundin?

so verliebt, wie sie in seinen freund ist, der jedenfalls behaupten würde, dass der so etwas nie und nimmer täte, würde sie mir wohl nicht glauben (wollen). dem freund des geliebten so etwas zuzutrauen, hieße ja doch auch: vielleicht gar ihm so etwas zuzutrauen. da wäre das nicht-glauben der einfachere weg. auch wenn es eine, die beste freundin kostet.

aber diese freundschaft kostet es sowieso. wir kennen uns so gut. ob ich zur polizei gehe oder nicht; nie mehr könnte ich ihr direkt in die augen schauen, ohne ihr das erzählen zu müssen. auch ohne polizei würde sie mir nicht glauben.

es gäbe streit, zwischen ihr und mir, zwischen ihr und ihrem freund (denn natürlich würde sie ihm davon erzählen, wie sie wahrscheinlich über alles mit ihm spricht).

so oder so: unsere freundschaft ist am ende. irgendwann später vielleicht. vielleicht, wenn er und sie sich getrennt haben ...

ich stehe vom sessel auf, ziehe das laken vom bett, schüttele meine kleidung aus der tüte zum laken.

während die waschmaschine läuft, dusche ich mich und beweine meine freundschaft.

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"nein heißt nein!", das sagt sich so leicht.

wie wird frau beweisen können, dass sie "nein" gesagt hat?

sogar blaue flecken, verletzungen, blut auf dem laken beweisen nichts.

"sie hat gesagt, dass sie es hart mag."

all die reichen und berühmten, die heute so gern herbei zitiert werden, wenn es um falschbeschuldigungen geht, haben die nicht allzu sehr auf ihren charme gebaut, auf ihre berühmtheit, darauf, dass frau ihnen schon nichts abschlagen wird?

wie kann mann, der das nicht (mehr) gewöhnt ist, so eine niederlage hinnehmen? nimmt er sie hin?

und vertraut er nicht im falle des falles darauf, dass alle welt sagen wird: "aber der ist doch so nett."?

wer kennt schon irgendwen, wer kann schon äußeren anschein von dem, was wirklich ist, unterscheiden?

und wenn alles nichts hilft, reißen einen die anwälte raus, vor gericht oder mit einer außergerichtlichen vereinbarung, von deren inhalt niemand erfährt.

so oder so: die frauen in den besenkammern, die teppichluder, die einfach nur vergewaltigten haben fast immer verloren. denn irgend etwas bleibt: war der rock nicht doch zu kurz? hatte sie es nicht doch drauf angelegt? keiner kann eine nadel einfädeln, wenn sie nicht still hält. und all der dummen sprüche mehr.

ob wir es nun zugeben oder nicht: vergewaltigung ist erst böse geworden, seit fremde männer "unsere frauen" vergewaltigen. vorher war noch nicht so klar, welches "nein" wirklich ernst zu nehmen ist.

"sie wollte es doch auch."

na, klar.

und, pardon!, ein paar falsch beschuldigte männer können mir deswegen ganz und gar nicht leid tun. wir frauen erleben diese falschen beschuldigungen, sogar wenn wir die geschädigten sind, immer und immer wieder. auch heute noch.

* die sache da oben ist nicht mir passiert. aber sie passiert. jeden tag irgendwo im land. und frauen müssen sich nach wie vor den vorwurf gefallen lassen, sie hätten die falschen zeichen ausgesandt.

wie krude männliches denken ist, erfuhr ich auf andere weise: der mann, der sich von mir scheiden lassen wollte, kam einen tag vor einreichung der scheidung in mein bett. denn schließlich "sind wir doch noch verheiratet und es gibt so etwas wie eheliche pflichten". ich habe ihn rausgeschmissen. aber was er da gesagt hat, hat er selbst wohl nicht verstanden.

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Markus Andel

Markus Andel bewertete diesen Eintrag 15.01.2017 12:08:46

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