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Als in den späteren 90ern die Tratschforen üblich wurden, fand sich ein Grüppchen Tierschützer und Hundeliebhaber zusammen, die ein eigenes Forum gründeten, um über Gott, die Welt und die kleinen und großen Alltagssorgen zu grübeln. Dazu stieß nach einiger Zeit unter dem Pseudonym eines Himmelskörpers Conchita (Name geändert), die vor den Schergen der argentinischen Militärdiktatur geflohen war. Alles andere als gesprächig, kristallisiert sich erst nach einigen Jahren ihre Lebensgeschichte heraus:

Sie war die Tochter eines hohen Offiziers und einer Österreicherin. Ihr Vater war einer der ersten, den diese Junta zu Tode gefolterte, ebenso wurde ihre Mutter und sie selber - damals noch ein Kind!!!! - schwerstens gefoltert. Da ihre Mutter Österreicherin war und die Botschaft sich damals für die beiden einsetzte, gelang es ihnen, nach Österreich zu kommen, wo ihre Mutter nicht allzulange danach an den Folgen der Folter verstarb.

Die junge Frau schaffte es, eine Anstellung als Gerichtsdolmetscherin (sie wuchs ja zweisprachig auf und konnte auch Prüfungen nachholen) zu bekommen, aber die Folgen der Folter waren verheerend:

Sie konnte zu keinem Menschen mehr einen persönlichen privaten Kontakt aufbauen (und lehnte daher alle Versuche, sie zu persönlich zu kontaktieren, entschieden ab), nur per Internet konnte sie noch kommunizieren. Schwere Esstörungen (wir bemühten uns redlich, sie mit Rezepten zu versorgen) waren ebenso Alltag wie die Unerträglichkeit des Tageslichts. Nur in später Nacht konnte sie ihre kleine Wohnung kurz verlassen, um ein bisschen Luft zu schnappen. Im Urlaub pflegte sie sich komplett abzumelden nur mehr zu verkriechen und jeglichen menschlichen Kontakt zu vermeiden. Die einzigen Lebewesen, die sie um sich duldete, waren ihre zwei Katzen, an denen sie abgöttisch hing. Leider leben aber Katzen nicht so lange wie Menschen, und als eine wegstarb, war es für uns eine große Aufgabe, sie da wieder einigermaßen rausholen zu können. Eines Tages warteten wir nach einer Urlaubsabmeldung vergeblich auf ihre meist sehr interessanten Postings (sie versorgte uns immer mit juristischen Tipps), auch auf Anfragen per mail und pn war Funkstille. Schließlich nahm eine von uns allen Mut zusammen und versuchte sie auf ihrer Dienststelle zu erreichen (Obwohl sie uns das strikt verboten hatte). Wir erfuhren, dass sie nach dem Urlaub nicht zum Dienst kam, die Polizei öffnete dann auf Ersuchen ihrer Behörde die Wohnung und fand sie tot neben ihrer letzten Katze. Als diese starb, konnte sie das nicht mehr verkraften und hatte sich umgebracht. Heute noch - während ich diese Zeilen schreibe - muss ich heulen, welche Grausamkeiten doch das Leben für manche bereit hält, denen man hilflos ausgeliefert ist.

Richard Dawkins

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