Der eine trägt dick auf. Der andere führt einen zarten Pinselstrich. Mancheiner stellt das eigene Leben in den Fokus. Manchanderer will gesellschaftspolitische Zeichen setzen. Die einen veröffentlichen jeden Tag einen oder mehrere Beiträge. Die anderen melden sich nur selten zu Wort. Allen gemeinsam ist die Freude daran, ein Stück Weltbild zu vermitteln. Jeder Blogger vertritt ein anderes Weltbild. Und dann scheiden sich schnell die Geister.

Die Handschrift des Bloggers ist unverwechselbar. Es dauert manchmal ein paar Tage, bis sie entziffert werden kann. Damit ist nicht Decodierung gemeint, sondern ein grundlegendes Verständnis. Niemand kommt umhin, Wiederholungsschleifen zu fabrizieren. Das Leben ist geprägt von Wiederholungen. Wer für ein Thema besonders schwärmt, arbeitet sich daran ein Leben lang ab, und das wird dann durch den Blog ein Stück weit sichtbar.

Nachdem ein Blog die Sichtbarmachung von Gedanken ist, fällt die Frage nach der Hintergründigkeit der Handschrift weg. Es sind allein die Gedanken an denen sich so etwas wie eine Handschrift festmachen lässt. Ein Blog ist so etwas wie ein Notizbuch mit Korrekturfunktion. Eine Erweiterung ist die konzentrierte Beschreibung. Niemand weiß, wie klein oder groß die Gedanken geschrieben wären. An der Handschrift mögen die Blogger erkannt werden. Aber ob diese Handschrift tatsächlich mit der Person kongruent ist, kann nur durch eine persönliche Begegnung erahnt werden.

Der dick Auftragende ist einer, der sich gerne dünne macht. Die zarte Pinselstrichführung erweist sich als aufbrausende, extrovertierte Persönlichkeit. Der das eigene Leben Beleuchtende spricht mit Sachverstand. Die gesellschaftspolitisch Engagierte erzählt gerne Witze. Jene, die unzählige Beiträge verfassen, sind kleinlaut. Jene, deren Blog nicht von der Stelle zu kommen scheint, erweisen sich als Mystiker. Manchmal kann die Probe aufs Exempel gemacht werden und Überraschungen sind garantiert.