Von Verbündeten zu Verratenen: Der Preis für Loyalität in Afghanistan

20 Jahre lang standen wir in Afghanistan.

20 Jahre, in denen deutsche Soldat:innen nicht allein waren.

Neben ihnen standen Menschen, die nicht Uniform trugen – aber deren Mut oft größer war als unserer.

Dolmetscher:innen, die unsere Soldaten sicher durch Dörfer führten, obwohl ein falsches Wort für sie das Todesurteil bedeutete.

Fahrer:innen, die über verminte Straßen rollten, wissend, dass jede Sekunde ihre letzte sein könnte.

Köche, Techniker, Reinigungskräfte, die unsere Stützpunkte am Leben hielten, obwohl schon ein Gerücht über ihre Arbeit für uns ausgereicht hätte, um sie und ihre Familien zu töten.

Frauenrechtlerinnen, die mit uns Schulen für Mädchen eröffneten – und damit direkt in die Schusslinie der Taliban traten.

Journalist:innen, die für unsere Medien berichteten und damit auf den Listen jener landeten, die keine Gnade kennen.

Diese Menschen haben uns geholfen. Sie haben uns geschützt.

Und wir haben ihnen etwas versprochen:

„Wenn es gefährlich wird, holen wir euch raus.“

Dann kam 2021.

Der Westen zog ab. Die Taliban marschierten ein.

Unsere Helfer:innen wurden zu Gejagten.

Viele flohen nach Pakistan – in der Hoffnung, dass wir unser Wort halten würden.

Und ja, Deutschland sagte zu:

„Ihr habt bestanden. Ihr dürft kommen.“

Doch aus „kommen“ wurde „warten“.

Monate warten.

Warten, während Pakistan immer ungeduldiger wurde.

Warten, bis die Geduld der pakistanischen Regierung zu Ende war – und sie begann, unsere Verbündeten zurück in die Hölle zu schicken.

Es geht um mindestens 2.400 Menschen, für die Deutschland bereits eine Aufnahmezusage erteilt hat.

2.400 Leben, die zwischen Versprechen und Verrat festhängen.

Heute ist Alexander Dobrindt (CSU) Bundesinnenminister.

Er könnte diese Ausreisen sofort beschleunigen. Er könnte Personal aufstocken, Sicherheitsprüfungen vorziehen, Evakuierungen priorisieren.

Stattdessen zögert er.

Laut Reuters prüft er noch immer, ob Menschen, die längst eine Zusage haben, überhaupt kommen dürfen.

Er plant, mit den Taliban direkte Rückführungsabkommen zu schließen – und schiebt gleichzeitig Verantwortung von sich, während in Pakistan die Busse Richtung Kabul abfahren.

Die gleiche politische Linie, die er jetzt durchzieht, setzt auf Abschottung, verschärfte Grenzkontrollen und das Signal: „Humanitäre Verpflichtungen sind zweitrangig.“

Das ist kein Verwaltungsfehler.

Das ist ein kalkulierter Verrat.

Sie, Herr Dobrindt, wissen, dass jeder Kilometer, den diese Busse zurück nach Afghanistan fahren, ein Todesurteil sind.

Und trotzdem lassen Sie sie fahren.Sie lassen Mütter mit ihren Töchtern in die Hände jener zurückfallen, vor denen sie uns einst geschützt haben.

Sie brechen ein Versprechen, das nicht nur auf Papier stand – sondern auf Leben.

Ihr habt uns geholfen – und wir schicken euch in den sicheren Tod.

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Dieter Knoflach

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