Ich mag ja sehr naiv sein. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass Trump die Wahlen gewinnt. Insgeheim hatte ich es gehofft. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Ende ohne Schrecken.

Der Populismus hat gewonnen. Wie schon so einige Male. Aber der Populismus von Trump war ja kein so einfacher. Mit seinen Aussagen hat er sowohl für Entrüstung gesorgt als auch einige Male ganze Gruppen seiner potentiellen Wähler vergrault. Es ist sich trotzdem ausgegangen.

Heute sprechen noch alle von einer fürchterlichen Fehlentscheidung oder sogar von einer Katastrophe. Ich sehe das etwas anders. Als - leider - Pessimist sehe ich eine recht letale Eskalation im militärischen Geschehen als durch mögliche Zukunft. Als mathematisch angehauchter Mensch sehe ich die Wahrscheinlichkeit für einen großen Krieg bei 100%, wenn Clinton gewonnen hätte, und nur bei 50%, nachdem Trump gewonnen hat.

Es besteht eine Möglichkeit, dass es keinen Krieg gibt.

Aber für mich gibt es einen weiteren Grund, warum ich das Argument Populismus (Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homosexuellenverdammung, ...) nicht gelten lassen kann, wobei ich nicht glaube, dass hier so heiß gegessen wie gekocht wird.

Populismus fand und findet noch auf der Gegenseite statt. Die Amerikaner sind stark darin, wenn es um materielle Güter geht. Wall Street ist wichtig. Die Werbung haben sie bis zur höchsten Effizienz verfeinert, die westlichen Medien in Europa konnten gleichgeschaltet werden.

Kann heute noch jemand glauben, dass es den Amerikanern um die Einführung der Demokratie im Irak gegangen ist? Sind nicht sämtliche Demokratisierungsbestrebungen im Nahen Osten nicht in Luft oder besser Asche aufgegangen?

Und wie war das in der Ukraine? Die Verflechtungen des Amerikanischen Geheimdienst bei den Majdan-Aktivitäten sind noch nicht offiziell. Die Mithilfe der Amerikaner beim Umsturz des - amerikafreundlichen! - Schah Reza Pavlevi sind mittlerweile durch offengelegte Dokumente offiziell bekannt. Über die Ukraine wird man vielleicht Ähnliches im Jahr 2044 lesen. Dann wird die Geschichte schon ihren eigenen Weg gegangen sein.

Es heißt, dass das Archiv der Feind des Politikers ist. Es ist auch der große Freund des Journalismus und gleichzeitig sein Feind. Wenn ich feststelle, dass sich alle Medien in einer Meinung wiederfinden, - und da möchte ich speziell die Berichterstattung über Trump und die Ukraine anführen - dann zweifle ich daran, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Die stattgefundene Gleichschaltung von teilweise sehr unterschiedlichen Medien europaweit hat bei mir alle Alarmglocken schellen lassen.

Wo ich aber den eigentlichen Grund für den Sieg eines Trump verorte, liegt im absoluten Größenwahn des amerikanischen Großkapitals, für das sämtliche politischen Geschehen nur mehr Mittel zum Zweck sind. Geopolitische Aktionen dienen ausschließlich einer Vermehrung des Vermögens. Wieso musste der Irak demokratisiert werden, aber Saudiarabien nicht?

Das hätte jetzt keine Auswirkungen auf die Wahl gehabt, wenn hier nicht ein weiterer Effekt eingetreten wäre, die Vernachlässigung der eigenen Bevölkerung. In den USA scheint die Schere zwischen arm und reich noch mehr auseinanderzugehen als in Europa. Die Mittelschicht scheint bereits verarmt zu sein. Die Bespitzelungsaffäre, die vielleicht gar nicht so schlimme Auswirkungen gehabt hätte, hat den eigenen Leuten gezeigt, wie stark ihre Politiker jedwede Befindlichkeit ignorieren. Aber die Großen da oben, eine Hillary Clinton, die hat halt einen Privatserver benützt. Frei nach dem Motto: gleiches Recht für alle. Die Symbiose aus Wall Street und Politik hat sich an den Kernwerten einer amerikanischen Konstitution vergangen.

In Europa haben wir mitgespielt. Es hat bereits mit dem Friedensnobelpreis für Obama angefangen. Es hat mit der vollständigen Unterwerfung der Presse seine Fortsetzung gefunden.

Leider müssen wir befürchten, dass der Spruch, wonach nie etwas Besseres nachkommt, sich auch diesmal bewahrheitet hat. Persönlich bin ich aber der Meinung, dass es noch weit schlimmer gekommen wäre, wenn der „sichere“ Sieg einfach passiert wäre. Zumindest besteht noch die Hoffnung, dass der bellende Hund doch nicht beißt.

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