Reiki in der Geriatrie

Es geht hier hauptsächlich um menschliche Zuwendung, Schmerztherapie, Entspannung auf physischer und psychischer Ebene.

Sich Zeit nehmen, präsent sein, Aufmerksamkeit und Achtung, Nähe und natürliche Berührung erziehlen bereits die erste Wirkung. Es ist die Generation unserer Eltern bzw. unserer Großeltern, die in den Pflege- oder Altenheimen untergebracht sind. Davor vielleicht noch mitten im Leben stehend und nun allein sind. Das Pflegepersonal kann das Defizit an Nähe und Berührung nicht abdecken. Als Reiki-Praktizierende bin ich der Klientin / dem Klienten mit voller Aufmerksamkeit zugewandt.

Besonders wichtig empfinde ich dies bei schwerkranken, bettlägrigen Menschen. Die Bewohnerinnen des Pflegewohnheimes, die ich bis jetzt begleiten durften, können nicht mehr kommunizieren und sind schwer bewegungseingeschränkt. Wie weit sie sich ihrer eigenen Körperlichkeit bewusst sind, ist zu Beginn oft nicht nachvollziehbar.

Diese Lebenssituation ist begleitet von Schmerzen - resultierend aus altersbedingten Verschleißerscheinungen, Verkrampfungen, dem Liegen, der Angst, den unausgearbeiteten Emotionen, ev. Traumatas u. v. m.

Genau hier setzt die Reiki-Anwendung ein. Schmerzen und Emotionen rauben dem Körper Kraft und Energie. Während einer Reiki-Sitzung wird Energie gestärkt, getankt. Wenn Kommunikation nicht möglich ist, kann ich als Reiki-Therapeutin nicht um Erlaubnis fragen, es wird mir auch nicht gesagt (verbal), ob, oder wo ich die Hände auflegen darf. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was die Klientin denkt bzw. fühlt, wenn eine fremder Mensch seine Hände auf ihren Körper legt. Achtsamkeit und Sensibilität sind deshalb das Allerwichtigste beim Praktizieren von Reiki.

Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass eben diese Wertschätzung ohne Forderung - das Sein lassen - den wichtigsten Stellenwert für die Klientinnen und Klienten hat, um als Therapeutin angenommen zu werden.

Eine Reiki-Sitzung unter diesen gesundheitlichen Voraussetzungen läuft natürlich anders ab, als in meiner Praxis. Die Klientinnen liegen in ihren Betten. Vor der ersten Begegnung habe ich von der Stationsleitung bereits einen kurzen Lebenslauf inkl. Überblick über die Krankengeschichte erhalten.

Das erste Gespräch zwischen den mir anvertrauten Personen ist herzlich, sanft und meistens ohne Antwort.

Die erste Reiki-Erfahrung erfolgt immer, mit ganz wenig Körperkontakt - ein sanftes Kennenlernen mit Wahrung der Komfortzone. In den meisten Fällen endet diese Sitzung mit der Erlaubnis, die Hand zu halten, wobei ich darauf achte, dass mein Gegenüber immer die Gelegenheit hat, die Hand zurück zu ziehen. Zumeist entsteht schon hier eine entspannte Basis und das Begreifen, dass ich nichts fordere und nichts aufzwinge.

Die verschiedenen Körperpositionen erzielen oftmals ähnliche Reaktionen.

Bei Kopfpositionen ist sehr rasch zu bemerken, dass sich etwas tut - ein reges Bewegen der Augen, das oft schnell veränderte Minenspiel, der Versuch zu sprechen sind nur einige Reaktionen die ich hier wiedergeben kann.

Positionen am Oberkörper - entspannen den Hals-, Schulter- und Brustbereich oft deutlich sichtbar - Schlucken wird einfacher. Die Menschen nutzen diesen entspannten Zustand oft um zu Husten.

Hilflosigkeit, sich ausgeliefert fühlen, nicht mehr Herr über sich selbst zu sein, erzeugt Angst: - wie schon das Sprichwort sagt: "die Angst schnürt mir die Kehle zu" - daher hat die Atmung einen, für mich sehr hohen Stellenwert, bei der Begleitung der Menschen. Der Atem der meisten Menschen ist extrem flach - die Bronchien und die Lunge sind verkrampft, somit wird wenig Sauerstoff zugeführt - schon allein über diese Situation lohnt es sich lange zu schreiben, aber das möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt tun. Ein Zeichen von Wohlbefinden und Entspannung sind sehr tiefe Atemzüge, seufzen oder husten.

Positionen in der Körpermitte - überraschen meist mit einer heftigen Reaktion des Verdauungstraktes. Auf Grund des ständigen Liegens, der eingeschränkten bzw. nicht mehr möglichen Bewegung reagiert natürliche Muskelarbeit des Darmes nicht so wie sie sollte, Trägheit oder gar Verstopfung sind die Folge. Wie sich die Reaktionen zeigen? Nun, in erster Linie in Geräuschen, in Luft ablassen und durchaus auch mit Erleichterung.

Positionen der unteren Extremitäten - sind manchmal mit heftigen Entspannungsreflexen verbunden. Je nach Befindlichkeit der betreuten Person, können sie so heftig sein, dass Verunsicherung oder Angst ihrerseits entsteht. Sollte dies eintreten, verändere ich die Positionen sanft und gelassen. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass ich die Sitzung vorzeitig beendet habe - auch das möchte ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt erörtern.

Positionen an Zehen, Fußsohlen und Handflächen - werden von den meisten Menschen als extrem angenehm empfunden. Tiefe Entspannung ist eingetreten. Meist verabschiede ich mich von schlafenden Patienten des Pflegewohnheims.

Ich darf gehen, mit dem Gefühl, etwas Entspannung ins Hier und Jetzt gebracht zu haben - oft mit der Folge, dass die wichtigen Prozeduren des Alltags leichter durchgeführt werden können, bzw. erträglicher für die Bewohner sind.

Ich bedanke mich bei der Leitung des Pflegewohnheims Leopoldstadt Frau Michaela Wasl, die der Kombination von Schulmedizin und Reiki offen gegenüber steht.

Ich danke euch für euer Interesse, stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung und freue mich auf ein Wiederlesen.

Ich wünsche euch eine entspannte Zeit

sonnige Grüße Susanne

"Dei beste Arznei für den Menschen ist der Mensch. Der höchste Grund dieser Arznei ist die Liebe." (Philippus Paracelsus)

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

trognon de pomme

trognon de pomme bewertete diesen Eintrag 31.12.2021 17:51:08

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

3 Kommentare

Mehr von Susanne Bohrn