Diese Zeile knödelte der kürzlich verstorbene Wiglaf Droste im Staccato-Sprechgesang und es ehrt Grönemeyer, dass er, dem Vernehmen nach, über diese Parodie nicht pikiert, sondern amüsiert gewesen sein soll. Ansonsten sind seine eigenen künstlerischen Verdienste überschaubar, er wirkte in dem ekelhaften Landserfilm "Das Boot" mit und produzierte ca. 35 Jahre lang ödesten deutschen Pop, der, selbst wenn er nicht so widerlich geriet wie die Produkte von Bands wie "Rammstein", "Unheilig" oder gar den "Böhsen Onkelz", deutlich machte, dass ein großer Teil der deutschen Populärkultur vom geschmackssicheren Ausland eher mit Befremden zur Kenntnis genommen wird.

Nun aber hat sich Grönemeyer anlässlich einer Konzertansprache in Wien, in der er völlig korrekt und sehr bürgerlich darauf hinwies, dass in einer Demokratie nicht der digitale Mob, sondern der Souverän die politische Richtung diktiert, den Zorn rechter Autoren zugezogen: Alexander Wallasch (Tichys Einblick) sah einen "Reichsparteitag der Gutmeinenden" und eine "tiefdüstere Parodie auf aus dem Geschichtsunterricht bekannte Reden aus dem Berliner Sportpalast", sah ihn also als Goebbels, während in der Ziegenzüchterzeitschrift sezession vermeldet wurde, er sei "eine liberale Witzfigur, die selbst im Moment der Extase nicht aus den medial vorgeprägten Mustern des Schuldkultes auszubrechen vermag", also eher nicht Goebbels, während die AfD-Posaune Klonovsky, zaghaft widersprechend, ihn als "schon etwas weich im Kopf" und das Publikum irgendwie doch als "Sportpalastpublikum" empfand. Auf der "Achse" wurde von einer besonders klugen Schreibkraft prognostiziert, „am Ende" solcher Aufrufe stehe "die Unfreiheit aller und die Gewalt gegenüber jenen (...), die diese Moral nicht teilen", behauptete also, dass es sich um einen Mordaufruf handele. Genau.

Wer solche Feinde hat, kann nicht ganz schlecht sein. Dass ihn aber Heiko Maas lobt, der als Minister der GroKo an den Asylgesetzen beteiligt war, die Geflüchtete schikanieren und damit die Bedürfnisse derjenigen befriedigen, gegen die Grönemeyer anzubrüllen versuchte, macht deutlich, dass antifaschistisches Reden nur dann einen Sinn hat, wenn ihm konkretes politisches Handeln, also eine konsequente Politik für Geflüchtete und Minderheiten folgt. Auf Sozialdemokraten wird dabei, wie so häufig, kein Verlass sein.

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