Gentechniker Josef Penninger über Corona. Zahlen der WHO.

Der vielfach ausgezeichnete Mikrobiologe, wahrscheinlich Österreichs derzeit berühmtester Wissenschafter, gab am 12.3. dem „Thinktank“ Agenda Austria ein Interview. Josef Penninger O-Ton: „Das neue Corona Virus ist Bruder oder Schwester des SARS Virus“.

Kommentar HT: (Vorsicht Zynismus) Diese Aussage ist vielleicht nicht wissenschaftlich, aber mit Sicherheit gendergerecht.

Über Grippe und COVID19: Josef Penninger O-Ton: „Die zwei Viren sind fundamental anders. Die Grippe ist mehr oben in der Lunge, dieses Virus gibt eine ganz tiefe Lungenentzündung, es streut auf andere Organe raus, also das ist eine schwerere Erkrankung. Das darf man überhaupt nicht unterschätzen. … Gegen die Grippe kann man was tun, man kann sich impfen lassen. … Das neue Coronavirus, aufgrund der bestehenden Daten kann man es noch nicht ganz exakt sagen, ist wahrscheinlich 30 Mal tödlicher als die Grippe.“

Kommentar HT: In diesem Abschnitt sucht man vergeblich nach einer exakten biologischen Abgrenzung: „weiter oben, weiter unten“ ist zwar allgemein verständlich, aber nicht exakt. Statt dessen: höchst ungenaue statistische Angaben über Mortalität. Ich kann daraus keine Erkenntnis über das Wesen von COVID 19 gewinnen, erkenntnistheoretisch aber kann ich exakt abgrenzen: Statistik ist eine andere Wissenschaft als Molekularbiologie. Die adäquate Frage für einen Mediziner wäre: für wen tödlich, für wen nicht tödlich. Ich frage mich, warum Penninger keine seinem Fach entsprechende Aussage trifft. Aber vielleicht liegt das auch an den Fragen von Agenda Austria Chef Franz Schellhorn.

Frage zu Italien: was sind die Gründe für unterschiedliche Einschätzungen der Mortalitätsraten? Josef Penninger O-Ton: „Die Viren ändern sich. Wir müssen uns anschauen wie genau dieses Virus in Italien ist im Vergleich zu Wuhan, wo die Sterblichkeit bei 2 Prozent war, jetzt in Italien sind es 6 Prozent. Eine Erklärung ist sicher, dass die Bevölkerungsstruktur in Italien anders ist als in China. … Was in Italien passiert kann in ganz Europa passieren, WENN die Bevölkerungsstrukturen wirklich wichtig sind für diese Schwere der Erkrankung“.

Kommentar HT: Saisonale Grippe jährlich laut WHO 3-5 Millionen Fälle, Todesfälle 290.000 bis 650.000. Also 10-20 Prozent. Was genau ist das 30-Fache von 10-20 Prozent? (Quelle tagesschau vom 10.2.2020 zu einer Zeit, als der Vergleich mit Grippe noch erlaubt war.)

WHO https://www.tagesschau.de/ausland/corona-149.html

Der gleiche Bericht der tagesschau vom 10.2. meldet übrigens auch: „Eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) brach unterdessen nach China auf. Sie solle bei der Erforschung der Virusepidemie helfen, teilt die WHO mit.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wurden etwa 6200 medizinische Fachkräfte mit 47 Charterflügen in die Stadt gebracht.“

Kommentar HT: Beide Absätze stehen so unter dem Zwischentitel "WHO-Experten auf dem Weg nach China". Ob es sich um eine zufällige oder eine kausale Aneinanderreihung der Fakten handelt, kann ich nicht erkennen. Die Frage muss an der Stelle erlaubt sein, wieviele Ärzte nach Rückkehr infiziert waren und welche Maßnahmen ergriffen wurden, bevor sie an ihre Arbeitsplätze zurück kehrten. Die von der WHO publizierte Statistik zeigt, dass die Kurve in China seit Mitte Februar abgeflacht ist, und seit 23. Februar weltweit rapid ansteigt.

WHO wikipedia

„Ab dem 28. Februar 2020 schätzte die WHO in ihren Berichten das Risiko auf globaler Ebene als „sehr hoch“ ein (englisch WHO risk assessment, global level: very high), zuvor als „hoch“. Am 11. März 2020 erklärte die WHO die bisherige Epidemie offiziell zu einer Pandemie, der ersten seit der Pandemie H1N1 2009/10.“ (wikipedia)

Frage: Warum sind Nachbarländer Chinas nicht so stark betroffen? Josef Penninger O-Ton: „Schwer zu sagen, schau ma mal, was wirklich passiert….“

Frage: Gibts bald Schnelltests? Josef Penninger O-Ton: „Testen können wir immer. Die Frage ist immer wie viel Virus gibts wirklich? Kann ich das überhaupt sehen, weil das natürlich auch in einer bestimmten Quantität da sein muss, dass ich es überhaupt sehe. … Ich kenne Fälle die negativ getestet wurden und zwei Wochen später waren sie positiv.“

Ad Hotlines: Josef Penninger O-Ton: „Ich bin kein Epidemiologe. Es ist sicher gut, dass man das macht, aber ich war vor 10 Tagen in Deutschland (hab in Münster einen Preis gekriegt), hab dort mit den Intensivmedizinern geredet, und in Deutschland haben sie dann Container vor dem Krankenhaus aufgebaut so wie Drive in zu McDonalds. Wer glaubt krank zu sein fährt rein mit dem Auto, dann nimmt man ein bissl Swap vom Mund und wird wieder heim geschickt und in vier, fünf Stunden angerufen. Es gibt verschiedene Lösungsvorschläge, wie man das macht. Wahrscheinlich ist alles richtig und alles falsch, was man tut…. Hauptsache dass man was tut.“

Resümee HT: Man muss bedenken, dass die Auszüge aus einem Interview mit Franz Schelhorn am 12. März 2020 stammen. Ende der Woche hab ich Penninger in einem aktuelleren Interview im ORF gesehen. Auch diesmal: keine erhellenden Fragen und keine erhellenden Antworten. Ich kann mir vorstellen, dass ein medizinisch gebildeter Redakteur andere Fragen gestellt hätte als ein Wirtschaftsjournalist oder ein ZiB-Journalist. Aber einer der intelligentesten Köpfe dieses Landes sollte auch mal imstande sein sich von dem Leitfaden eines Interviewers zu befreien, etwa mit der Überleitung: die wichtigste Frage ist jedoch…. Auf die wichtigste Frage aus Sicht eines vielfach ausgezeichneten Genetikers - wie gefährlich für gesunde Menschen im Alter von 10/20/40/80 Jahren ist Covid 19 im Vergleich zu SARS? - hab ich leider vergeblich gewartet.

Deshalb schütze ich mich vorerst weiter mit der Lektüre von Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft. Dort steht u.a. (B 221): „Nun kann die Art, wie etwas in der Erscheinung apprehendiert [Anm: begriffen] wird, a priori dergestalt bestimmt sein, daß die Regel ihrer Synthesis zugleich diese Anschauung a priori in jedem vorliegenden empirischen Beispiele geben, d.h. sie daraus zustande bringen kann.“ Wie dieses allgemeine Urteil des Königsberger Philosophen auf die konkrete Erscheinung des Coronavirus anzuwenden ist, erkläre ich euch gerne das nächste Mal.

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