Sollten Sie auch zu den bemitleidenswerten Personen gehören, die neulich in den Genuss der TV-Serie "Ab ins Bootcamp!" kamen, und sei es nur kurz beim Weiterzappen, dann wissen Sie, wovon ich rede: Bootcamps boomen wie nie zuvor.

Offensichtlich versucht man in Amerika nicht nur seine Hunde, sondern auch seine Kinder durch Gefängnisdrill unterzuordnen.

Kinder unterordnen?

Man konnte sehen, wie ein zehnjähriger „schlimmer“ Bub flehentlich seine Mama anblickte, Bitte, Mama, nimm mich wieder mit nach Hause, ich will auch ganz lieb sein, versprochen!, sagte er leise.

Welche Mutter kann da nein sagen?

Welcher Vater lässt sein Kind da zurück?

Die Mutter blickte ihren weinenden Sohn hämisch lachend an und sagte: Nichts da, du warst böse, jetzt trägst du gefälligst die Konsequenzen, Sohn! Und weiter stolz in die Kamera: Das hat er jetzt davon! Ich habs ihm ja gesagt!

Amerika, Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Das Land, wo man widerborstende Kinder und Haustiere gerne beim Zuchtmeister abgibt, der sie wieder geradebiegen soll, egal wie.

Das Land, dessen wasserstoffblonder Häuptling gerade mit Kim um die größte Wasserstoffbombe buhlt, während des Häuptlings Vorfahren, Söhne und Enkelsöhne auf Großwildjagd gehen und damit prahlen, und der Fette seine unbeugsamen Untertanen hinrichten lässt. Dazwischen streitet die restliche Welt ob Palmöl toxischer als Kokosöl ist, oder ob man eh täglich die Mindestmenge von 2 Liter Wasser zu sich nimmt. (Weil wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen...) Als ob der Körper nicht das Signal "Durst" seit der Menschwerdung kennen würde. Was der Beautyszene aber egal ist, denn "wenn der Körper Durstsignale sendet, ist es schon zu spät!".

Ganz offensichtlich ist es schon für viele Dinge viel zu spät auf dieser Erde, die man ohne das Mitführen einer ständig mit stillem Quellwasser gefüllten 1,5 Liter Plastikflasche nicht mehr beschreiten kann, ohne auf der Stelle tot umzukippen. (Ja nicht prickelndes Wasser, bitte! Prickelnd übersäuert!)

Ob man nun Hunde ins "Resozialisierungslager" zu Millan schickt (Ja, ich weiß, er rettet sie vor dem Tod blablabla, ich bin es echt leid, das Gegenteil zu beweisen, weil ohnehin jeder Videos und TV-Beiträge anschauen kann, wenn er gerne Tierquälerei der Extraklasse sehen möchte und nur immer die gleichen unbelehrbaren dummen Furien, die sehr geeignet als Gefängnisaufseherinnen wären, "Hoch Cesar, du Retter der Red-Zone-Hundewelt!" kreischen), oder ob man sein eigen Fleisch und Blut einem Oberaufseher überlässt- Jacke wie Hose!

Respect your dog.com

Hunde haben den Verstand drei-bis vierjähriger Kinder. Beide, Kinder wie Hunde, macht man gekonnt und mit Gewalt zur Schnecke, wenn sie nicht das tun, was man gerade gerne hätte.

Wo ist der Unterschied?

Es gibt keinen.

Vielleicht liegt er im Preis. Mit Drill und Gewalt verdient man sehr gut, auch in Europa. Die Tiertrainer- und Coachstunde um die 300 Euro für Millannachgequassel, Hausleine und Schläge ist keine Seltenheit.

Was erstaunt, weil man zur Steinzeitmethode eigentlich keine Anleitung braucht, da reicht es, ein kaltes Herz zu haben, und eine Keule oder Leine. (Oder ein Neandertalerhirn, das die Keule auch findet.)

Beim Tierarzt allerdings regt sich die gleiche Klientel über 5 Euro für eine Entwurmungstablette auf.

Manchmal kann ich sie mir schönreden, die Welt, aber nicht, wenn solche Serien im Fernsehen laufen.

Sie wäre wunderschön, die Welt, allein die Menschen darauf sind einfach zum Vergessen.

Wer Hunde und Kinder, die Schwächsten unter uns, dominiert, quält und zulässt, dass fremde Menschen über ihr Wohl oder ihren Untergang herrschen, nur weil man selbst nicht Herr der Lage wird- dem ist nicht mehr zu helfen.

Aus diesem Grund ist Gandhis Satz »Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt« mehr als berechtigt. Er zeigt in voller Wahrheit, was die meisten Menschen sind: Bestien.

Doch die Wahrheit hört man nicht so gerne.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

www.tierarzt-wien.com

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