Es ist schon amüsant, die Reaktionen auf den BREXIT bei Politik und Medien zu verfolgen. Das Interessante - der BREXIT lehrt uns mehr über die deutschen Medien und die EU-Politik als über die Briten. Wir befinden uns dabei gerade in einer Phase, wo ungläubiges Entsetzen über den Ausgang der Abstimmung in Hass und krude Propaganda umschlägt.

Die Briten wollen die EU verlassen. Na und? Das ist ihr gutes Recht und Ergebnis einer demokratischen Entscheidung des britischen Volkes. Wir sollten die Größe haben, dies zu akzeptieren, gerade die, die sonst nicht müde werden, sehr viel mehr plebiszitäre Elemente zu fordern.

Statt das Beste daraus zu machen und eine vernünftige Scheidung hinzubekommen, wird seitens der EU zum Rosenkrieg geblasen, holen Medien und EU-Politiker zum großen Gegenschlag aus, auch um den Preis, nicht nur den Briten, sondern auch der EU zu schaden. Dabei wäre es an der Zeit, einmal zu fragen, wie es zum BREXIT kommen konnte, was da falsch gelaufen sein könnte in den letzten Jahren. Die Antwort der EU ist eindeutig: Bei uns nichts. Die Briten sind einfach zu dämlich, die Wohltaten der EU zu erkennen. Wer mehr Subsidiarität möchte, ist ein ewig Gestriger und Nazi. Diese Haltung macht wenig Hoffnung für die Zukunft, vor allem die Zukunft der EU.

So versucht eine durch Wahlen nicht legitimierte EU-Kommission noch mehr Macht an sich zu reißen und quasi diktatorisch zu herrschen. Einige der Vorschläge von EU-Kommissionschef Juncker aus den letzten Tagen: Über das Ceta-Freihandelsabkommen mit Kanada habe nur das EU-Parlament zu entscheiden, bitte aber nicht die nationalen Parlamente. Wo die Engländer nun weg sind, weil er auch gleich Schluss machen mit den unterschiedlichen Währungen in der EU und auch Ländern wie Dänemark und Schweden zwangsweise den Euro verordnen. Ohne Zweifel mit dem Ziel, einen EU-Ausstieg zu erschweren. Es soll also weiter fortgeschritten werden auf dem Irrweg der EU: Einem Weg zu mehr Bürokratie und weniger Demokratie, aber mehr EU-Verdruss.

Wie reagieren die deutschen Medien darauf? Sie schießen aus vollen Rohren auf die bösen Briten. Da wird genüsslich kolportiert, dass die BREXIT-Befürworter Angst und Schrecken und vor allem die Unwahrheit verbreitet hätten. So flössen wöchentlich nicht 350 Mio. Pfund aus Großbritannien an den EU-Haushalt, sondern nur 110 Mio. Pfund. Ist aber auch noch eine Menge pro Woche, oder? Macht im Jahr über 5 Mrd. Pfund, die nun andere aufbringen müssen, Deutschland und Österreich, z. B.

Zugleich läuft eine Desinformationswelle, die Ihresgleichen sucht und schlimmer ist, als alles, was den BREXIT-Befürwortern vorgeworfen wurde. Darf Schweinsteiger noch in Großbritannien bleiben und dort Fußball spielen wird gefragt. Und man weiß plötzlich, dass massenhaft Unternehmen aus Großbritannien abwandern wollen, weil nun ja keine Produkte von dort mehr nach Europa geliefert werden können und Europäer in Großbritannien nun wohl nicht mehr arbeiten dürfen. Man könnte meinen, das Land verschwindet hinter dem berühmten eisernen Vorhang. Glauben die Autoren diesen Unfug womöglich inzwischen selber? Sind auch Norwegen, Island und die Schweiz Sperrgebiet für uns?

Da wird sogar ein neues Referendum der Schotten für die Unabhängigkeit von Großbritannien gefordert und seitens der EU-Granden unterstützt (!), obwohl das alte noch nicht einmal zwei Jahre her ist und EU und Medien seinen Ausgang befürwortet hatten. Heute nun aber betreiben sie genau das Gegenteil, die Abspaltung Schottlands von Großbritannien, nur weil die Briten der EU den Laufpass gaben? Separation der Briten von der EU ist böse. Separation der Schotten von Großbritannien ist aber wieder gut, während eine Separation der Katalanen von Spanien nun doch wieder böse wäre. So viel zu Prinzipien, Moral und Demokratie in der EU.

Weder bei der EU noch bei der Mehrzahl der deutschen Medien wird verstanden, was in der EU schief läuft. Wenn heute mit EU-Mitteln in einem kleinen Dorf im tiefsten Brandenburg eine Schule saniert werden soll, darf das nicht mehr vor Ort entschieden werden, sondern darüber entscheiden Bürokraten in Brüssel in einem an Bürokratie nicht mehr zu überbietenden Verfahren. Aber nicht mehr, sondern weniger Bürokratie wäre das Rezept zum Überleben der EU. Doch genau das Gegenteil geschieht. EU-Politiker und EU-Bürokraten schreiten umso fester fort auf ihrem Irrweg. Irren tut immer nur das Volk und weil das so ist, soll es möglichst entmündigt werden, siehe Junckers Agieren im Hinblick auf Ceta. So sind wir auf dem besten Weg in eine EU-Diktatur und die Briten können womöglich froh sein, noch einmal davon gekommen zu sein.

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