Kleiner Schuss Wahnsinn zum Jahreswechsel

Quizshows im Fernsehen bilden. Zuweilen zeigen sie aber auch en passant die Verbildung unserer heutigen Zeit auf und geben somit ein recht gutes Abbild des Wahnsinns, der in unserer Gesellschaft immer mehr um sich greift.

Zu besichtigen war das jüngst - für den entsprechend sensibilisierten Betrachter - in der großen Promi-Ausgabe der Quizshow "Wer weiß denn so was?" in der ARD. Nach vielen, vielen Fragen stand das Team Bernhard Hoëcker/Gaby Dohm vor der Frage: "Was taten die alten Perser, wenn sie eine schwierige Entscheidung zu treffen hatten?" Als Antwortvarianten gab es sinngemäß:

a) Sie suchten zunächst im betrunkenen Zustand nach einer Entscheidung und dann noch einmal im nüchternen.

b) Sie markierten Murmeln mit den Alternativen und ließen diese entscheiden oder

c) Sie befragten ihre Kinder.

Nun, welche Antwort hier fallen würde, war mir sofort klar. Denn in Zeiten von "Kinder an die Macht" und antiautoritärer Erziehung konnte die Antwort doch nur C lauten. Und richtig: Das Team Hoëcker/Dohm entschied sich für C.

Nun wissen wir endlich, was die Perser taten, als die Griechen im Zuge des "Ionischen Aufstandes" den Bündnisvertrag mit den Persern kündigten und ihnen damit praktisch den Krieg erklärten. Sie fragten entsetzt ihre Kinder, was zu tun sein. Und nur dank des weisen Rates der Kleinen war den Persern der Sieg in der Schlacht von Lade 494 v. Chr. sicher.

Etwas später stand das Team Steffen Henssler/Elton vor der Frage, welche Worte denn die Sprache der Ureinwohner Grönlands nicht kannte. Entweder

a) die für Mann und Frau,

b) die für die Farben rot und grün oder

c) die für Zahlen über 20.

Es steht außer Zweifel, dass in Zeiten, wo das Geschlecht nur für ein soziales Kunstruckt gehalten wird, hier nur eine Antwort richtig sein kann, nämlich a). Dafür entschieden sich die beiden denn auch folgerichtig. Gut aufgepasst und auf der Höhe der Zeit, alle Achtung.

Logisch, denn die alten Grönländer waren sehr fortschrittlich und wussten, dass es gar keine Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, außerdem sind die ja immer komplett in Felle eingemummt, da sieht man auch keinen Unterschied, selbst wenn es den wider alle Vernunft geben sollte.

Doch leider war, wie auch im ersten Fall, die Antwort falsch. Die alten Grönländer wussten sehr wohl die Unterschiede von Männlein und Weiblein zu schätzen und zu benennen, dafür konnten sie nicht weiter als bis 20 zählen. Aber was macht das schon, wenn dafür der Sex gut ist? Und die alten Perser liebten ihre Sprösslinge zwar sehr, doch ihre Entscheidungen ließen sie nicht von Kindern treffen. Statt dessen besoffen sie sich ordentlich und wenn die Entscheidung, zu der man im Suff kam, mit der übereinstimmte, die man am nächsten Tag im nüchternen Zustand traf, war sie wohl ok.

Ok ist nur in unserer heutigen Zeit offensichtlich einiges nicht mehr. Da scheint es plausibel, dass wichtige Entscheidungen von Kindern getroffen gehören - vielleicht eine Idee für Frau Merkel? - und dass es selbstverständlich keine Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt und deshalb ein eigenes Wort für beide eigentlich unnötig ist. Na, da fehlen einem doch wirklich die Worte. Ich glaube, wir gehen großen Zeiten entgegen, nicht nur im Jahr 2018.

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