Konflikt am Arbeitsplatz: Mediation vs. Supervision?

Mediation = einen Konflikt lösen und zugleich Konfliktlösungskompetenz vermitteln.

Konflikte bestimmen auch die Arbeitswelt: Ob es sich um die eigene Meinung, die "lästige" Eigenart eines Kollegen, eine unfäire Behandlung, oder die spezielle Arbeitsweise eines Teammitglieds, unter Kollegen und mit Vorgesetzten gibt es vielerlei Gründe die geradzu einladen in einen Streit zu geraten.

Vorgesetzte widerum streiten sich mit Mitarbeitern, mit Gechäftspartnern, Kunden und Lieferanten um Verträge, Konditionen, Dienstvereinbarungen und Liefer-oder Zahlungsausstände. Gestritten wird über praktisch alles, je emotionaler der Grund besetzt ist umso vehementer wird die eigene Ansicht verteidigt.

Viele der alltäglichen Streitigkeiten lassen sich durch Gespräche einfach klären, aber mancheml hilft Reden nicht mehr oder es wird anstatt zu reden gleich gestritten. Die grundsätzlich falsche Strategie ist einen Konflikt zu ignorieren.

Gerade aber Vorgesetzte sind in ihren Möglichkeiten Konflikte beizulegen oft überfordert. Meistens gehen sie, wie fast alle Menschen Streitigkeiten lieber aus dem Weg, tun sie als lächerlich ab oder überlassen die Streitbeilegung ihren Mitarbeitern, mit dem Hinweis, dass sie die Konflikte in der Belegschaft nichts angehen. Es fehlt schlicht und einfach an Konfliktlösungskompetenz. Die Mitarbeiter sich selbst zu überlassen bringt meistens noch mehr Unruhe in den Betrieb, denn sie haben weder die Möglichkeiten noch die Erlaubnis auftauchende strukturelle Probleme selbst lösen zu können. Von den auch hier mangelnden Befähigungen, selbst einen Streit zu beenden, ganz abgesehen.

Wer einen Konflikt lösen will muss sich der Situation stellen, das ist eine schwere Aufgabe und je schlimmer der Konflikt umso höher die Gefahr dass der Streit eskaliert. Festgefahrene "heiße" oder "kalte" Konflikte brauchen zur Lösung professionelle Unterstützung, damit die Rolle, als am Konflikt Beteiligter, auch wahrgenommen werden kann. Niemand kann gleichzeitig von einem Streit schwer betroffen sein und andererseits die Interessen der Konfliktpartner wahren. Das ist ein Spagath den niemand leisten kann.

Mediatoren sind die Professionalisten für jede Art von Streit.

Streit wird in unterschiedliche Arten eingeteilt:

Beziehungskonflikte:

Wo wir auf andere Menschen treffen, kann es schnell zu persönlichen Reiberein kommen. Wird miteinander gearbeitet, kann die Arbeit ganz professionel über einen langen Zeitraum weiter gehen indem man sich so sachlich als möglich verhält. Manchmal ist es aber auch eine handfeste persönliche Ablehnung die bis hin zu Mobbing reichen kann.

Kommunikationskonflikte - die Häufigsten:

Es wird nur mit einem Ohr zugehört während man mit den Gedanken ganz wo anders ist. Was man glaubt gehört zu haben vervollständigt man selbst (automatisch) und schon hat man einen wichtigen Teil des Gesagten nicht mitbekommen. Manche Leute drücken sich nicht klar aus weil sie denken, es müsste ohnehin jeder wissen was, wie gemeint wurde und wundern sich dann, wenn Missverständnisse auftauchen oder Aufgaben falsch ausgeführt wurden. Um nicht als unhöflich oder unaufmerksam zu gelten wird dann oft auch nicht nachgefragt. Stress und Überforderung kann zu Unaufmerksamkeit führen, bzw. gesagtes auch schnell vergessen lassen, ebenso Nervosität oder Ablenkung auf Grund persönlicher Probleme.

Interpretationen, also Fehldeutungen von Mimik, Gestik und vielleicht Unausgesprochenem tragen ihr übriges zu Kommunikationskonfliten bei.

Rollenkonflikte:

Jeder Mensch erfüllt in seinem Leben mehrere Rollen. Für manche dieser Rollen müssen klare Aufgaben definiert sein, fällt die Klarheit unter den Tisch und wird nicht transparent gehalten welche Erwartungen mit einer Anstellung, einem Berufsbild oder einer Aufgabe verbunden sind, kann es leicht zu falschem Rollenverständnis, Kompetenzüberschreitung oder Nichterledigung mangels Auftrag kommen.

Auch die Schubladen in die man Menschen zu stecken pflegt definieren eine Rolle die entweder erfüllt, übererfüllt oder unerfüllt bleibt. Oft ist man ganz erstaunt, wenn diese Rollenzuweisung, von der der Andere in der Regel nichts weiß, nichts mit der Realität zu tun hat.

Mit Rollenkonflikten verbunden sind auch Eifersüchteleien und Kompetzenzstreitigkeiten, sowie der Streit um Ressourcen.

Wertkonflikte:

Unterschiedlichen Auffassungen von zu erledigenden Aufgaben oder eigene Interpetationen von Dienstvorschriften führen zu Wertekonflikten. Ebenso aber auch, wenn persönliche Wertehaltungen ins Spiel gebracht werden die besonders in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kulturen zum tragen kommt.

In Konflikten treffen unterschiedlichen Wissensbereiche, Bildungsgrade, Einstellungen und Persönlichkeiten aufeinander und sind besonders dann eine schwierige Herausforderung, wenn auch noch hierarchische Strukturen berücksichtigt werden müssen. Um einen Konflikt erfolgreich befrieden zu können, müssen Bedürfnisse, (manchmal insgeheime) Wünsche und Interessen eines jeden berücksichtigt werden. Ob sie jeweils erfüllt werden können muss im Rahmen der Mediation geklärt werden. Gegensätzliche Interessen sollen soweit aufgedröselt werden, bis Gemeinsamkeiten (Ziele, Anliegen, Motive) sichtbar und dann auch miteinander vereinbar werden. Mitunter ist es ein längerer Prozess der sich aber für alle lohnt.

Viele Unternehmen setzen zur Konfliktbeilegung Supervisoren ein, manche Mediatoren - was unterscheidet die beiden Professionen voneinander? Wann ist Supervision angebracht, wann Mediation?

Supervision: Das Ziel ist die Verbesserung der Arbeitssituation, des Arbeitsablaufs, der innerbetrieblichen Kommunikation und möglicher struktureller Probleme

Supervision begleitet Konflikte die aufgrund von Strukturproblemen und unpraktikablen Arbeitsabläufen entstehen genauso wie Probleme in Teams und Gruppen.

(Team: Personen aus unterschiedlichen Bereichen, Professionen und Abteilungen arbeiten an einem Projekt / Gruppe: Personen mit vorwiegend gleichen Voraussetzungen arbeiten in einer Abteilung unter Leitung eines Vorgesetzten)

Was ist eine Supervision?

Wärend einer Supervision werden in der Regel die Interaktionen und Verhaltensmuster innerhalb eines Teams oder einer Organisation analysiert um sie entweder zu verbessern oder potenzielle Konfliktherde zu beseitigen. Supervisor und Klienten legen fest wie der Prozess ablaufen und welche Themen bearbeitet werden sollen. Im Prozess werden konkrete Situationen und Arbeitsabläufe reflektiert, besprochen und Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet.

Ebenso werden auch schwere Fälle, zum Beispiel im Sozialbereich oder Schwierigkeiten mit Herangehensweisen von Einzelpersonen an ein Problem, analysiert und durchbesprochen.

Der Supervisor tauscht sich konstruktiv mit den Beteiligten aus, entwickelt eine angenehme Gesprächsatmosphäre und hilft dabei, gemeinsam die derzeitige Arbeitssituation so zu verbessern, sodass in Folge Arbeitsabläufe effektiver und Konfliktpotential reduziert wird.

Supervisionen sind sinnvoll wenn:

gemeinsam Problemlösungsstrategien entwickelt werden sollen.

das Verständnis der Mitarbeiter füreinander erhöht werden soll

wenn schwelende Konflikte frühzeitig entdeckt und gelöst werden sollen - Konflikte sollen gar nicht erst aufkommen

die Produktivität soll gesteigert werden

das Team soll effektiver arbeiten

Unterscheidung, Mediation und Supervision

Die Mediation widmet sich sowohl akuten Problemen als auch lang schwelenden kalten Konflikten die plötzlich einen Handlungsbedarf erfordern. Die Auflösung der grundlegenden persönlichen Probleme stehen im Vordergrund der Mediation. Arbeitsabläufe und strukurelle Gegebenheiten können als Streitursache auftauchen und werden dann auch angesprochen, sind aber primär nicht das zu lösende Anliegen. Hauptanliegen ist, dass die beteiligten Konfliktparteien wieder ins Reden kommen und selbst eine für sie passende Lösung des Konfliktes erarbeiten, womöglich auch die Veränderung eines Arbeitsablaufes.

Natürlich kommen in einer Supervision auch Konflikte zum Tragen und werden auch angesprochen aber hier sind effektive Arbeit, Massnahmen im Arbeitsablauf und Teamorganisation die hauptsächlichen Anliegen und nicht die Auseinandersetzungen mit persönlichen Themen der Mitarbeiter.

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