Patchwork-Familie eine Herausforderung an Geduld und Einfühlungsvermögen.

Allgemeingültige 'Verhaltensregeln' gibt es keine.

Menschen sind so unterschiedliche wie die Situationen in denen sie leben, demnach kann es nur Anregungen geben die jeder für sich individuell befolgen kann oder eben nicht.

Alles was mit 'du musst …, du sollst …, du kannst doch nicht ...! ...' daherkommt ist für den Einzelnen schwer zu nehmen und, nachdem wir alle den Weg des geringsten Widerstandes gehen, ist alles was von außen kommt und nicht in unser Wesen integrierbar ist, zu schwierig um danach zu leben.

Der Schlüssel dazu, ob 'Patchwork' als Familiensituation gelingt oder nicht ist im Umgang mit den Kindern zu suchen. Wie offen können Eltern über ihre Gefühle und ihre Beziehung reden und was leben sie ihren Kindern vor? Wie wurde und wird den Kindern die Elter-Paar-Beziehung vermittelt?

Wie wird ihnen vermittelt warum Mama und Papa jetzt nicht mehr beisammen leben wollen?

Für die Erwachsenen wäre es hilfreich darüber nachzudenken, wie sie selbst in ihrer Kindheit gelernt haben mit ihren Problemen umzugehen. Wieviel Geborgenheit sie bekommen haben und selbst weitergeben können. Wieviel Anerkennung und Wertschätzung ihnen und anderen Menschen gegenüber zuteil wurde und wie sie selbst, im Erwachsenenleben, auch Respekt und Anerkennung weiter geben. Es wird vielfach nicht daran gedacht, dass sie durch ihr Verhalten den Grundstein dafür legen, wie ihre Kinder als Erwachsene sein werden.

Eltern bleiben sie ein Leben lang - aber das Paar gibt es nicht mehr. Da gibt es plötzlich, wenn Kinder nicht oder ungenügend vorbereitet werden, einen großen Unsicherheitsfaktor im Leben der Kinder mit dem schwer umzugehen ist.

Man bedenke - Kinder haben keine Ahnung was alles im Leben passieren kann und schon gar nicht wissen sie wie sie reagieren können, daher brauchen sie für alles was neu geschieht ein Vorbild, etwas woran sie sich orientieren können.

In der Regel können Kinder gut mit neuen Anforderungen umgehen, sie tun im Grunde ja nichts anderes. Es fehlt ihnen auch jedes Bild davon wie etwas zu sein hätte. Für Kinder ist alles neu und alles lernbar. Alles was sie wollen ist – bei den Eltern sein oder zumindest auf sie zugreifen können.

Wenn Kinder vorgezeigt bekommen wie es funktionieren kann, wenn die Eltern nicht mehr im gleichen Haus oder in der gleichen Wohnung leben und sich trotzdem vertragen, dann stellen sie sich mühelos darauf ein.

Bemerken, dass etwas nicht stimmt tun Kinder relativ bald, äußern sich aber oft nicht, da besonders kleinen Kindern hierfür die Begrifflichkeiten fehlen.

Darum, sobald die Eltern vorhaben sich zu trennen wäre es vernünftig mit den Kindern, kindgerecht darüber zu reden, was da gerade passiert.

Kinder bemerken die eisige Kälte, die Streitereien oder das Schweigen der Eltern und machen sich selbst einen Reim darauf – einen äußerst schlechten (für das Kind) – ein worst-case. Womöglich reden sie mit einem anderen Kind, mit ähnlichen Erfahrungen und erfahren, dass das jetzt schlimm endet, weil plötzlich der Papa nicht mehr da war….

Mit einem Gespräch kann man das alles abfangen und muss nicht zusehen wie das Kind im Kindergarten plötzlich auffällig wird oder sich die Noten verschlechtern – nur weil man meint, das Kind aus dem Paarkonflikt raushalten zu müssen.

Es ist nicht nur die Angelegenheit der Eltern es ist die Angelegenheit der Familie, incl. der Kinder.

Wie geht das getrennte Elternpaar miteinander um?

Ist Reden noch möglich oder wurde solange zugewartet mit der Trennung bis nur noch Ablehnung und Zorn existieren?

Wie steht es um die Akzeptanz der neuen Partner des nunmehr getrennten Paares?

Wie lebt man den Kindern diese ambivalenten Gefühle vor?

Was zeigt man ihnen und wie möchte man, dass sie in ihrer Zukunft mit solchen Gefühlen umgehen?

Was will man, dass das Kind von einem lernt?

Kinder nehmen alles um sich herum auf, sie lernen indem sie vorgelebt bekommen wie Leben funktioniert, sie lernen in jeder Minute.

Auf alles, wofür sie in ihrem Leben noch keine Erfahrung sammeln und auch keine Schlüsse ziehen haben können, reagieren sie vorerst in ihrer ureigensten Form, dem Alter entsprechend, mit Rückzug, mit Zorn, mit Trotz, Hilflosigkeit, Ängstlichkeit.

Es ist für ein Kind schon schwierig genug die eigenen Gefühle auszudrücken und mit ihnen adäquat umzugehen. Wenn ihm dann aber vorgelebt wird wie Mama und Papa jetzt im Zorn miteinander umgehen, obwohl sie bis vor kurzem noch liebevolle Eltern waren, kann man sich vorstellen, dass die Gefühlswelt eines Kindes aus den Fugen gerät. Es ist hin-und-her-gerissen zwischen dem was es empfindet für jeden Elternteil und dem was es sieht, was ihre Eltern einander antun. Wenn Eltern einander auch noch schlecht machen vor dem Kind oder den neuen Partnern feindlich gegenüber stehen, dann wird ein gutes Zusammenwirken als Patchwork-Familie immer schwieriger.

Zur veränderten Familiensituation und Elternbeziehung gehört dieser neue Partner jetzt allemal dazu.

Das Kind will den 'neuen' Partner nicht und sieht ihn als Eindringling. Kann vorkommen muss aber nicht – kommt auf das Einfühlungsvermögen der Erwachsenen an.

Nicht drängeln. Manche Kinder gehen in den Beobachterstatus, wollen sehen wie es funktioniert ob sie auch gemocht werden, wenn sie nicht brav sind. Wollen Anerkennung und Fürsorge auch wenn sie selbst derzeit nichts geben sondern sogar abblocken. Vertrauen aufzubauen ist eine große Herausforderung und eine Prüfung in Geduld.

Obwohl das Kind tut als wäre es nicht da beobachtet es sehr genau was vor sich geht. Es zeigt sich von der schlimmsten Seite, klare Aussagen machen, Regeln setzen, sein lassen; einbeziehen, aber nicht drängen. Langsam, wenn es merkt, so ist es auch schön, da möchte ich dabei sein, kommt es von selbst in die neue Beziehung dazu.

Am besten funktioniert Patchwork, wenn Kinder in die anstehenden Veränderungen miteinbezogen und sie in die Planung der Feiertage und Ferien eingebunden werden. Je besser die Eltern miteinander reden können (den Kindern zuliebe), je besser sie ihnen - über ihren ureigenen, persönlichen Schmerz hinaus - vorleben, dass sie immer noch Eltern sind, bleiben und jederzeit für ihre gemeinsamen Kinder da sind, umso besser können auch Kinder mit diesen Situationen umgehen.

Nahezu problemlos akzeptieren sie unterschiedliche Orte und fühlen sich dort wohl wo auch immer ein Elternteil lebt. Aufmerksamkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Geborgenheit ist die Basis in der sich gut aufwachsen lässt.

Es kann vorkommen, dass die Kinder ganz unterschiedliche Lebenssituationen in den getrennten Wohnungen haben und selbst das stellt kein Problem dar, wenn mit ihnen auch darüber gesprochen wird. Unterschiedliche Regeln müssen vereinbart werden mit den Kindern, denn unterschiedliche Regeln gibt es auch bei den Großeltern und dort macht es auch nichts.

Die Eltern sollten von den unterschiedlichen Gegebenheiten wissen, aber sich nicht einmischen, sondern akzeptieren können. Die Kinder werden sonst aufgerieben im hin-und-her der unterschiedlichen Lebensformen. Sie fühlen sich dann nicht mehr wohl oder wollen zu einem Elternteil nicht mehr. Manchmal spielen sie die Eltern auch ungeniert gegeneinander aus.

Man muss nicht mögen was der andere tut, aber man kann es akzeptieren - lernen.

Wenn sich der nachfolgende Partner behutsam in die kleine Familie eingliedert, ohne in Besitz nehmen zu wollen, funktioniert auch das. Alles gehört kommuniziert, aber nicht zerredet.

Die Umstände sind jetzt so wie sind, da braucht man nicht viel erklären und sich entschuldigen. Die Eltern haben das Sagen und die Eltern haben jedes Recht der Welt ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen zu leben. Wenn Eltern nicht wissen wie sie einen neuen Partner vermitteln sollen und in ihren Gefühlen Unsicherheit zeigen wird die neue Beziehung wahrscheinlich problematisch werden.

Man muss zum (neuen) Partner stehen, die klare Aussage, der klare Wunsch und besonders die klare Feststellung, dass der neue Lebenspartner für einen Selbst ganz besonders wichtig ist, und man will, dass er/sie freundlich aufgenommen wird sind unumgänglich.

Der (neue) Partner hat sich verdient, kennengelernt zu werden und ist es alleine als Mensch in jeder Hinsicht wert akzeptiert zu werden, auch wenn man noch misstrauisch ist.

Wenn die Kinder spüren, welche Bedeutung der neue Partner hat werden sie umgeänglicher.

Je schwieriger die Trennung umso großer die Angst und Zurückhaltung der Kinder.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 12.08.2016 19:50:17

Noch keine Kommentare

Mehr von Ulrike-Anna